Das sagt der Mediziner
Affenpocken: Macht Quarantäne wirklich Sinn?

von Vera Dünnwald
Belgien hat’s als erstes Land getan und auf die vermehrten Fälle von Affenpocken-Viren reagiert. Hat sich in unserem Nachbarland jemand infiziert, muss er eine insgesamt 21-tägige Isolation antreten. Aber ist das wirklich sinnvoll? Und scheinen drei Wochen nicht etwas lang zu sein? Wir haben den Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht gefragt.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen zu den Affenpocken finden Sie in unserem Liveticker auf RTL.de
Hautausschlag-Symptom ist "Hauptproblem"
Dr. Specht erklärt, dass Affenpocken-Viren eine Inkubationszeit von bis zu 21 Tagen haben. Unter der Inkubationszeit versteht man die Zeit vom Zeitpunkt der Infektion bis zum eigentlichen Ausbruch der Erkrankung, also dann, wenn der Patient erste Symptome zeigt. „Die Inkubationszeit ist aber nicht gleichzusetzen mit der Ansteckungszeit, denn ansteckend ist der Infizierte erst NACH der Inkubationszeit, wenn die Symptome schon da sind“, erklärt der Mediziner im RTL-Interview.
Insofern mache die Quarantäne – beziehungsweise Isolation – in Belgien, wo 21 Tage verordnet sind, aber schon Sinn. Der Hauptgrund: der fiese Ausschlag mit den Pocken und Pusteln. „Dort ist das Virus drin. Solange der Patient diese Pocken, diesen Hautausschlag hat und diese Pusteln immer wieder aufgehen, kann man sicher sein, dass er infektiös ist. Wenn die Pocken aufgehen, aufplatzen oder sich der Betroffene kratzt, tritt Flüssigkeit hinaus, die hochansteckend ist.“ Erst wenn die Pusteln verkrustet und somit verheilt sind, sei man mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr ansteckend. Man möchte mit der hohen Inkubationszeit also auf Nummer sicher gehen, dass auch wirklich alles abgeheilt ist.
Lese-Tipp: Affenpocken-Fälle in Deutschland: Wie wird die Krankheit übertragen und wie schütze ich mich?
(Selbst-)Isolation hilft, um Ansteckungen zu verhindern
Wie wir auch schon während der Coronavirus-Pandemie gelernt haben, geht es bei der (Selbst-)Isolation darum, andere Menschen zu schützen und vor einer potenziellen Ansteckung zu bewahren. Das Affenpocken-Virus wird per Tröpfcheninfektion übertragen und es muss ein längerer Kontakt bestehen, zum Beispiel wenn Menschen in einem Haushalt leben oder ein Infizierter, mit Pusteln an der Hand, einem anderen Menschen die Hand reicht. Hat man also Symptome wie den Hautausschlag, sollte man sich in Isolation begeben und warten, bis die Pocken abgeheilt sind – auch wenn das insgesamt 21 Tage – vielleicht sogar länger – dauern kann.
Lese-Tipp: Unheimliche Parallele zu Corona? Das sagt der Medizin-Experte