Nach Stagnation in den vergangenen Jahrzehnten
Kabinett beschließt deutliche Rentenerhöhung ab Juli

Die Bundesregierung hat am Mittwoch die kräftigste Rentenerhöhung seit Jahrzehnten auf den Weg gebracht. Im ganzen Land sollen die Rentenzahlungen ab 1. Juli 2022 deutlich steigen. Vor dem Hintergrund steigender Preise warnen Sozialverbände und Gewerkschaften jedoch davor, dass die Rentenerhöhungen nur geringfügige Effekte haben werden.
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Erste Rentenerhöhung im Westen seit 1983

Folgende Verbesserungen sieht der Gesetzesentwurf von Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) konkret vor:
- Im Westen: Renten steigen nach einer Nullrunde im vergangenen Jahr um 5,35 Prozent
- Im Osten: Renten steigen nach einer nur geringen Erhöhung 2021 um 6,12 Prozent
- Langfristige Erhöhung der Erwerbsminderungsrente von bis zu 7,5 Prozent (ab 2024)
- Wiedereinführung des sogenannten Nachholfaktors
Frisst die Inflation die Rentenerhöhung wieder auf?
Sozialverbände und Gewerkschaften weisen aber auf die hohe Inflation hin. „Die in diesem Jahr vergleichsweise gute Rentenerhöhung wird von den steigenden Preisen komplett aufgefressen“, sagte Anja Piel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Nachholfaktor wieder in Kraft gesetzt
Die Renten werden jedes Jahr zum 1. Juli abhängig von der Lohnentwicklung angepasst. Bei sinkenden Löhnen wird durch die geltende Rentengarantie verhindert, dass die Altersbezüge ebenfalls sinken. Im schlimmsten Fall kommt es zu Nullrunden, wie im vergangenen Jahr.
Der Nachholfaktor soll bei wieder steigenden Löhnen diese verhinderte Rentenkürzung rechnerisch ausgleichen, Rentenanstiege fallen damit geringer aus. Die große Koalition hatte den Nachholfaktor ausgesetzt, nun wird er wieder in Kraft gesetzt. (dpa/tho)