E10: Kunden spielen nicht mit

E10: Kunden spielen nicht mit
© dpa, Michael Kappeler

Der nächste Biosprit-Ärger steht schon vor der Tür

Von Peter Stützer

Meine Freundin hat das Autofahren vorübergehend eingestellt. Einigermaßen verzweifelt, aber beneidenswert konsequent, denn sie traut keinem mehr über den Weg. Nicht dem Tankwart, der auch nur seinen Sprit verkaufen will. Nicht den Mineralölkonzernen, die scheren sich eh um nichts und um die Umwelt erst gar nichts, verstehen sich stattdessen meisterlich aufs Irreführen und Beschönigen. Zu viel Geld ist im Umlauf, die Hersteller bringen es gewissermaßen in den Markt. Niemand weiß, wohin es geht, aber jeder weiß, woher es kommt: vom Verbraucher letztlich, der zahlt längst die Zeche für jegliches Vergehen, das er weder begangen noch zu verantworten hat.

Stopp!

Denn wie es aussieht, spielt der Kunde nicht mehr mit. Er begehrt auf, er stellt Fragen und in Frage, er protestiert und demonstriert. Mini, Baujahr 2003: Kein Mensch wollte meiner Freundin garantieren, dass ihr Liebling keinen Schaden nimmt, wenn er den neuen Kraftstoff E10 schluckt bis zum Gehtnichtmehr. Der Tankstellenbesitzer mag den Kopf nicht hinhalten, die Niederlassung schickte auf Anfrage ein schwammiges Beruhigungsschreiben, der Hersteller schob gleich mal eine Zusatzwarnung hinterher. Denn der Anlass für weitere, vielleicht auch heftigere, folgenschwerere Diskussionen steht schon in den Versuchslabors bereit.

Kommt bald sogar E85?

E10: Kunden spielen nicht mit
© dpa, Patrick Pleul

Die Diskussion über Sinn und Unsinn des neuen 10-Prozent-Biostoffs E10, über den CO2-Ausstoß, der beim neuen Stoff eher zu- als abnehmen wird - das ganze, miese Schauspiel hat sich noch längst nicht beruhigt -, da steht der nächste Ärger vor der Tür. Sein Name: E85, ein Druckfehler ist das nicht. 85 Prozent Bio-Anteil, sogar reiner Bio-Diesel, so sollte es eigentlich weitergehen - brisant genug. Bloß: Wie soll die Politik, die die Einführung von E10 so abendfüllend in den Sand gesetzt hat, die sich in den üblichen Parteikämpfchen verlor, statt dem Autofahrervolk ungeachtet von Rang und Namen, von Parteikolorit, eigener Karriereplanung und Gesinnung, wie will Umweltminister Norbert Röttgen, der die Brisanz des Themas so vollkommen unterschätzte, als gelte es in der Abgeordneten-Kantine den Wechsel von Butter zu Lätta zu erklären, wie, bitteschön, wollen sie denn das alles beim nächsten Mal besser machen?

Der Krisengipfel war ein Reinfall

E10: Kunden spielen nicht mit
© dpa, Wolfgang Kumm

Dem gelben Wirtschaftsminister Rainer Brüderle war es in dieser heißen Phase ganz offensichtlich eine besondere Freude, den unerfahrenen schwarzen Umweltminister Norbert Röttgen ins offene Messer laufen zu lassen. Und Grünenchef Cem Özdemir plädierte nach dem in solchen Krisenzeiten üblichen Gipfel am vorigen Dienstag eben noch für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen, auch nicht eben neu und hilfreich. Der sogenannte Gipfel konnte sich nicht mal über die Verteilung der Portokosten für eine Informationsbroschüre einig werden - peinlich genug. Und vielsagend: Sein direktes Umfeld, das dürfte Röttgen mittlerweile klar sein, verfolgt ganz andere Interessen als er.

Mineralöl- und Autokonzerne interessiert letztlich nur der Gewinn; gegen diese übermächtigen Widersacher kann Röttgen nicht anstinken. Streng genommen haben ihm beide statt handfester Hilfe auch nur unzureichende Problemlösungen an die Hand gegeben. Es ist viel von erneuerbaren Energien die Rede. Dass diese auch schwächelnden Ministern zugute kommen, darf bezweifelt werden.

Aber meine Freundin wüsste so langsam gerne, wie es weitergeht für sie und ihren Mini. Die deutsche Bahn, das beweist sie ausgerechnet dieser Tage, ist halt doch nur eine unzureichende Alternative.

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