Fremdgehen: Wo beginnt der Seitensprung?

Untreue: Männer tolerieren mehr
Fremdgehen ist ein absoluter Beziehungskiller! Da sind sich Frauen und Männer absolut einig. Aber wo beginnt eigentlich der Betrug? Was kann man noch verzeihen, und wo gibt‘s die rote Karte? Tja, da beginnen schon wieder die kleinen Unterschiede. Wer ist toleranter bei der Treue? Und was steckt eigentlich hinter dieser unterschiedlichen Definition von Seitensprung?

Von Dagmar Baumgarten
Wer durch fremde Betten turnt, fliegt zu Hause raus. Daran hat sich nichts geändert. Aber was genau Fremdgehen eigentlich ist – das sehen Frauen und Männer doch noch sehr unterschiedlich. Bei einer aktuellen Umfrage der Agentur Parship gab es jedenfalls einige Überraschungen zum Thema Treue und Betrug.
Zum Beispiel bei dem pikantem Punkt käuflicher Sex . Der Besuch im Bordell: für Frauen immer noch ein No Go. Und umgekehrt? Da gab es von den Männern ein erstaunliches "vielleicht". Jeder sechste Mann würde einer Frau angeblich eine sexuelle Stippvisite bei einem Callboy verzeihen. Weil für Männer der Bereich Prostitution frei von Gefühlen ist, droht da angeblich keine emotionale Bindung, deshalb könnten es viele Männer angeblich verzeihen
Wo beginnt Fremdgehen? Was ist mit Fremdknutschen? Auch hier sind die Männer anscheinend toleranter. 40 Prozent würden ihrer Partnerin eine Züngelei mit einem Anderen verzeihen. Einem Drittel der Frauen dagegen wären innige Küsse mit einer anderen bereits zu intim, und damit ein Trennungsgrund.
Für viele Frauen beginnt der Betrug bereits im Kopf. Denkt der Mann ständig an eine andere, empfinden dass 44 Prozent der Frauen bereits einen heftigen Störfaktor für die Beziehung. (Weil die Männer das wissen, behalten sie es deshalb auch meistens für sich). Zwei Drittel der Männer sehen angeblich großzügig darüber hinweg, wenn die Frau beim Sex an einen anderen denkt.
Apropos tolerante Typen, auch beim Thema Erotik, bzw. Schmuddelfilmchen drücken die Herren viel öfter mal ein Auge zu als die Frauen. Die Akzeptanz des pornoguckenden Partners fällt Frauen deutlich schwerer als Männern.
Hintergrund ist oft die Angst, mit den getunten Pornosternchen verglichen zu werden und irritiert zu sein, dass der eigene Partner so etwas offensichtlich erregend findet.
Bezahlter Sex ist für Männer ok?
Aber Vorsicht - sich auf diese Studie zu verlassen kann gefährlich sein. Denn auch wenn hier nach bestem Wissen und Gewissen angekreuzt wurde, weicht die Realität oft ab. Der Grund: Männer geben sich theoretisch toleranter, weil sie sich unbewusst wünschen, sich damit praktisch das gleiche Recht rausnehmen zu dürfen.
Zum Bespiel beim Thema bezahlter Sex. So rein theoretisch tolerieren sie größtenteils einen Abstecher der Partnerin zum Callboy. In der Realität kommt dann aber doch kaum ein Mann damit klar, wenn die eigene Partnerin einen Fremden für Sex bezahlt. Weil er eben doch ahnt, dass es nicht völlig bedeutungslos ist, wenn sich eine Frau Sex, und damit Intimität bei einem anderen Mann holen will.
„Hey Schatz, bring du doch den Müll nachher runter, ich bin gleich weg, weil ich mich von Frederico heute noch mal ran nehmen lasse!“. Den Mann will ich sehen, der sich das von seiner Partnerin sagen lässt, ohne dass sein Puls hochschnellt, und sich die Kehle zuschnürt.
Und er hat Recht damit. Wenn es soweit ist, dass erotische Reize außerhalb der Partnerschaft gesucht werden, stimmt in der Beziehung etwas nicht mehr. Wer ständig das Gefühl hat, woanders etwas zu bekommen, was man beim Partner/in nicht bekommt, und sich vormacht, dass das aber nichts mit der Beziehung zu tun hat, betrügt erst mal sich selbst, und dann meist den anderen. Untreue ist mit einer glücklichen Beziehung nicht zu vereinbaren.
Denn beim Fremdgehen geht es ja erster Linie nicht nur um Triebabbau. Das bekommen Frauen wie Männer ja zumeist noch mit sich selber hin. Es geht (auch oft unbewusst) um Sehnsucht nach Bewunderung und Anerkennung oder auch Nähe: Dies sind so eklatant wichtige Dinge für eine Beziehung, dass man sie nicht einfach woanders suchen und befriedigen kann.Toleranz ist ja was Tolles, aber wer zu viel Freiraum fürs Fremdgehen lässt, oder sich nimmt, ist meist schon im Begriff, die Beziehung zu verlassen.