Warum es nicht darauf ankommt, wann wir essen, sondern was
„Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages": Vor allem ein Werbespruch

von Nora Rieder
Sind Sie auch mit der Vorstellung groß geworden, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit das Tages ist? Wohl unzählige Kinder haben noch die liebevoll gemeinte Drohung ihrer Eltern oder Großeltern im Ohr, das Haus bloß nicht mit leerem Magen zu verlassen. Doch wie wichtig ist das Frühstück wirklich?
Warum wir denken, frühstücken zu müssen
Die einen greifen zum Toast mit Marmelade, die anderen schwören auf ihr Müsli, den dritten reicht eine Banane: Aber viele Menschen haben ein ungutes Gefühl, wenn sie morgens nichts essen. Denn die meisten von uns sind mit dem vermeintlichen Wissen groß geworden, dass uns erst ein nahrhaftes Frühstück leistungsfähig macht.
Doch wie es scheint, sind wir alle einer perfekten Marketingmasche aufgesessen: Mit dem Spruch „Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ bewirbt der US-Arzt John Harvey Kellogg im Jahr 1897 seine Cornflakes. Und noch heute suggerieren viele Slogans und Werbespots, dass wir auf alles verzichten können – nur nicht auf ein ausgiebiges Frühstück. Doch wie wichtig ist die erste Mahlzeit des Tages wirklich?
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Wie sieht das optimale Frühstück aus?
Grundsätzlich gilt: Wer morgens noch keinen Hunger hat, braucht sich nicht zum Frühstücken zwingen. In zahlreichen Studien wurde mittlerweise nachgewiesen, dass das Frühstück am Morgen weder den Stoffwechsel ankurbelt, noch beim Abnehmen hilft. Sinnvoll ist es jedoch, direkt nach dem Aufstehen ein Glas Wasser zu trinken. Das pusht tatsächlich den Stoffwechsel und hilft unserem Körper, die Abbauprodukte, die in der Nacht angefallen sind, schneller abzutransportieren.
Wer jedoch morgens hungrig ist, sollte Lebensmittel wählen, die gut sättigen und unseren Körper über längere Zeit mit Energie versorgen. Denn vor allem unser Gehirn ist auf eine regelmäßige Energiezufuhr angewiesen.
Optimalerweise sollte unser Frühstück zu je einem Drittel aus Vollkornprodukten, fettarmen Milchprodukten, einer Handvoll Obst oder Gemüse sowie einem Glas Wasser, ungesüßtem Tee oder Kaffee bestehen.
Wer es süß mag, kann beispielsweise ein Musli mit fettarmem Naturjoghurt und frischen Beeren oder aber Porridge mit einer Banane und einer Prise Zimt wählen. Wer es lieber herzhaft mag, kann morgens Vollkornbrot oder ein Vollkornbrötchen mit Käse, Quark oder einem Gemüseaufstrich wie Hummus essen und das Ganze mit Gurken- oder Tomatenscheiben garnieren.
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Energie über Stunden: Diese Lebensmittel machen lange satt
Um nach dem Frühstück möglichst lange satt zu bleiben, sollten wir zu Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an langkettigen Kohlenhydraten und Ballaststoffen greifen. Dazu zählen Vollkornprodukte wie Haferflocken, Vollkornbrot oder -brötchen. Die enthaltenen Kohlenhydrate kann unser Körper nicht so leicht aufspalten. Dadurch bleibt der Blutzuckerspiegel konstant und unser Gehirn wird gleichbleibend mit Energie versorgt. Außerdem sorgen die Ballaststoffe dafür, dass wir lange satt bleiben.
Auf Weißmehlprodukte sollten wir hingegen so oft es geht verzichten: Helle Brötchen, Toast, aber auch Croissants oder Laugengebäck enthalten nämlich überwiegend einfache Kohlenhydrate. Und diese kann unser Körper leicht aufspalten und in Zucker umwandeln. Folglich schießt der Blutzuckerspiegel in die Höhe. Doch genauso schnell, wie er ansteigt, fällt er auch wieder ab. Und das hat zur Folge, dass wir schon nach kurzer Zeit wieder Hunger haben und im Endeffekt meist auch mehr essen.
Aus diesem Grund sollten wir auch auf Cerealien wie Schokopops oder gesüßte Flakes verzichten: Sie sind stark verarbeitet und bestehen zu bis zu 40 Prozent aus Zucker. Daher müssten wir sie streng genommen eigentlich zu den Süßigkeiten zählen.
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Entscheidend ist nicht wann, sondern was wir frühstücken
Fazit: Um morgens leistungsfähig zu sein, müssen wir nicht zwangsläufig frühstücken. Viel wichtiger als der Zeitpunkt der ersten Mahlzeit ist deren Zusammensetzung. Wer auf ein ausgewogenes und langanhaltend sättigendes Frühstück setzt, beugt auch häufigem Snacken und somit Übergewicht vor.
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Einzige Ausnahme: Kinder und Jugendliche sowie Diabetiker, Schwangere und stillende Frauen sollten frühstücken, da sie auf eine regelmäßige Energiezufuhr angewiesen sind.