Luxuslärm im Exklusiv-Interview

Ohne Plattenfirma zum Erfolg: „Wir machen alles in Eigenregie“
Mit ihrem mittlerweile dritten Album „Carousel“ eroberten Luxuslärm, die Band rund um Frontfrau Janine „Jini“ Meyer, die Top 10 der Charts, und ihr aktueller Song „Mehr Gewicht“ (feat. Culcha Candela), hat nicht nur Ohrwurmqualität, sondern ist gleichzeitig ein lauter Appell gegen den Magerwahn.
Luxuslärm sind in der deutschen Musikszene längst kein Geheimtipp mehr. Inzwischen schaffen sie es locker, Konzerthallen zu füllen - Erfolgsende nicht abzusehen. Das war allerdings nicht immer so. Wir haben die Fünf backstage getroffen und erfahren, wie hart der Weg zum Erfolg sein kann - und auch, wem der außergewöhnliche Bandname zu verdanken ist ...
von Nicole Feybert
Eure neue Single „Mehr Gewicht“ ist ein Statement gegen den allgegenwärtigen Magerwahn. Die Problematik ist ja nicht neu, was war der Auslöser für Euch, den Song zu schreiben?
„Jini“ Meyer: Dieses Einprasseln von Medien auf die Jugendlichen und dieses falsche Idealbild, das dort dargestellt wird, hat uns gerade aktuell so angenervt, dass das für uns ein ganz großes Thema wurde. Wir haben nicht nur megaschlanke Fans und die haben uns gesagt: „Hey, wir möchten auch mal T-Shirts eurer Band anziehen, die können ruhig XXL sein“. Wir sind gerade fleißig dabei, das umzusetzen.
Jan Zimmer (Drums): Der Hammer ist, dass man selbst bei dem Versuch, XXL- Shirts zu bekommen, die Antwort bekommt, dass es die nicht gibt. Weil kräftigere Leute für diesen Merchandise-Artikel gar nicht vorgesehen sind! Es hieß wortwörtlich „ … man möchte nicht, dass solche Leute T-Shirts einer Band tragen und nach außen Werbung dafür machen“. Das ist krass!
JM: Wir haben uns dann prominente Unterstützung von Culcha Candela geholt. Das Thema hat sie ebenfalls sehr interessiert! Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist kurz vor Ende der Fastenzeit … zum Schlemmen für alle!
Dirk Bach spielt im Video mit, wie ist es dazu gekommen?
JM: Wir haben ihn angefragt, die Musik dazu rübergeschickt und er hat sofort zugesagt. Dirk hat sich einen Tag freigenommen und das Video gedreht. Er hat uns Schokolade mitgebracht, mit seinem Kopf drauf abgebildet (lacht) … Curry-Ananas-Geschmack. Lecker!
"Wenn wir unsere Band in den Sand setzen, haben wir es verbockt - niemand sonst."

Ihr habt nun euer drittes Album veröffentlicht, wie geht ihr mit dem Thema Erfolgsdruck um?
JM: Ich persönlich gehe ganz entspannt an diese Songwritingphase rangeht. Ich denke nicht so was, wie: „Das Album MUSS jetzt noch besser werden“. Trotzdem, als unser Album „Carousel“ in die Top 10 gekommen ist, war das der Wahnsinn! Als Indie-Band ohne Plattendeal so weit nach vorne zu kommen, das ist nicht selbstverständlich.
Ihr managt tatsächlich alles selbst, ganz ohne Plattenfirma im Rücken?
JM: Ja. Natürlich gibt es mittlerweile die Anfragen von Plattenfirmen, aber wir sind so ein eingespieltes Team, haben kurze Wege, kurze Entscheidungen, können sofort sagen: „Ja. Haben wir da Lust drauf?“ Man hat natürlich auch das ganze Risiko: Keinen, der z. B. Geld fürs Video spendiert, das müssen wir alles selbst erarbeiten. Das ist für uns zwar der langsamere, aber richtige Weg.
JZ: Mit der Anzahl der Konzerte, die wir im Jahr geben, ist es aber auch nicht mehr zu toppen. Nur von der Logistik her wird es komplizierter, wenn die Produktionen größer werden. Sollten wir außerhalb von Deutschland touren, dann müssten das andere Firmen für uns organisieren.
Ist das ein Weg, den ihr auch anderen Newcomerbands empfehlen würdet?
JZ: Als Newcomerband ist es natürlich ein Riesenerfolg, wenn eine Plattenfirma einen Vertrag anbietet. Im Nachhinein ist es aber so, dass wir uns freuen, dass es damals nicht geklappt hat. Wir sind zwar den steinigeren Weg gegangen, aber dafür den der Eigenregie. Angefangen von T-Shirt-Layouts, Singleauskopplungen und Bühnenoutfits, das sind alles Sachen, die wir selbst entscheiden konnten. Egal was passiert, wir können immer sagen, es ist unsere Entscheidung gewesen. Wenn wir das Ding mal in den Sand setzen, sind wir auch selbst schuld daran.