6 Mütter: Anne-Sophie Briests Haupteigenschaft als Mutter ist bedingungslose Liebe
Im Interview verrät uns Anne-Sophie Briest, was sie an "6 Mütter" gereizt hat, wie sie ihren Erziehungsstil bezeichnen würde und was sie von den anderen Müttern aus der Staffel mitgenommen hat.

"Man hat eine Lebensaufgabe mit Kindern."
Was hat Sie an „6 Mütter“ gereizt?
Ich kann bei „6 Mütter“ eine Seite zeigen, die vielleicht vielen fremd ist. Man findet einfach so viele Gemeinsamkeiten, wenn man genauer hinguckt. Gerade die anderen Mütter und ihre Geschichten kennenzulernen, ist spannend.
Haben Sie die erste Staffel „6 Mütter“ verfolgt?
Ich habe die erste Staffel gesehen und habe für mich mitgenommen, dass die Sendung keine Overvoice-Böswilligkeit hat, sondern immer eine sehr wohlwollende, dokumentarische Art. Es hat mich gereizt, dass „6 Mütter“ einfach sehr hochwertig, sehr angenehm und nicht vorführend produziert ist.
Ist das auch tatsächlich das Besondere, dass diese Intimität stattfinden kann?
Das Besondere ist tatsächlich, dass es näher dran, ehrlicher, dokumentarischer ist und dadurch auch so viel Wärme hat. Das haben wir vor allem in den Aufzeichnungen der Diskussionsrunden gemerkt. Da hätte man ganze Talkshows draus schneiden können, weil wir einfach viele Themen diskutiert haben. Wir waren uns so nah und man hat einen guten Einblick in die Welt der Mütter bekommen. Uns verbindet einfach mehr als uns trennt. Und so ist das weltweit. Eine Mutter in Miami liebt ihr Kind genauso im Bikini wie eine Mutter im Bahrain ihr Kind mit einer Burka. Das ist einfach ein Fakt. Ob du jetzt Promi-Mutter bist oder nicht, wir haben alle dieselben Probleme, dieselben Mathe-Hausaufgaben zu Hause. Wir müssen alle den Geschirrspüler ausräumen und unsere Leistung bringen, haben Zukunftsängste für uns und unsere Kinder. Wir lieben unsere Kinder, sind genervt von ihnen und wir könnten ihnen manchmal an den Löffeln ziehen.
Haben Sie auch Ideen für sich selbst mitgenommen?
Ich habe mir vorgenommen, von jeder einzelnen Mutter, die ich kennengelernt habe, ein Fazit oder einen Merksatz mitzunehmen. Nach jeder Episode habe ich mir überlegt, was diese Story mir geben kann. Patricia Kelly hat mir zum Beispiel gezeigt, dass nicht immer nur die Arbeit und der Erfolg zählen. Sei mal ein bisschen bei dir, nimm dir Zeit für dich. Das hat sie sehr gut beschrieben nach der Zeit mit der „Kelly Family“. Sie hat wirklich nur noch gearbeitet und hatte kein Privatleben mehr. Darauf muss ich auch achten, dass ich nicht zu viel für andere mache und mal an mich selbst denke. Von Verona Pooth habe ich mitgenommen, dass es wirklich egal ist, wenn die Leute sagen: Ist die überhaupt jemals zu Hause? Die hat doch bestimmt fünf Haushälter. Dann sagt sie „Ja, das ist so“, obwohl es nicht stimmt. Man darf sich einfach nicht auf diese Diskussionen einlassen. Es muss einem wirklich egal sein, was sie reden. Von Caroline Beil haben wir alle mitgenommen, dass wir noch mal ein Baby machen wollen. (lacht) Von Ute Lemper habe ich gelernt, dass man immer mehr als 100 Prozent gibt. Auch wenn dir dein Knie und deine Füße wehtun und du zum millionsten Mal diese Broadway-Show tanzt, gibst du immer dein Bestes. So hat jede Person mir so viel mitgegeben und ich bin froh, dass ich mitgemacht habe.
Welchen Erziehungsstil haben Sie?
Mein Erziehungsstil ist konsequent, einfordernd und dabei sehr liebevoll. Ich bin jemand, der sehr gerne lobt. Das ist ganz wichtig. Ich führe ein Unternehmen mit einer Geschäftspartnerin mit 60 Mitarbeitern. Da muss ich genauso Führungsperson sein wie als Mutter. Man ist da vorne dieses Entenweibchen, dem die Küken hinterherrennen. Als diese Person muss man loben können, das Beste aus dem Menschen rausholen und sie nicht niedermachen. Man sollte konsequent kommunizieren, was man erwartet. Wenn man seine Erwartungshaltung nicht kommuniziert – das ist wie in einer Partnerschaft. Wenn ich von meinem Mann erwarten würde, dass er den Müll runterbringt, aber es ihm nie sage, mich dann scheiden lasse und der Grund ist, weil er nie den Müll runtergebracht hat, dann sagt er: „Warum hat sie denn nie was gesagt? Das hätte ich doch gemacht. Aber jetzt ist die Ehe leider vorbei.“ Und so ist das auch mit deinen Kindern. Du hast Verantwortung, bist Führungsperson und Führung heißt tatsächlich, das Beste aus dem Menschen rausholen.
Was ist die Haupteigenschaft einer Mutter?
Die Haupteigenschaft ist Liebe, die nicht an Bedingungen geknüpft ist. Es ist nicht so, dass wenn das Kind sein Zimmer aufräumt, man es lieb hat und sonst nicht. Die Tendenz haben Väter manchmal. Die Aufgabe der Mutter ist es, mit dieser Liebe das Kind klar und konsequent auf den richtigen Weg zu bringen.
Wie sind Sie selbst aufgewachsen?
Ich bin sehr frei groß geworden, weil der Fokus eher auf meiner jüngeren Schwester lag. Sie hat es geschafft, tausende Eintragungen aus der Schule mitzubringen. Irgendwas war immer und ich war immer diejenige, die sehr gut funktioniert hat. Und diese Eigenschaft habe ich immer noch. Ich stehe nachts in der Küche, um Cupcakes zu backen. Wenn die Kinder von mir erwarten, dass ich zum Cheerleading Cupcakes mitbringe, fällt es mir schwer, die nicht mitzuhaben. Das ist bescheuert, weil wahrscheinlich auch Brownies reichen, aber so bin ich einfach nicht. Wenn ich mir vorgenommen habe, Glitzer-Cupcakes zu machen, dann müssen die es auch werden.
Manchmal bewegt man sich da auch in so einer Mühle…
Man hat eine Lebensaufgabe mit Kindern. Du hast eine Erwartungshaltung von der Schule, von Kinderärzten, Millionen Termine, Kindergeburtstage, das Geschenk muss ordentlich eingepackt sein und die Übernachtungsmatratze im Kofferraum sein. Irgendwas ist immer. Und andererseits frage ich mich manchmal, wenn man dieses Gerüst nicht hätte, was wäre dann? Ist diese Mühle nicht vielleicht ein tolles Gerüst, in dem man sich trotzdem entfalten kann. Dieses Raster kannst du ja selber füllen. Natürlich ist ganz viel vorgegeben. Die Schule fängt nun mal um 8 an, da können wir uns drehen und wenden, wie wir wollen. Aber dann füll doch das restliche Raster selbst, mit einem Herbstspaziergang zum Beispiel. Und ja, du bringst morgens um 9 Uhr dein Kind in die Trainingshalle oder stehst um 7 auf, um das Hockeyteam zu fahren. Dann stellst du fest, dass Aaron seinen Schläger vergessen hat und fährst noch mal zurück. Das sind doch deine Lebensentscheidungen. Zum Beispiel Kinder und Sport: Jetzt sagen viele, ich habe einfach keine Lust, früh aufzustehen und diese Mühle mitzumachen. Aber wissen die, wie viel diese Mühle deinen Kindern gibt? Es gibt ihnen einen Team-Gedanken. Hier geht es darum, was alle möchten. Sie wollen gewinnen und dafür muss man hart arbeiten, deswegen machen Kinder Sport. Hart arbeiten, um was zu erreichen, die ganze Saison, um am Ende vielleicht Deutscher Meister zu werden. Wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause – das kennen viele Kinder gar nicht mehr. Das macht Sport und deswegen stehst du früh auf. Dass dein Kind was für sein Leben mitnimmt. Und das sind so die Themen, das kann man jetzt als nervige Mühle bezeichnen oder als Wahrnehmung einer Chance.
War die Intimität, die ihr ja Preis gebt, ein Problem für euch?
Die Intimität haben wir ja nicht mehr preisgegeben, weil meine Tochter auf alles die Kamera hält. Wenn Faye auf YouTube live geht, gucken ja schon manchmal zwei Millionen Leute zu. Die Einschaltquoten, die eine Liveshow hat, sind überragend. Deswegen war es für mich auch keine Frage. Ich habe keine kleinen Kinder, über deren Kopf ich hinwegentscheide. Unser Wohnzimmer haben bestimmt schon 28 Millionen Menschen auf Fayes Kanal gesehen. Was soll ich da jetzt noch verstecken? Da können die Zuschauer bei VOX auch nichts mehr machen.
Was macht Sie glücklich? Was lässt Sie verzweifeln?
Mich macht es glücklich, in einer Turnhalle zu sitzen, die Sneaker quietschen über den Boden und Faye tanzt mit ihrem Team. Ich liebe Gyms, ich könnte den ganzen Tag beim Sport zugucken. Sport machen macht mich auch glücklich, aber nicht so glücklich wie zugucken. Was lässt mich verzweifeln? Das ist eine gute Frage. Ich glaube, verzweifeln ist etwas für Aufgeber. Ich bin halt so gar nicht Aufgeber, ich bin eher Aufsteher. Ich habe keine Zeit zum Verzweifeln und ich möchte das auch gar nicht. Ich möchte nicht wütend sein auf jemanden. Ich möchte diese negativen Gefühle nicht haben, ich versuche es mir einfach schön zu machen.
Ihre Tochter ist 14. Wenn Sie zurückblicken – welche waren die spannendsten Jahre in der Erziehung?
Die spannendsten Jahre bei Faye waren sicherlich die Anfänge, als sie gelernt hat zu sprechen. Die Kommunikation, die kleinen Kinder-Weisheiten, die so pur sind. Und diese Liebe, die sie zu Sachen hat, das Leuchten in ihren Augen – das liebe ich an Faye, das hat sie heute noch. Ich liebe es, ihr zuzugucken, glücklich zu sein. Wenn man das als Mensch hat, immer aus allem etwas Tolles mitzunehmen und sich selten zu beschweren. Das kann Faye auch, aber dann nimmt sie sich zurück und sagt „Was rede ich hier eigentlich? Es gibt Kinder in Syrien, die gerade ein ganz normales Leben hatten und jetzt hier in Deutschland sitzen und ihr Zuhause verloren haben“. Dann freue ich mich einfach für Faye. Und ich glaube, so eine Grundeinstellung, eine Neugierde, eine Eigendisziplin und Eigenmotivation ist gottgegeben.