: Autismus: An diesen Symptomen kann man eine Autismus-Spektrums-Störung erkennen

Greta Thunberg ist wohl aktuell die bekannteste Autistin der Welt. Aus ihrem Leben mit Autismus macht die 16-jährige Klima-Aktivistin kein Geheimnis.

Der Poetry-Slammer Samuel Otto nimmt sich selbst und seine Umwelt auf eine ganz besondere Weise wahr: Beim VOX-Short-Format „#VOXStimme“ berichtet er ganz persönlich von seinen Erlebnissen in einer Welt, die ihm manchmal vorkommt, wie ein fremder Planet.

Aber wie können Eltern erkennen, ob ihr eigenes Kind – oder vielleicht sogar sie selbst – eine Form von Autismus haben?

autismus junge am fenster.jpg

Was ist Autismus?

Zunächst einmal: Autismus ist KEINE Krankheit und Autismus ist auch keine Folge falscher Erziehung. Autismus kann mit einer geistigen Behinderung einhergehen – muss es aber nicht. Früher, in den 50er Jahren, hielt sich hartnäckig die Annahme, dass Autismus bei Kindern eine Folge von "gefühlskalten Müttern" wäre – was mitlerweile hinreichend widerlegt ist. Autismus ist vielmehr eine Entwicklungsstörung mit den unterschiedlichsten Ausprägungen. Daher gibt es auch nicht DEN typischen Autisten. Kennt man einen Autisten – dann kennt man genau einen Autisten.

Und: Autismus ist nicht heilbar – aber es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, je nach Ausprägung, mit Autismus umzugehen und autistische Kinder zu fördern. So viele Möglichkeiten, wie es Autisten gibt.

Auf diese Symptome können Eltern achten

Boy paints with tempera colors paints in her living room Lima, Callao Region, Peru CR_BILL230215-1127688-01 ,model relea
© IMAGO/Cavan Images

Beim frühkindlichen Autismus können bereits vor dem dritten Lebensjahr eines Kindes die ersten Anzeichen erkannt werden. Die Kinder fangen häufig erst sehr spät an zu sprechen – oder sprechen in der Tat gar nicht. Die Intelligenz ist eher eingeschränkt – aber nicht immer. Oft interessieren sich diese Kinder nur für eine ganz bestimmte Sache oder wollen bestimmte Spiele oder Verhaltensweisen immer wieder wiederholen. Gespielt wird meistens eher (auffällig) stereotyp, das heißt, es wird immer der gleiche Ablauf immer wieder von vorne und immer nach der gleichen Ordnung gespielt. Oft sind sie dann so in ihr Spiel vertieft, dass sie gar nicht reagieren, wenn man sie (auch mehrmals) anspricht – manchmal reagieren sie erst bei Berührung. Bei Menschen mit einem frühkindlichen Autismus, die eine durchschnittliche Intelligenz und keine geistige Behinderung aufweisen, spricht man von 'High-Functioning-Autismus' (im Gegensatz zum 'Low-Functioning-Autismus'). Auch wenn diese Kinder erst später anfangen zu sprechen, haben sie im fortgeschrittenen Kindesalter gute Fähigkeiten, sich verbal auszudrücken. Jungen haben übrigens 3-4 mal häufiger eine Autismus-Spektrum-Störung, als Mädchen.

Kommunikation, soziale Regeln? Meist schwierig.

Autisten haben meist Schwierigkeiten, den Gesichtsausdruck ihrer Mitmenschen zu deuten, was es ihnen schwer macht, auf bestimmte Gefühlsregungen ihres Gegenüber angemessen zu reagieren. Auch 'unklare' verbale Äußerungen, wie Sprichwörter, Wortspiele oder Ironie werden meist wörtlich genommen und somit nicht verstanden. Manche Kinder mit Autismus haben Schwierigkeiten soziale Regeln zu begreifen, besonders wenn die Begründung lautet „das macht man eben so". Fälle in denen Autisten keine körperliche Nähe oder Berührungen ertragen können, können vorkommen. Häufig ist es aber durchaus so, dass Autisten sich menschliche Nähe wünschen, aber nicht genau wissen, wie sie diesen Wunsch angemessen umsetzen sollen.

Achtung Reizüberflutung!

Eine Praktikantin liest an einem Sozialen Tag einer Hilfsorganisation Kindern in einer Kita vor. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild
© Sebastian Gollnow/dpa/Symbolbild

Die Fein- und Grobmotorik von Kindern mit Autismus kann stark eingeschränkt sein – Ergotherapie- oder auch Logotherapie-Angebote können hier hilfreich sein. Manche Autisten sind extrem empfindlich, was die sinnliche Wahrnehmung angeht – schnell stellt sich eine Reizüberflutung ein, auf die Autisten häufig mit einer Form von Abschalten oder Sich-Zurückziehen reagieren.

Chaos? Nein, danke!

Für Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung sind Situationen, in der in gewisser Weise „eine Ordung aufgelöst" wird, äußerst schwierig auszuhalten. Ein gutes Beispiel dafür: Die Pause auf dem Schulhof. Viele autistische Schüler würden wegen diesem lauten Chaos am liebsten allein in der Klasse sitzen bleiben. Oder sie ziehen sich in eine ruhige abseits gelegene Ecke des Schulhofs zurück.

Kein Schulsystem für Autisten?

Autistische Kinder lernen anders: In großen Klassen mit klassischem Frontal-Unterricht gehen sie allerdings unter – zu vielseitig sind für sie die Möglichkeiten „sich auszuklinken". „Unser Schulsystem ist nicht für die Menschen mit Autismus gemacht" heißt es im Themenheft Inklusion der Bezirksregierung Düsseldorf. Förderschulen mit kleineren Klassen, geschultes Lehrpersonal und günstige räumliche Gegebenheiten (nicht zu viel Reizüberflutung, Rückzugsmöglichkeiten) können hier sehr hilfreich sein. Viele Schulen bieten Autismusberatung an, aber auch Schulsozialarbeiter, das Jugendamt und Autismus-Therapiezentren stehen Eltern mit Rat und Tat zu Seite. Beispielsweise besteht auch die Möglichkeit, einem Kind mit Autismus einen 'Helfer' an die Seite zu stellen – eine geschulte Vertrauensperson, die dem Kind ganz konkret im Klassenzimmer hilft, seinen Schulalltag zu organisieren. Eine klare Handlungs-Struktur ist im Alltag von Autisten enorm wichtig. Eine Standardtherapie gibt es bei Autismus übrigens nicht.

Was können Eltern tun?

Eltern, die sich unsicher sind, ob bei ihrem Kind eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt, können grundsätzlich zunächst mit den Kita-Erziehern oder den Lehrern ihres Kindes sprechen. Oft ist es aber auch so, dass gerade diese es sind, die die Eltern auf eine solche mögliche Störung hinweisen. Ein weiterer Ansprechpartner wäre der behandelnde Kinderarzt, schon allein, weil der gegebenenfalls eine Überweisung an das örtliche SPZ (sozialpädiatrische Zentren der ambulanten Krankenversorgung für Kinder und Jugendliche) austellen muss. Im SPZ wird zunächst mal eine Diagnose gestellt. Diese ist wichtig für eventuell folgende Therapieansätze. Sozial- und Jugendhilfe-Institutionen sowie Schulämter stellen extra geschulte Autismus-Berater (für Eltern und Lehrkräfte) als Ansprechpartner zur Verfügung. Diese helfen in allen Fragen weiter – auch in den organisatorischen, wenn es beispielsweise darum geht, Anträge zu stellen. Sie stellen auch auch Infomaterial zur Verfügung. Daüber hinaus gibt es zahlreiche Selbsthilfegruppen und Autismus-Therapiezentren an die man sich wenden kann – dort werden außer vielseitigenTherapieangeboten auch Eltern-Trainings angeboten, was im ‚richtigen‘ Umgang mit einem autistischen Kind enorm unterstützend sein kann. Nützliche Informations-Adressen und Broschüren: - www.autismus-online.de - www.autismus.de (Broschüren von Verband "Hilfe für das autistische Kind") - "Asperger-Autisten verstehen lernen", autismus-Mittelfranken e.V., 2013 - "3. Themenheft Inklusion" Hrsg. Bezirksregierung Düsseldorf, 2022.

#VOXStimme

Der Poetry-Slammer Samuel Otto nimmt sich selbst und seine Umwelt auf eine ganz besondere Weise wahr: Beim VOX-Short-Format „#VOXStimme“ berichtet er ganz persönlich von seinen Erlebnissen in einer Welt, die ihm manchmal vorkommt, wie ein fremder Planet.

In der TV-Sendung „Der Hundeprofi unterwegs". widmet sich Martin Rütter dem Thema Autismus – Störung oder Superkraft?, das in den vergangenen Jahren immer mehr in den Fokus gerückt ist. Jederzeit auf RTL+ zu sehen..