Clean Bandit "New Faces"

Clean Bandit - Musiktipp

“So you think electronic music is boring? You think it’s stupid? You think it’s repetitive? Well it is repetitive.“ So lautet das Intro zu Clean Bandits erstem Smashhit „Mozart`s House“, mit dem das britische Quartett Anfang letzten Jahres erstmalig in der Welt der Dancemusic auf sich aufmerksam gemacht hat. Ein Song, der sich um Welten von herkömmlichen Clubtracks unterscheidet - und genauso weit ist ihre Arbeitsweise von der konventioneller Bands entfernt.

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Clean Bandit bestehen aus vier Menschen, die zusammen drei miteinander verflochtene Paarungen ergeben: Zwei Brüder, zwei Kindergartenfreunde und ein Liebespaar, die sich die totale Kontrolle über jedes noch so winzige Detail ihrer Musik und ihrer Videos teilen. Und nicht nur das: Gemeinsam teilt das Quartett eine Geschichte, die sich mittlerweile über vier Jahre und über 2.000 Meilen spannt. Mit dem Release ihres ungeduldig erwarteten Albumdebüts „New Eyes“ findet diese Story nun ihren vorläufigen Höhepunkt!

Obwohl man es ihrem ersten Nr. 1-Hit „Rather Be“ – der ganz nebenbei auch die am schnellsten verkaufte Single des Monats Januar der letzten 20 Jahre darstellt – nicht wirklich anhören kann, gründete sich der Pop-Meets-Klassik-Vierer in den wissensschwangeren Hallen der weltberühmten Cambridge University. 50 Prozent bestanden schon damals aus Grace Chatto und Neil Amin-Smith, die bereits seit Kindesbeinen an zusammen in North London spielten. Irgendwann begann Grace` Freund Jack Patterson, „Beats und Basslines zu unseren kurzen Konzertaufnahmen zu komponieren, um den Leuten etwas ganz Besonderes zu bieten“, erinnert sich Grace.

Zehn Sogns in zwei Wochen

Minikompositionen, die in einer schicksalhaften Clubnacht – der National Rail Disco – und einer wahren Kreativitätsexplosion endeten. „Wir schrieben ungefähr zehn Songs in nur zwei Wochen“, so Grace weiter. „Eine der produktivsten Perioden, die wir jemals hatten. Das ist jetzt fünf Jahre her.“ Während dieses Auftritts performte das Quartett auf simplen Barhockern, während Jack mit seinem Laptop für knackige Beats sorgte und sein Freund und musikalischer Partner Love Ssega die Vocals übernahm. Hatte das Publikum des Klassikquartetts im Vorfeld nicht die leiseste Ahnung, was es erwarten würde, so stellte sich das Experiment aus Electronic und Klassik als enorm erfolgversprechende Mischung heraus. Ein Abend, der den Grundstein für die weitere Karriere von Clean Bandit legen sollte. „Wir wussten sofort, dass wir Ernst machen und diese Art von Fusion-Sound auf professioneller Basis spielen wollten.“

Während die Clubnächte weiter liefen, verfeinerte Neil sein DJing und beschäftigte sich zunehmend mit der Post-Dubstep-Szene (Dubstep-Artist James Blake fungierte seinerzeit als einer der ersten Booker der National Rail Disco). Nachdem Jacks Bruder Luke als Drummer einstieg, erhielt die künstlerische Entwicklung einen weiteren dynamischen Schub. Jack und Grace hielten sich zu dieser Zeit auf einer längeren Exkursion in Russland auf, während der sie die Sprache studierte und er die Filmhochschule besuchte und als Messegestalter arbeitete. Eine Reise, auf der man auch zum Bandnamen Clean Bandit inspiriert wurde – die wortwörtliche Übersetzung einer russischen Redewendung, die übersetzt so viel wie „absoluter Mistkerl“ bedeutet.

Regelmäßig, wenn Jack und Grace auf Heimatbesuch waren, performte man weitere Shows und spielte schließlich seinen ersten Track „Mozart`s House“ ein, für den Ssegawa die Vocals beisteuerte. Weitere Songs folgten u.a. mit „A&E“ – ein Song, dessen Entstehungsgeschichte auf ein Erlebnis zurückdatiert, als Jack mit Grace im Wittington Hospital wartete – und der seinerzeit von Black Butter Records veröffentlicht wurde und ebenfalls auf dem nun vorliegenden Debütalbum zu finden ist. In der Folgezeit verlagerten Clean Bandit ihr Bandhauptquartier in die South Kilburn Studios, die im Rahmen eines freien Projekts lokale Künstler unterstützen.

Man gründete zwei Studios – eines für reine Musikaufnahmen sowie ein weiteres zur Videoproduktion, war der visuelle Faktor doch mittlerweile ein integraler Bestandteil der Kunst von Clean Bandit geworden. Praktischerweise konnte man auf ein paar Bewerber zurückgreifen, die sich gemeldet hatten, um mehr über die Musikproduktion zu erfahren und die gleichzeitig über enormes Gesangstalent verfügten. Nikki Cislyn aka Nikki B, die auf den Tracks „A&E“, „Cologne“ und „Nightingale“ zu hören ist, hat die Arbeit mit Clean Bandit unterdessen erfolgreich als Sprungbrett für ihre eigene Karriere benutzt. Weiter ist noch die 16-jährige Sharna Bass (die Grace als „Rihanna von North London“ bezeichnet) auf dem Song „Extraordinary“ vertreten.

Bei der Entdeckung ihrer Sängerinnen folgen Clean Bandit ihrer ganz eigenen Arbeitsmethodik, die sich größtenteils auf glückliche Umstände stützt. Eliza Shadded – zu hören auf „UK Shanty“ - wurde von Jack in East London entdeckt, während sie als Straßenkünstlerin vor der Shoreditch Ubahnstation sang. Jess Glynne, die Stimme des Durchbruchsmegahits „Rather Be“, hat mittlerweile ihren eigenen Plattenvertrag bei Atlantic in der Tasche. Ssegawa war schon zu Universitätstagen ein Freund der Band und wird höchstwahrscheinlich in Zukunft noch öfter zum Clean Bandit-Sound beitragen. Jungle- und UK-Garage-Legende Elisabeth Troy ist auf „Heart On Fire“ zu hören und wird neben Florence Rawlings auch live mit auf der Bühne stehen.

„Mit verschiedenen Stimmen zu arbeiten, bringt eine gewisse Mehrdimensionalität in die Songs“, so Neil. „Alle anderen hätten nicht diese besondere Garage-Vocalperformance abliefern können, wie es Elisabeth getan hat. Und Eliza zum Beispiel unterscheidet sich mit ihrer folkigen Stimme wiederum von all den anderen Sängerinnen. Ich könnte mir nur schwer vorstellen, mit nur einer einzigen Sängerin zu arbeiten.“