6 Mütter: Christina Obergföll im Interview

Christina Obergföll im Interview
Sie ist die deutsche Rekordhalterin im Speerwurf und gewann bei Olympia bereits Silber und Bronze sowie Gold bei der Weltmeisterschaft 2013. Seit Oktober 2015 war die Ausnahmesportlerin Christina Obergföll in den Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele in Rio, bei denen sie im August 2016 den 8. Rang erreichte. 2014 wurde sie außerdem Mutter eines Sohnes.
Was hat Sie an dem Projekt "6 Mütter" gereizt?
Für mich war es spannend zu sehen, wie andere Mütter den Alltag mit ihren Kindern handhaben. Wie sie es schaffen, alles unter einen Hut zu bringen. Außerdem hat mich gereizt, anderen Menschen zu zeigen, dass es funktioniert seinen Beruf auszuüben und gleichzeitig Mama zu sein, beziehungsweise eine Familie zu haben.
Was macht dieses Format so besonders?
Ich freue mich sehr, ein Teil der Sendung sein zu dürfen und ich habe das Gefühl, dass dieses Format erfolgreich durchstarten wird. Wir behandeln ein Thema, das jeden in irgendeiner Weise etwas angeht. Für andere Mütter oder Eltern ist es sicherlich spannend einen Einblick in unser Familienleben zu bekommen und sagen zu können: "Schau mal, die Promis machen es genauso wie wir auch!"
Wie würden Sie Ihren Erziehungsstil beschreiben?
Ich finde es immer unheimlich schwierig einen Erziehungsstil zu beschreiben oder auf den Punkt zu bringen. Mein Mann und ich sind zum ersten Mal Eltern geworden, wohingegen die anderen Teilnehmerinnen schon mehrere Kinder und damit mehr Erfahrung haben. Ich würde sagen, wir erziehen den Kleinen "normal", insofern man einen Erziehungsstil so nennen kann. Ich habe weder das Gefühl, dass wir zu streng sind, noch dass wir ihm alles durchgehen lassen. Ich würde meinen Erziehungsstil als offenen mit gewissen Regeln beschreiben.
Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Eigenschaften als Mutter?
Vertrauen schenken und Fürsorge bieten – immer für den Kleinen da zu sein, wenn er mich braucht. Ich bin von ganzen Herzen Mutter und möchte meinem Kind meine ganze Liebe schenken.
Muttersein ist oft eine Achterbahn der Gefühle – was macht Sie glücklich, was bringt Sie zur Verzweiflung?
Glücklich macht mich so ziemlich alles! Da gibt es natürlich bessere und schlechtere Tage, an denen es manchmal nicht so viel Spaß macht, weil der Kleine nicht gut drauf ist. Aber ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Es ist etwas ganz Tolles eine Familie zu gründen, ein Kind großzuziehen und etwas weitergeben zu können. Die Kleinen groß werden zu sehen, ist der Sinn des Lebens und insofern gibt es für mich am Muttersein nichts Negatives.
Was konnten Sie von den anderen Müttern noch mitnehmen? Wie war der Austausch mit den anderen Müttern?
Im gemeinsamen Gespräch konnte man bei vielen ein schlechtes Gewissen raushören. Ich persönlich habe auch das Gefühl, manchmal zu wenig Zeit für Marlon zu haben, weil ich nebenbei meinen Beruf ausübe. Die anderen Mütter haben mir aber bestätigt, dass ich alles richtig mache und dass ich überhaupt kein schlechtes Gewissen haben muss. Mein Kind wird es mir danken, dass es durch meinen Beruf schon jetzt ein tolles Leben hat. Auch haben sie mir ein bisschen Mut zugesprochen und den habe ich auf jeden Fall mit nach Hause genommen. Auch habe ich die Gewissheit mitgenommen, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mir weniger Gedanken machen muss, ob ich denn wirklich alles korrekt mache.
Kannten Sie die anderen Mütter bereits vorher?
Persönlich habe ich keine der anderen Mütter gekannt. Anni Friesinger-Postma habe ich auf ein, zwei Sportveranstaltungen nur flüchtig kennengelernt. Insofern war ich auf alle gespannt und muss sagen, dass es eine ganz tolle Runde mit sechs unterschiedlichen Persönlichkeiten war. Sehr interessant war zu sehen, dass Nina Bott ähnlich entspannt ist wie ich und dass Dana Schweiger sich um völlig andere Dinge Sorgen macht. Auch jemanden wie Ute Lemper kennenzulernen, war spannend. Insgesamt eine sehr nette Runde.
Welche andere Mutter hat Sie am meisten überrascht?
Eigentlich hat mich nichts überrascht, außer die wirklich normale Handhabe der anderen Mütter. Sie versuchen ihren Kindern einfach das Beste mit auf den Weg zu geben und deswegen war die größte Überraschung, dass alles so normal ist.
Werden Sie als Mutter nach diesem Projekt etwas an Ihrer Erziehung ändern?
Wenn ich ehrlich bin, nehme ich mit, dass ich mir von meinen Eltern kein schlechtes Gewissen mehr einreden lassen muss. Sie hegten manchmal doch ein bisschen Zweifel, ob ich Kind und Sport miteinander vereinbaren kann. Davon habe ich mich ein wenig gelöst und kann im Gegenzug die Botschaft überbringen: "Schaut mal, so wie wir es machen, ist es ganz ok. Dem Kleinen geht es gut."
Wie schwer ist es sich gleichzeitig auf die Olympischen Spiele in Rio vorzubereiten und einen 2-jährigen Sohn zu versorgen?
Dadurch, dass es mein letztes Jahr als Profisportlerin ist, sehe ich das Licht am Ende des Tunnels. Man muss den Tag planen und takten, um im Training leistungsfähig zu sein und das fällt oft schwer. Wenn man den Kleinen in den Kindergarten bringt, hat man Zeit zum Trainieren, aber andererseits möchte man ihn auch bei sich haben. Nimmt man ihn jedoch mit, läuft man Gefahr, dass die Qualität des Trainings leidet. Das schönste Geschenk ist für mich ein gesundes Kind zu haben und ich würde für ihn alles aufgeben. Keine olympische Goldmedaille wäre mir wichtiger als Marlon und auch wenn einem der Beruf noch wichtig ist: Man setzt Prioritäten.
Ihr Sohn hat Sie oft zum Training begleitet – entdecken Sie in ihm auch schon einen kleinen Sportler?
Momentan zeigt er die Tendenz sportlich sehr begabt zu sein. Er ist ein bewegungsaktives Kind, bei dem immer was los sein muss und das auch motorisch sehr weit ist. Beim Training wirft er schon fleißig Bälle und schleppt die Speere durch die Gegend. Ich vermute, er wird auch ein sportliches Kind werden, aber in welche Richtung es geht, weiß ich jetzt noch nicht genau.