Besuch bei einem Wolfexperten

Die Angst vorm bösen Wolf

Anfänglich war das Verhältnis von Wolf und Mensch gar nicht so schlecht: In Höhlenmalereien dargestellte Wölfe und Ortsbezeichnungen, die den Namen Wolf tragen, bezeugen das. Irgendwann scheint sich die Beziehung zwischen Mensch und Tier aber massiv verschlechtert zu haben: Man denke nur an Rotkäppchen, die sieben Geißlein oder die drei kleinen Schweinchen. Als der Wolf schließlich anfing, die Nutztiere des Menschen zu reißen, war es mit der Freundschaft endgültig aus. Von nun an passte das Raubtier nicht mehr in die Welt des Menschen.

planteblue wlfe und diana

Die Folge war eine regelrechte Hetzjagd auf den Wolf: Die Verfolgung ging soweit, dass der Wolf in Deutschland bereits 1904 als ausgerottet galt. Noch heute wird er in einigen Gegenden der Welt gejagt. Seit 1990 existiert in Deutschland glücklicherweise ein Verbot, das die Wolfsjagd untersagt - seitdem steht das Rudeltier unter Naturschutz.

Im Jahr 1998 wurde in der Lausitz in Sachsen zum ersten Mal wieder ein aus Polen zugewandertes Wolfspaar gesichtet. Zwei Jahre später konnte man sogar beobachten, wie sie mit ihrem Nachwuchs durch die Landschaft strichen. Die Zahl der Tiere ist mittlerweile noch gewachsen: Nach letztem Stand leben in der Lausitz neun Wolfsfamilien und ein Wolfspaar. Inzwischen wurde auch schon wieder frischer Nachwuchs gesichtet. Die Wiederansiedlung hat also begonnen - und das auf ganz natürlichem Wege. Doch die Angst vor dem Raubtier bleibt. Anwohner fürchten zum Beispiel, dass der Wolf ihre Nutztiere reißen könnte oder die Menschen selbst angreift und sie mit Tollwut infiziert.

Die Rettung der Wölfe

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Die Biologin Gesa Kluth vom Büro LUPUS hat die Rückkehr der Wölfe von Anfang an beobachtet. Sie erfasst alle Bewegungen der Tiere und jedes neue Rudel. Und sie versucht durch Aufklärungsarbeit den Menschen die Angst vor den Raubtieren zu nehmen. Dazu gehört zum Beispiel auch, gemeinsam mit den Schäfern Maßnahmen zum Schutz ihrer Herden zu entwickeln. Ebenfalls in der Lausitz unterwegs ist NABU-Wolfexperte Markus Bathen. Er sammelt akribisch alle Wolfsspuren und ist sich sicher: Industriebrachen wie die verlassenen Braunkohlebergbaue in der Lausitz sind ein idealer Lebensraum für die Wölfe. Von hier aus könnten sie sich auch in andere Teile Deutschlands ausbreiten, wenn es gelingt, die Menschen davon zu überzeugen, dass in unserer Natur genügend Platz für die grauen Jäger ist.

hundkatzemaus-Reporterin Diana Eichhorn trifft sich im niedersächsischen Dörverden mit Frank Fass. Der Experte hat dort vor einem Jahr das einzige Wolfcenter Europas eröffnet. Hier leben zur Zeit vier Altwölfe und sechs Jungtiere. Das Wolfcenter wurde mit der Absicht gegründet, über das Rudeltier aufzuklären, Vorurteilen zu begegnen und den Menschen die Angst vor dem Raubtier zu nehmen. Diana Eichhorn kann den Raubtieren ganz nah sein, zum Beispiel bei der Fütterung der Jungen. Diese Wölfe sind an die Gesellschaft des Menschen gewöhnt. Sie werden immer die Nähe zur Zivilisation suchen - daher können mit der Hand aufgezogene Wölfe auch nicht wieder ausgewildert werden.

Buchtipps

Neue Wildnis Deutschland: Wolf, Luchs und Biber kehren zurück

Dudek, Micha

Thorbecke, 2009

ISBN: 978-3799508247, EUR 26,90

160 Seiten

Bär, Luchs und Wolf: Die stille Rückkehr der wilden Tiere

Heup, Jürgen

Kosmos, 2007

ISBN: 978-3440110034, EUR 19,95

155 Seiten

Abenteuer Wildnis: Der Wolf: Mythos und Wahrheit

Ellis, Shaun

Parragon, 2010

ISBN: 978-1445410197, EUR 6,99

256 Seiten, Bildband

html: Im VOX-Tierlexikon

Im VOX-Tierlexikon

html: Frank Fass und das Wolfcenter

Frank Fass und das Wolfcenter

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Wölfe in der Lausitz

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Informationen und Fotos zu den Wölfen in der Lausitz