Birgit von Bentzel bei Horseman Bernd Hackl

01 17
Nach dem Hundeprofi gibt es jetzt auch den Pferdeprofi auf VOX, und mit dabei ist ein echter Horseman: Bernd Hackl. Ich wollte wissen, wer der Cowboy ist und was er wirklich kann. Also geht es auf ins tiefste Bayern in den Trainingsstall Leuthenmühle, in Ruhmannsfelden bei Deggendorf. Bernd Hackl hat sich schon vor Jahren auf Problempferde spezialisiert und sich damit einen Namen gemacht. Er hat bereits über 1500 Pferde korrigiert und so einige Vierbeiner vor dem Schlachter gerettet. Auf zahlreichen Turnieren hat er gesehen, was er nicht machen will: Auf Pferde einprügeln! © Birgit von Bentzel

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Bernd Hackl: "Die Problempferde, die zu uns kommen, sind zu 90 Prozent auf Verteidigung eingestellt, weil sie aus Versehen ungerecht behandelt worden sind und nicht verstehen, was der Mensch eigentlich von ihnen will. Die Gewalt beginnt dort, wo das Wissen endet. Wir haben viele auswegslose, hoffnungslose Fälle gehabt." © Birgit von Bentzel

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Ich bekomme sofort den ersten Eindruck von seiner einprägsamen Lehrmethode. Denn plötzlich geht er vor mir auf die Knie, aber nur um mir so zu erklären, was mit dem Pferd hinter ihm los ist. Er macht es so spontan, dass ich erstmal Lachen muss. Aber durch seine anschauliche Erklärung verstehe auch ich, dass das Pferd eine Kreuzdarmbein-Aufhängung hat, was das eigentlich ist und wie er es beheben kann. © Birgit von Bentzel

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Nachdem er mir nicht nur die Pferde, den Stall, die Reithalle, den Reitplatz, die 7 Hektar Koppeln sondern auch noch seine Kühe gezeigt hat, geht es auf zur ersten Lektion! Die Kühe sind übrigens Zebu-Rinder, mit denen er arbeitet. Dass auch ich an diesem Tag in den Genuss kommen sollte, ahnte ich da noch nicht. © Birgit von Bentzel

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Für Bernd ist Reiten eine Kunst. Aber der Weg zur Kunst führt über das Handwerk, und das will er mir jetzt zeigen. Wir starten mit der Bodenarbeit. Gestellt wird hier gar nichts, wir nehmen ein noch nicht eingerittenes Problempferd und los geht es im Roundpen. Was er macht, sieht aus wie ein Join-Up, doch es ist keins. Denn er schickt das Pferd weg, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Er bestimmt die Richtung und will nur eins erreichen: Dass sich das Pferd auf ihn konzentriert. Wenn der Pferdeversteher die Aufmerksamkeit von King bekommt, belohnt er ihn sofort mit einer Pause. © Birgit von Bentzel

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Bernd: "Ein Pferd hat 500 Kilo, damit macht es keinen Sinn, das Pferd zu etwas zu zwingen. Doch es begibt sich in meine Obhut und will von mir geführt werden, weil es mir vertraut. Dazu brauche ich seinen Respekt. Und den muss ich mir erst verdienen. Durch Leistung, Ruhe, Geduld und Führungsqualitäten." © Birgit von Bentzel

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Und wie das geht, sehe ich gleich in der nächsten Übung, dem Aussacken. Damit wird das Pferd gegenüber Gegenständen und Geräuschen des Alltags unempfindlich gemacht und desensibilisiert. Doch diese Übung wird zum wilden Tanz, weil das siebenjährige Pferd ein verzogenes Muttersöhnchen ist, wie Bernd sagt. Der Pferdeprofi nimmt eine "Furcht einflößende" Plane und will den Wallach damit abstreichen. Doch der Pinto findet das alles gar nicht lustig und droht mit seiner Hinterhand. Trainer Hackl kann er damit zwar nicht einschüchtern, aber mich schon. Und ich soll auch gleich mit King arbeiten. Das Ganze ist kein Kinderspiel und auch nicht ungefährlich. King soll lernen, dass die Lösung nicht wegrennen heißt, sondern stehen bleiben. © Birgit von Bentzel

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Natürlich will King am Anfang nur weg, am Besten weit weg! Das darf er auch, aber Bernd mit der Plane bewegt sich mit ihm. So lernt der Wallach, dass er dem unheimlichen Ding nicht entkommen kann, aber auch dass es ihm nichts Böses will. Sobald der vierbeinige Schüler die Plane an sich ran lässt, bekommt er als Belohnung auch schon wieder eine Pause. Doch bis ein Pferd soweit ist, kann das schon mal bis zu 4 Stunden dauern. Bei King dauert der wilde Tanz nur 20 Minuten. © Birgit von Bentzel

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Und dann bin auch schon ich dran und ich mache gleich meinen ersten Fehler! Denn Gestik, Augen und auch mein Schritt verraten Unentschlossenheit ebenso wie Furcht und Vertrauen. Pferde erkennen jede Kleinigkeit, und jede Unsicherheit ist für das Beutetier eine Ankündigung, dass sein Leben vielleicht in Gefahr ist. Allein wie ich meinen Fuß aufsetze verrät mich und meine Unsicherheit! Ich merke das nicht, aber natürlich das Pferd und auch Bernd. Und tatsächlich bin ich mir absolut nicht sicher, ob ich alles richtig machen werde und der drohenden Hinterhand ausweichen kann. Damit scheitert mein erster Versuch auch kläglich, weil King denkt: Jetzt kommt was ganz Gefährliches. Doch Bernd erklärt mir, wie ich auftreten muss und dass ich mit der Plane einfach ran ans Pferd soll, ohne Zögern. Und tatsächlich, King bleibt auch bei mir stehen und ich kann ihn abreiben. Das hat er wirklich schnell gelernt! © Birgit von Bentzel

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Danach soll King über die Plane gehen. Er muss nicht gleich drüber, sondern Bernd lässt ihm Zeit und will einfach, dass er sich damit beschäftigt. Er macht keinen Druck, sondern lässt ihn auch ausweichen. Kurze Zeit später läuft er von selbst über die Plane, zwar noch angespannt, aber das gibt sich schnell. Dann geht es auch rechtsrum, denn die Pferde müssen jede Richtung neu lernen, wie mir Bernd erklärt - weil sie auf beiden Augen unterschiedliche Bilder sehen. Also immer alles schon links und rechtsrum üben. © Birgit von Bentzel

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Dann darf auch ich wieder ran. King reagiert sensibel, und ich bekomme ihn nach links und nach rechts. Ich lerne, ihn mit einem einfachen Umgreifen zu Drehen und er läuft brav über die Plane. © Birgit von Bentzel

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Pausen kennt Bernd Hackl nicht, gleich geht es weiter mit der nächsten Übung: Doppellonge mit Mumbo Jumbo Bit, so heißt das Pferd. Doppellonge ist einfach eine schöne Alternative, wenn man mal nicht reiten kann, wie die Besitzerin dieses Pferdes, die einen Bandscheibenvorfall hat. Jeder Reiter kann so aber auch wunderbar Abwechslung in den Pferdealltag bringen. Ich habe das noch nie gemacht und finde die Übung klasse. Diesmal stelle ich mich auch nicht allzu dumm an, was sich bei der nächsten Übung allerdings ändert.© Birgit von Bentzel

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Ich bekomme jetzt Westernunterricht. Also wir halten fest: Ich kann nicht Westernreiten und soll dann auch noch gleich mit einem Bosal - einem gebisslosen Zaumzeug - reiten. Ich habe so etwas noch nie ausprobiert, aber Bernd wird mir schon zeigen, wie das geht! In die Reithalle kommt Gini, heute bereits mein drittes Pferd, mit dem ich arbeiten darf. Doch schnell merke ich: Das Pferd und ich sprechen zwei verschiedene Sprachen. Es fragt mich zwar die Ganze Zeit, was es tun soll, doch meine Wünsche versteht es nicht. Außerdem bin ich laut Bernd grobmotorisch und meinen Sitz kann man auch noch verbessern. Danke auch! Als Trost bekomme ich zu hören: Das machst du ja nicht absichtlich. Hier der Tipp von Bernd für alle, die eine tolle Figur auf ihrem Pferd machen wollen und gerade sitzen wollen: "Stell Dir einfach vor, an deinem Nabel ist eine Schnur und ich ziehe dran". Schwupps, schon sitze ich gerade. © Birgit von Bentzel

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Dann lässt mich der Pferdeversteher auch noch ganz ohne Zügel reiten, die Arme verschränken und galoppieren. Ich komme ganz schön ins Schwitzen. Denn einfach angaloppieren ist nicht, ich soll mir vorstellen, ein Tennisball springt aus meinem Bauch. Mit dieser Energie und einem lang gezogenen Schnalzgeräusch klappt das dann auch. © Birgit von Bentzel

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Und nun zur Kür: Kühe aussortieren. Dazu treibt Bernd seine 7 Zebu-Rinder von der Weide in das Roundpen und zeigt mir auf seinem Hengst Fips, wie es geht. Dem Hengst macht es richtig Spaß, für ihn ist es ein Spiel und Bernd lässt ihn selbständig arbeiten. Bei dem bayrischen Cowboy sieht das so leicht aus, doch als ich dran bin, machen die Kühe und das Pferd was sie wollen. Bernd lacht und meint, dann muss er wohl erst mal die Kuh spielen - und das macht er dann auch! © Birgit von Bentzel

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Neben jeder Menge Spaß lerne ich auch noch etwas, und danach klappt es auch bei den Kühen wenigstens einmal. Ich bin glücklich! Mit fünf verschiedenen Pferden durfte ich arbeiten und habe durch Bernds anschauliche Lehrmethode sehr viel gelernt! © Birgit von Bentzel

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Zum Abschluss will ich natürlich wissen, was uns bei "Die Pferdeprofis" erwartet. "Ich will erreichen, dass die Menschen ein kleines bisschen nachdenken, was sie mit ihren Pferden tun, ihnen Ideen an die Hand geben und dass die Sendung so gestaltet ist, dass auch die Leute ohne Pferd unterhalten sind. Es soll ein Rundum-Paket sein. Sehenswert plus Information!" so der Pferdeflüsterer. © Birgit von Bentzel