Der Fall Timo

Porträt und Analyse
Der niedlich aussehende kleine Timo wohnt bei Familie Runge in einem Einfamilienhaus in Köln. Und wenn es an der Tür klingelt, flippt der 3-jährige "Coton de Tuléar"-Rüde total aus und hört nicht mehr auf zu bellen - ganz gleich, ob Timo den Besuch bereits kennt oder nicht. Für Familie Runge mit ihren drei Kindern ist der Lärmpegel kaum mehr auszuhalten und es kommt sogar vor, dass der Besuch wieder gegangen ist, weil ein gemütlicher Abend nicht möglich schien. Auch wenn Timo unter fremde Menschen muss, bellt er wie verrückt. Der Hund wurde im Alter von 9 Wochen von einer Züchterin aus Stuttgart übernommen und war von klein an sehr ängstlich.
Bei Besuch und fremden Menschen verhält sich Timo defensiv, er hat Angst, weicht zurück, versteckt sich unterm Tisch und hört nicht mehr auf zu kläffen. Diese "Fremdenphobie" ist besonders ausgeprägt bei Männern und es dauert ewig, bis er Vertrauen aufgebaut hat.
Timo stammt aus einer Zucht, bei der nicht ausreichend auf eine gute Prägung geachtet wurde. Als Welpe hat er nur wenige Reize kennen gelernt. Wird aber ein junger Hund nicht von Anfang an mit verschiedenen Reizen und Eindrücken konfrontiert, bilden sich gewisse Verästelungen im Gehirn nicht aus. Das ist auch später nicht nachzuholen, so dass selbst wenn regelmäßig mit Timo trainiert wird, sich grundlegend nichts an seiner ängstlichen Ader ändern wird.
Das Training: Klingeln mit Leckerchen

Wenn es klingelt, ist Timos erste Erwartungshaltung: Da kommt nichts Gutes! Diese negative Erwartung soll sich umkehren. Der ängstliche Hund soll lernen, das Klingeln positiv mit Futter zu verbinden. Dazu soll die klingelnde Person ein Leckerchen in der Hand haben und es ihm direkt nach dem Türöffnen hinwerfen.
Im zweiten Schritt soll der Besuch Timo ansprechen und unmittelbar danach, d.h. in den ersten 1 bis 2 Sekunden mit einem Leckerchen positiv verstärken. Das richtige Timing ist entscheidend bei der Konditionierung ist, denn alles was zu spät belohnt wird, verbindet der Hund nicht mehr mit der eigentlichen Situation.
Erst nach erfolgreichen Wiederholungen der ersten beiden Übungsschritte, wird Timo im 3. Schritt nicht mehr vom klingelnden Besuch an der Tür belohnt, sondern von Frau Runge im Haus. Verhält er sich ruhig und bellt den Besuch nicht mehr an, wird er unmittelbar danach - also wieder 1 bis 2 Sekunden später - von Frauchen belohnt.
Grundsätzlich besteht das Problem bei ängstlichen Hunden darin, dass das Lernverhalten in den Phasen, in denen der Hund Angst hat, gelähmt ist. Der Lernprozess ist zäh und langsam und kann nur in kleinen Schritten geduldig erarbeitet werden. Im Timos Fall muss der Besuch bis zu 10-mal an der Tür klingeln und die Übungsschritte konsequent wiederholen.
Mit viel Geduld und positiver Verstärkung in Form von Leckerchen wird bei Timo Vertrauen aufgebaut. Martin Rütter ist optimistisch, dass Familie Runge mit dem Training durchhält und damit hat auch Timo eine Chance seine Angst vor Besuch abzubauen.