Erlkönig-Tests im Labor

Erlkönig-Jäger ohne Beute
Auf der Suche nach einem Schnappschuss lauern Sie vor den Werkshallen der Autohersteller, am Nürburgring oder in Norwegen – Erlkönig-Jäger. So nennt man diejenigen Fotojournalisten, die sich darauf spezialisiert haben, Autos vor ihrer offiziellen Vorstellung abzulichten.
Doch der Beruf des Erlkönig-Jägers könnte bald aussterben: Die Automobilindustrie verlegt immer mehr Testfahrten ins Labor. Vor kurzem hat Mercedes einen 40 Millionen EUR teuren Fahrsimulator eröffnet, der in Zukunft die aufwendigen und teuren Testfahrten virtuell simulieren soll. Er steht im Mercedes-Benz Technology Center in Sindelfingen.
Auf einer 360°-Leinwand und einer zwölf Meter langen Schiene für Bewegungen in Querrichtung sollen die Fahrzeuge hier Extremsituation „durchfahren“. Spurwechsel oder Ausweichmanöver können realistisch nachgestellt werden. Das Zusammenspiel einzelner Bauteile in einem Auto lässt sich so perfekt erforschen.
Die Bereiche Forschung, Entwicklung, Design, Planung und Produktion sollen so enger zusammenarbeiten. Die Entwicklungszeiten werden verkürzt, die Wettbewerbsfähigkeit soll steigen.
Nur das Fahrgefühl fehlt
Auch BMW schickt seine Testfahrer jetzt seltener rund um Welt um die Prototypen den unterschiedlichsten Klimabedinungen auszusetzen. BMW reicht eine Fahrt in den Münchner Norden. Dort steht das Energie- und umwelttechnische Versuchzentrum (EVZ).
Drei thermische Windkanäle und zwei Kammerprüfstände ermöglichen es den Ingenieuren, Kälte, Hitze, Sonne, Regen oder auch Schnee zu simulieren. Innerhalb von acht Stunden kann ein Prototyp somit alle Klimazonen der Welt unter realistischen Bedingungen bereisen.
Bei allem technischen Fortschritt - Erlkönigjägern sei versichert: Auf reale Testfahrten kann auch in Zukunft nicht verzichtet werden, denn kein Simulator ist derzeit in der Lage, Fahrgefühle zu beschreiben.