"Ewige Helden"-Athlet Lars Riedel: "Man muss wissen, was man will"

Ewige Helden, Lars Riedel
"Ewige Helden"-Athlet Lars Riedel beim Bogenschießen. © VOX

"Ewige Helden"-Sportler Lars Riedel: "Der Spaß stand im Vordergrund"

In der Sportler-Doku "Ewige Helden" bei VOX ist Diskuslegende Lars Riedel gegen neun andere Größen des deutschen Sports angetreten. Im Interview verrät der "Ewige Helden"-Athlet, wie die gemeinsame Zeit mit den anderen Sportlern für ihn war.

Warum machen Sie bei "Ewige Helden" mit?

Zum einen ist es die erste Sendung, in der ausschließlich Leistungssportler die Protagonisten sind. Es war ohnehin schön, zu erfahren, wer alles dabei ist und ich habe mich auch gefreut, viele einmal wieder zu treffen. Das zweite, das mir an der Idee gefallen hat, war, dass wir vor Ort alle zusammen wohnen. Dadurch findet man zwischendrin Zeit, sich auch privat neben den Wettkämpfen zu unterhalten und kennenzulernen. Das ist sehr schön!

Kannten Sie die Sportler zuvor? Und, wenn ja, auf wen haben Sie sich am meisten gefreut?

Es ist so, dass man sich als Medaillengewinner im "Club der Besten" bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften schon mal getroffen hat, sowohl bei Winter- als auch Sommersportler. So kannte ich einige der Teilnehmer schon vor "Ewige Helden", andere wiederum kannte ich überhaupt nicht. Deswegen war es eine gemischte Sache: Bei den einen freute ich mich, dass ich sie wieder sehe, bei den anderen, dass ich sie kennenlerne.

Wie war es, mit zehn unterschiedlichen Sportlern in einem Haus zu wohnen?

Man darf nicht vergessen, dass wir alle irgendwo Egoisten sind, nur Thomas Häßler war als Mannschaftssportler dabei. Es war aber sehr witzig, schließlich kennen wir Einzelsportler das alles schon aus Trainingslagern. Der Unterschied war, dass es hier nicht auf einen ganz bestimmten Wettkampf ankam, sondern der Spaß im Vordergrund stand.

Was würden Sie sagen, sind Sie ein vielseitiger Athleten, der mit den Kategorien der Wettkämpfe zurechtkommt?

Das ist schwer zu sagen. Ich hab zuvor schon ein bisschen geschaut, was mich an Wettkämpfen erwartet. Es waren Wettkämpfe dabei, die ganz angenehm waren, aber es waren auch viele Sachen dabei, bei denen ich zuvor schon wusste, dass das überhaupt nicht meins sein wird. Deswegen habe ich da gar nicht angefangen zu trainieren, sondern habe es einfach auf mich zukommen lassen.

Lars Riedel: "Ausdauer finde ich schon immer besonders schwer"

Was bringen Sie an guten Voraussetzungen mit?

Ich könnte mir vorstellen, dass meine Ruhe von Vorteil sein kann. Durch die vielen Jahre, die ich im Leistungssport war, habe ich gelernt ausgeglichener zu sein, dass ich auch mit Ruhe an etwas rangehen kann. So ließ ich alle Wettkämpfe auf mich zukommen und hoffte einfach darauf, dass mir bei jeder Herausforderung schon eine Idee kommt, wie ich das Ganze am besten meistern kann.

Bei welchem Wettkampf wussten Sie, dass es eine ganz besondere Herausforderung werden könnte?

Die Kategorie Ausdauer finde ich schon immer besonders schwer. Es ist nämlich im Grunde genommen genau das Gegenteil von dem, was ich als Leistungssportler gemacht habe. Diskuswerfen heißt nun mal Schnellkraft und Explosivität.

Wenn Sie zurückblicken, was waren Ihre größten Erfolge?

Die fünf Weltmeistertitel waren etwas ganz Besonderes. Der erste kam sehr überraschend und der zweite dann im eigenen Land. Das sind sehr intensive Wettkämpfe gewesen, die sich eingebrannt haben. Aber das Größte war natürlich der Olympiasieg 1996 in Atlanta. Und das aus mehreren Gründen: Es war ein Wettkampf, bei dem extreme Witterungsbedingungen herrschten, es war ein Wettkampf, der für mich überhaupt nicht gut angefangen hat! Und beim dritten Versuch habe ich dann auf einmal noch einen Olympischen Rekord aufgestellt. Da waren alle Emotionen dabei. Das Wichtigste habe ich auch bei diesem Wettkampf gelernt: Man muss einfach auf sein Bauchgefühl vertrauen! Und ich hatte dann auf einmal ein gutes Gefühl.

Welche waren Ihre schmerzhaftesten Niederlagen?

Sicherlich im Jahr 1992 als ich eigentlich alle Wettkämpfe gewonnen hatte und dann in Barcelona bei den Olympischen Spielen in der Vorrunde ausschied. Da kam ich nicht mit Hitze zurecht, habe schlecht geschlafen, mein Trainer war nicht dabei und in der Qualifikation bin ich dann 13. geworden, während die ersten zwölf weiter kommen. Das war sehr heftig.

Welche Eigenschaften muss man als erfolgreicher Athlet mitbringen?

Das ist schwer zu sagen. Ich denke, das kommt auf den einzelnen Sportler an. Also wenn ich jemanden sehe, der in der Mannschaft unterwegs ist, der braucht ganz andere Charakterzüge als ein Einzelsportler. Aber bei allen Sportlern ist Persistenz wichtig, also, dass man dranbleibt und Beharrungsvermögen zeigt. Ich sage dazu immer positive Sturheit. Man muss wissen, was man will, egal, welche Kommentare von außen kommen. Ein gutes Team drumherum ist aber auch sehr wichtig!

Ganz wichtig für die meisten Sportler ist ja die Ernährung. Wie war das denn bei Ihnen im Haus? Wurden da alle Prinzipien auch mal über Bord geworfen?

Wir hatten im Haus ein Ehepaar, das für uns ganz toll gekocht hat! Da war alles dabei, vom Salat bis zu Nahrungsergänzungsmitteln. Und ja, wir sind auch mal über die Stränge geschlagen oder haben abends ein Glas Rotwein zusammen getrunken. Also wir haben es nicht ganz so ernst genommen wie damals während der Sportler-Zeit.

Was war Ihr persönliches Highlight, das Sie aus der Zeit in Andalusien mit nach Hause genommen haben?

Das sind sehr viele Dinge! Besonders schön war es, abends zusammen zu sitzen in unterschiedlichen Gruppen. Auch war es total spannend, die einzelnen Karrieren der Sportler in den Video-Einspielern zu sehen und einfach nachfragen zu können, wie es bei demjenigen war oder wie es ihm dabei ergangen ist.