Geschickt eingefädelt - Wer näht am besten?: Modedesignerin und Juror Anke Müller im Interview

Jurorin Ange Müller will besonders auf Kreativität achten
Modedesignerin Anke Müller ist Jurorin bei 'Geschickt eingefädelt'. Sie reizt, dass das Thema Nähen endlich ins Fernsehen kommt.
Was reizt Sie an 'Geschickt eingefädelt'?
An 'Geschickt eingefädelt' reizt mich am meisten, dass endlich mal das Thema Nähen ins Fernsehen kommt. Deswegen freue ich mich wahnsinnig. Es gibt so viele kreative Hobbynäher in Deutschland. Es ist toll, dass sie eine Plattform bekommen, um sich zu präsentieren. Normalerweise wird ja im stillen Kämmerlein genäht. Und jetzt bekommt es eine Öffentlichkeit und ich glaube, das interessiert auch sehr viele Zuschauer.
Was ist Ihre Funktion in dem Nähwettbewerb?
Meine Funktion ist, dass ich als Jurorin die Kreativität bewerte, die die Kandidaten an den Tag legen. Wie sie zum Beispiel Materialien mixen, ob sie ein besonderes Händchen für Materialien haben, wie stilsicher sie sind und inwieweit sie mutig genug sind, neue Dinge zu probieren.
Wie streng sind Sie bei der Bewertung?
Ich bin nicht die strengste Jurorin, da ich denke, dass man Kreativität nicht streng bewerten kann und auch nicht darf. Jeder Mensch hat eine andere Art, an Dinge heranzugehen und seine Kreativität umzusetzen. Von daher finde ich, dass man das relativ bedacht machen muss. Natürlich bewerte ich das Endprodukt und die Herangehensweise – wie die Kandidaten arbeiten, dass sie auch wirtschaftlich arbeiten und sich auch um die Sache von A bis Z kümmern und nicht einfach etwas dahinschnoddern.
Auf was achten Sie besonders?
Mir geht es in erster Linie um Kreativität und vor allem um Mut, neue Dinge auszuprobieren und neue Techniken anzuwenden. Materialien anzufassen und zu mixen, die man sonst nicht anfassen würde, wie zum Beispiel Kunstleder oder Plastikfolien.
Was erwartet den Zuschauer?
Den Zuschauer erwartet ein bunter prallgefüllter Blumenstrauß aus verschiedenen Charakteren und ein Riesenvolumen an verschieden gestalteten Klamotten. Der Nähwettbewerb wird also unglaublich vielfältig – einfach ein Traum, zuzuschauen.
Was macht einen guten Hobbyschneider aus?
Einen guten Hobbyschneider macht aus, dass er fest und sicher in seiner Technik ist. Dass er viele Techniken im Nähen beherrscht, dass er eine gewisse Basis an Materialkenntnis hat, dass er weiß, was gut zusammen funktioniert und was man gar nicht verarbeiten sollte.
Wie erklären Sie sich den aktuellen Näh-Trend?
Dass das Nähen jetzt so aufkommt, ist tatsächlich ein Trend. Und der Trend startet witzigerweise bei frischgebackenen Mamis. Weil die sich an die Nähmaschine setzen und für die Kleinen etwas Hübsches nähen. Dieser Trend ist jetzt seit circa sechs Jahren bei uns, er ist aus Amerika rübergeschwappt und ich finde es genial.
Anke Müller hat mit 13 Jahren ihre erste Marlene-Hose genäht
Und wie erklären Sie sich den DIY-Trend?
Einerseits gab es vor vielen Jahren den Weggang nach China. Alles wurde in China produziert und war auch groß in den Medien. Seitdem möchten viele wissen, woher die Sachen kommen. Und das andere ist die Nachhaltigkeit: Man möchte ein Hobby haben, das begeistert, woraus etwas entsteht. Viele sagen ja auch, dass sie Näh-Yoga machen möchten und das ist gar nicht so weit hergeholt. Man ist wirklich darauf fokussiert, was man in dem Moment macht – eine Besinnung auf das Wesentliche.
Wie waren Ihre Anfänge?
Ich bin mit 13 Jahren von meiner Mutter zum Volkshochschulkurs 'Nähen' geschickt worden und habe dort meine erste Marlene-Hose genäht. Danach habe ich direkt zehn Pyjamas am Stück gemacht und habe alle meine Mädels angesteckt. Ich bin mit 13 also quasi 'an der Nadel hängengeblieben'.
Wie sollte man vorgehen, wenn man mit dem Nähen beginnen möchte?
Ich finde es am schlauesten, wenn man zu einem Nähkurs in Näh-Cafés oder Stoffläden geht. Dort lernt man alles: Wie komme ich mit einer Nähmaschine zurecht? Wie schneide ich richtig zu? Wie lege ich den Schnitt auf den Stoff? Ich habe auch schon von vielen gehört, dass sie sich YouTube-Videos anschauen, das scheint wohl auch sehr gut zu funktionieren. Ich bin auch der Überzeugung, dass man es sich ganz alleine beibringen kann, indem man einfach ein gutes Buch zur Hand nimmt und sich durcharbeitet. Nähen ist wirklich kein Kunstwerk – ich denke, das kann jeder, der ein bisschen Gefühl für die Maschine hat, ein bisschen Gefühl für Stoff mitbringt und auch Zeit hat, sich reinzuknien.
Warum haben Sie sich auf das Schneidern von Wäsche spezialisiert?
Wäsche aus dem Grund, da ich nach dem Modedesign-Studium, in dem keine Wäsche gelehrt worden ist, erst mal die Nase voll hatte von großen Teilen. Wir haben immer ganz viele Mäntel und lange Röcke im Studium gemacht und ich wollte etwas anderes. Und dann kam mir die Wäsche unter die Nase. Ich bin dann nach New York zu Donna Karan gegangen und habe dort ein Trainee in dem Bereich gemacht und es hat mich so begeistert, dass ich dort hängengeblieben bin, weil es ein ganz toller Bereich der Mode ist.