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Große Samstagsdokumentation

Polizei und Sanitäter. Foto: VOX/Sptv/VP
© Amok - Anatomie des Unfassbaren

Amok - Anatomie des Unfassbaren

Deutschland ist nach den USA das Land mit den meisten Amokläufen. Waren Amokläufe Anfang des Jahrzehnts in der Polizeiarbeit ein nahezu unbekanntes Phänomen, gehört das Training für den Ernstfall heute zum Pflichtprogramm jedes Polizeibeamten.

In der großen Samstags-Dokumentation "Amok - Anatomie des Unfassbaren" spricht SPIEGEL TV mit Kriminologen, Psychologen, Konfliktforschern und Einsatzbeamten u.a. an den Beispielen Winnenden, Erfurt und Emsdetten über die Gründe und Ursachen eines Amoklaufs. Zu Wort kommen neben den Experten auch Zeugen und Hinterbliebene.

Besorgnis erregende Statistik

Erfurt 2002. Foto: VOX/Sptv/VP
© Amok - Anatomie des Unfassbaren

Als Tim K. am Morgen des 11. März 2009 die Albertville-Realschule betritt, ahnt noch niemand, dass er der schwäbischen Kleinstadt Winnenden wenig später zu trauriger Berühmtheit verhelfen wird. Beim mehrstündigen Amoklauf des 17-Jährigen kommen insgesamt 15 Menschen ums Leben. Eines der Opfer ist die damals 24-jährige Nina Mayer, die als Referendarin an der Schule arbeitete. Ihre Mutter Gisela hat den Tod der Tochter bis heute nicht verkraftet: "Wäre es ein Erdbeben gewesen, das uns unsere Kinder genommen hat, wäre es ganz anders gewesen. Dann hätte man sich vielleicht bemüht, es hinzunehmen, es zu verstehen, mit dem Leid fertig zu werden. Aber es ist etwas ganz anderes. Es ist das, was ich als Menschenkatastrophe bezeichne. Etwas, das hätte vermieden werden können." Winnenden war der letzte in einer Reihe von Amokläufen, die die Republik in den vergangenen Jahren überschatteten. Die Statistik ist Besorgnis erregend: "Erfurt war die Tat, die weltweit die meisten Toten aufgrund eines Amoklaufs an einer Schule gefordert hat. Winnenden war weltweit die Tat mit der zweithöchsten Anzahl von Toten. Das heißt, man muss schmerzhaft realisieren, dass wir in Deutschland auf dem Weg sind, weltweit die extremste Form solcher Taten zu haben", so Psychologe Dr. Jens Hoffmann.

Amokläufe sind meist lange im Vorfeld geplant. Und dennoch selbst für das nahe Umfeld des Täters schwer zu erahnen. Doch Drohung und diffuse Ankündigungen solcher Gewalttaten erleben Lehrer und Schüler im Alltag immer wieder. Ein ernsthaftes Vorhaben von einem üblen Scherz zu unterscheiden ist schwierig. Es gibt aber Anhaltspunkte, die Anlass zum Handeln geben. Welche Warnsignale das sind und welche Möglichkeit der Prävention es gibt, zeigt die Dokumentation.