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Interview

Reinschmidts wilde Welt
Große Kattafütterung! (Foto: VOX/Encanto GmbH) © Folge 1 - Wien

Matthias Reinschmidt im Interview

Was erwartet die Zuschauer in Ihrer neuen Sendung "Reinschmidts wilde Welt"?

Dr. Matthias Reinschmidt: Spannende Erlebnisse und überraschende Zusammentreffen mit Tieren - vor allem in deren natürlichen Lebensräumen.

Wohin werden die Zuschauer Sie begleiten?

Dr. Matthias Reinschmidt: Ich starte stets im Loro Parque auf Teneriffa, so kann man hier zunächst meine Arbeit im Zoo begleiten. Danach breche ich zu unterschiedlichen Zielen in der Welt auf:

1. Nach Österreich, wo versucht wird, ausgestorbene Waldrappe wieder anzusiedeln

2. Auf die Bahamas, wo der direkte Kontakt mit Delfinen möglich ist und wo man sogar mit den Haien auf Tuchfühlung gehen kann

3. In die winterliche Slowakei auf der Suche nach Luchsen und Wölfen

Nach welchen Kriterien haben Sie entschieden, wohin Sie reisen?

Dr. Matthias Reinschmidt: Wir haben nach spannenden Zielen Ausschau gehalten, wo praktischer Artenschutz geleistet wird und wo wir auch kompetente Ansprechpartner finden.

Ihre große Leidenschaft sind Vögel - werden wir bei "Reinschmidts wilde Welt" vor allem Vögel sehen?

Dr. Matthias Reinschmidt: In der Tat sind Vögel meine große Leidenschaft, aber als Biologe bin ich von der gesamten Tierwelt angetan und so werden alle Arten von Tieren bei "Reinschmidts wilde Welt" ihren Platz finden.

Welche Tiere sind Ihnen begegnet?

Dr. Matthias Reinschmidt: Waldrappe, Große Pandabären, Amazonen, Kattas, Europäische Sumpfschildkröten, Zitronenhaie, Karibische Riffhaie, Luchse und Wölfe.

Was war Ihr persönliches Highlight während der Dreharbeiten für "Reinschmidts wilde Welt"?

Dr. Matthias Reinschmidt: Als ich in etwa zwölf Meter Tiefe rund 50 Riffhaie um mich hatte, die so dicht an mir vorbeischwammen, dass ich auch immer wieder von ihren Flossen an meinem Kopf oder Arm gestreift wurde!

Mussten Sie sich auf Ihren Reisen bei "Reinschmidts wilde Welt" auch persönlichen Herausforderungen stellen?

Dr. Matthias Reinschmidt: Jede Sendung hält auch für mich eine persönliche Herausforderung bereit. In Österreich bekam ich das Angebot, selbst in ein Ultraleichtflugzeug zu steigen, um einmal das Gefühl zu bekommen, wie die Vögel die Landschaft aus der Vogelperspektive sehen. Fliegen in großen Flugzeugen macht mir überhaupt nichts aus, aber beim Fliegen in einem offenen Gleitflieger kam meine Höhenangst voll und ganz zum Tragen und es kostete mich schon sehr viel Mut einzusteigen… Aber trotz flauem Gefühl im Magen, habe ich es nicht bereut. Auf den Bahamas waren die Tauchgänge mit Haien die Herausforderung selbst. Ich hatte ja gerade erst den Tauchschein extra für diese Reise gemacht und mein erster Tauchgang ohne meinen Tauchlehrer sollte gleich mit Haien sein! In der Slowakei war vor allem die enorme Kälte die Herausforderung, die es zu bestehen galt, denn bei meterhohem Schnee und bis zu minus 20 Grad draußen zu übernachten, um den Wölfen und Luchsen näher zu sein, da gehört schon viel Motivation dazu!

Reinschmidts wilde Welt
Kurz vor seinem ersten Tauchgang mit wilden Riffhaien ist Matthias Reinschmidt noch guter Dinge. (Foto: VOX/Encanto GmbH) © Folge 3 - Haie zum Anfassen

Was war für Sie der Anreiz, an der Sendung mitzuwirken?

Dr. Matthias Reinschmidt: Für mich ist es absolut reizvoll und sehr spannend, den Wildtieren in ihrem natürlichen Habitat näher zu kommen und auf Menschen zu treffen, die sich seit Jahren für den Schutz und den Erhalt bedrohter Tierarten einsetzen. Den gefährdeten Tierarten eine Plattform zu bieten und den Zuschauern zu zeigen, dass es sich lohnt, sich für deren Schutz einzusetzen, ist meine größte Motivation.

Wird Tier- und Artenschutzprojekten in Deutschland und weltweit genug Bedeutung beigemessen?

Dr. Matthias Reinschmidt: Es wird schon einiges getan, aber sicherlich noch nicht genug. Man muss diese Arbeit noch mehr in der Öffentlichkeit bekannt machen, um noch mehr Mitstreiter für diese Aufgaben zu finden. Auch dies ist eine der Intentionen meiner Sendung.

Was wünschen Sie sich für den weltweiten Tier- und Artenschutz?

Dr. Matthias Reinschmidt: Dass der Tier- und Artenschutz zum selbstverständlichen Bestandteil der Gesellschaft wird. Er muss ernst genommen werden und sollte schon Teil des Lehrstoffs in der Schule sein.

Welche kulturellen Unterschiede konnten Sie auf Ihren Reisen im Umgang mit Tieren feststellen?

Dr. Matthias Reinschmidt: In vielen Ländern der Erde hat der Tier- und Artenschutz eine wesentlich geringere Bedeutung als bei uns. Bis heute gehen mir die Bilder nicht aus dem Kopf, als ich auf dem Marktplatz im indonesischen Ambon sah, wie einer lebendigen Meeresschildkröte der Panzer geöffnet wurde und wie sie dabei wild um ihr Leben strampelte oder wie in Hongkong oder in Jakarta lebende Tiere auf dem Markt als Nahrungsmittel verkauft werden. Um sie frisch zu halten, werden sie lebend in Käfige, Netze oder Säcke zusammengepfercht, ohne dass sie sich noch bewegen können. Oft sind da auch seltene Schildkrötenarten, Schlangen und Frösche dabei. So etwas kann einen Menschen nicht ungerührt lassen!

Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit mit Tieren im "Loro Parque" auf Teneriffa von Ihrer Arbeit mit Tieren in freier Wildbahn?

Dr. Matthias Reinschmidt: Im Loro Parque versuchen wir täglich den Bedürfnissen unserer Tiere gerecht zu werden und ihnen die bestmögliche Pflege zu geben. Das Management eines Zoos ist sehr vielfältig aber auch sehr abwechslungsreich und man hat täglich den direkten Kontakt zu den Tieren. In der Natur ist man in erster Linie Beobachter der Tiere und eigentlich nur zu Gast in deren Habitat. Sie gewähren uns einen kleinen Einblick in ihr Leben, was oft unheimlich spannend ist.

Woher kommt Ihre Begeisterung für Tiere?

Dr. Matthias Reinschmidt: Ich glaube, die ist bei mir genetisch verankert, denn schon mein Großvater war ein großer Tierfreund. Ich habe mich schon seit meiner Kindheit immer mit Haustieren umgeben und bin mit meinen Schulfreunden auf Exkursionen gegangen, um Ausschau nach Kröten, Fröschen oder Stichlingen zu halten.

Gibt es Tiere, die Sie gar nicht mögen oder vor denen Sie sich fürchten?

Dr. Matthias Reinschmidt: Ein ganz klares „Nein“, denn alle Tiere haben eine interessante Biologie, die es zu erforschen gilt. Lediglich bei Stechmücken halten sich meine Sympathien in Grenzen.

Warum sind Vögel Ihr Spezialgebiet?

Dr. Matthias Reinschmidt: Schon seit meinem achten Lebensjahr halte ich Wellensittiche, von denen ich später auch eine florierende Zucht hatte. Da Wellensittiche auch zu den Papageien gehören und mich diese Tiere besonders faszinierten, kamen später immer mehr Arten an Sittichen und Papageien in meinem Bestand hinzu. Ich hielt vom großen Ara bis zum kleinen Sperlingspapagei viele verschiedene Arten. Ich spezialisierte mich schon in meinem Biologiestudium auf Papageien, denn ich schrieb meine Diplomarbeit im Zoo Karlsruhe über die Brutbiologie der Tucumàn-Amazone. Daraufhin bekam ich die Stelle des Redakteurs der Vogelfachzeitschriften „PAPAGEIEN“ und „WP-Magazin“ angeboten, die ich bis 2001 ausübte. Dass ich im Jahr 2001 die Stelle des Kurators im Loro Parque angeboten bekam, freute mich besonders, denn nun hatte ich das Glück die weltgrößte Papageienkollektion mit über 4000 Papageien in 350 Arten- und Unterarten managen zu dürfen. Den ganzen Tag drehte sich alles rund um Papageien. Ich hatte sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht. Dies ist wunderbar und beglückt mich bis heute.

Haben Sie einen Lieblingsvogel?

Dr. Matthias Reinschmidt: Alle Vögel sind für mich etwas Besonderes, allerdings ragen zwei Arten noch einmal etwas hervor. Zum einen der wunderbare schwarze Palmkakadu, der mich trotz seines riesigen Schnabels stets sehr freundlich empfängt, ja geradezu zärtlich meinen Finger beknabbert und stets darauf bedacht ist, mir nicht weh zu tun, könnte er diesen doch mit einem Biss durchbeißen. Eine solche Vertrauensbasis mit einem Papagei aufzubauen und dauerhaft zu erhalten fasziniert und begeistert mich unheimlich. Zum zweiten übt der Spix-Ara einen ganz besonderen Reiz auf mich aus. Diese Papageienart ist in der Natur im Jahre 2000 ausgestorben und nur noch in Menschenobhut erhalten geblieben. Mir ist es gelungen, im Loro Parque seit 2004 fünf dieser Tiere zu züchten und wir setzen alles daran, dass wir diese Art wieder auf so große Bestandszahlen bringen, dass wir sie eines Tages in ihrem ursprünglichen Habitat in der Caatinga im Nordosten Brasiliens wieder ansiedeln können, damit sie auch künftigen Generationen erhalten bleibt.

Haben Sie selbst Tiere zu Hause?

Dr. Matthias Reinschmidt: Im Rahmen meines Jobs habe ich immer wieder besondere Jungtiere im Haus, die es gilt von Hand aufzuziehen. In den letzten Jahren waren dies neben Spix- und Lear-Aras, Keas, Borstenkopfpapageien, Emus und sogar drei Humboldtpinguine. Ansonsten begleiten mich schon seit meiner Kindheit Landschildkröten, die sich bei uns im Garten wohlfühlen. Unsere Hauskatze ist leider vor kurzem nach 17 Jahren von uns gegangen.

Was ist der häufigste Fehler, den Vogelhalter machen?

Dr. Matthias Reinschmidt: Der häufigste Fehler bei der Vogelhaltung ist, dass man nicht auf die Bedürfnisse der Tiere eingeht. Die drei wichtigsten Punkte sind dabei: Tiergerechte, ausgewogene und auf das Individuum angepasste Ernährung, tiergerechte und geräumige Unterbringung sowie das zusätzliche Halten von Sozialpartnern der eigenen Spezies.