"mieten, kaufen, wohnen": Stephan Franzen rechnet mit einem gediegenen Rentnerehepaar

Stephan Franzen macht seine Kunden älter als sie sind

Der "mieten, kaufen, wohnen"-Makler Stephan Franzen hat für gewöhnlich ein gutes Gespür für die Bedürfnisse seiner Kunden. Bei Josef und Astrid Casel ist der routinierte Wohnungsvermittler allerdings auf dem falschen Dampfer. Denn während er ein gediegenes Rentnerpärchen erwartet, welches sich für den Lebensabend in der Nähe von Ärzten niederlassen möchte, sieht es bei den Eheleuten Casel ganz anders aus. Der Rockmusiker und seine Frau wollen es jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, noch mal so richtig krachen lassen. Und dazu gehören natürlich auch laute Gitarrenklänge. Diese sind in der ausgesuchten Wohnung jedoch nicht gestattet.

Im Privaten frönt Stephan Franzen auch gerne lauter Rockmusik, das traut er seinen Kunden allerdings nicht zu. Ein älteres Ehepaar, so der Makler, gehe "gern zum Arzt". In einem Ärztehaus gelegen, sollte die Wohnung also perfekt geeignet sein. Der viel Stauraum bietende Kellerraum sagt dem Makler ebenfalls zu, schließlich "ist es ja auch wichtig bei älteren Leuten, dass das Werkzeug unterkommt". Mit dieser Klischee behafteten Ansicht kommt Stephan Franzen bei Josef und Astrid Casel allerdings nicht weit.

Das Rocker-Paar will es nochmal so richtig krachen lassen

Im Objekt angekommen, möchte der Kunde zu allererst wissen: "Sind die hier tolerant, wenn es mal ein bisschen lauter wird?" Diese Frage irritiert den Makler. Gegen ein bisschen Schlagermusik werden die ansässigen Ärzte aber sicher nichts einzuwenden haben, meint er. "Der denkt, da kommt so ein Rentnerehepaar, die Schnabeltassen brauchen", vermutet Astrid belustigt. "Das ist schon ein bisschen merkwürdig." Stephan Franzen wiederrum findet merkwürdig, dass es nicht Astrid ist, die alltäglich am Herd steht, sondern Josef. "Mein klassisches Rollenbild gerät so langsam aus den Fugen", gibt er angesichts dieses unkonventionellen Paares zu.

Was Josef und Astrid Casel zugeben, ist, dass die Immobilie für ihre Zwecke zu klein zu sein scheint. "Wir brauchen noch einen Raum für das Schlagzeug", gesteht Astrid ihrem Makler. "Mein Mann ist Musiker." Jetzt geht auch Stephan Franzen ein Licht auf. In diesem Fall hat er eine andere Immobilie, die viel besser zu dem ungestümen Pärchen passt. In diesem Bürogebäude ist "um 17 Uhr nichts mehr los", was heißt, Bühne frei für wilde Gitarrenriffs und Schlagzeugeinlagen. Die Maisonette-Wohnung bietet gleich eine ganze Ebene, die nur die Instrumente genutzt werden könnte. Nach Feierabend kann sich Josef Casel hier also nach Herzens Laune austoben. "Es ist ein bisschen schalltot für meinen Geschmack", bemängelt der Rocker zwar. "Aber da könnte man noch etwas dran verändern." Schnell steht für das musikalische Gespann deshalb fest: In dieser Wohnung werden die beiden in ihren zweiten Frühling starten. Und Stephan Franzen? Der freut sich auf baldige Jam-Sessions mit seinem Rock-begeisterten Kunden.