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"Nur der Tod kann dich retten"...

"Nur der Tod kann dich retten"...

...von Joy Fielding

Eigentlich ist Torrance in South Florida mit seinen gerade einmal viertausend Einwohnern eine sympathische Kleinstadt. Nichts stört hier den ruhigen Gang der Dinge, man kennt sich untereinander, und niemand käme auf die Idee, von seinem Nächsten etwas Böses zu vermuten. Der Schock ist um so größer, als an der örtlichen High School eines Tages ein Mädchen verschwindet – und man die Leiche der bildhübschen Liana Martin nach Tagen banger Suche in einer entlegenen Gegend auffindet. Vor allem Sandy Crosbie, die erst seit kurzer Zeit als Lehrerin an der Schule arbeitet, ist entsetzt: Muss sie befürchten, dass auch ihre eigene heranwachsende Tochter Megan in Gefahr ist? Sheriff John Weber übernimmt die Ermittlungen, aber trotz intensiver Bemühungen tappt die Polizei im Dunklen. Noch ahnt Weber nicht, dass sich seine schrecklichste Vermutung bald bewahrheiten wird: Denn der Mord an Liana war nur der erste Streich eines psychopathischen Serienmörders, der sein nächstes Opfer bereits im Visier hat – und mit perfider Lust alle Vorbereitungen trifft, aus dem Hinterhalt erneut zuzuschlagen …

Fielding, Joy: Nur der Tod kann dich retten
Thriller
Deutsch von Kristian Lutze
Taschenbuch
496 Seiten
€ 9,95 [D]/€ 10,30 [A]/CHF* 18,90 [*empf. VK-Preis]
Verlag: Goldmann TB

Joy Fielding

"Nur der Tod kann dich retten"...

Joy Fielding, so sagt ihre Geburtsurkunde, wurde am 18. März 1945 in Kanada geboren – was sie allerdings scherzhaft bezweifelt: „Ich glaube, meine Mutter hat da einen Fehler gemacht. Ich kann nicht glauben, dass ich schon so alt bin.“

Unbestritten gehört Joy Fielding zu den absoluten Spitzenautorinnen für Spannungsliteratur. Sie hat beruflich einige Umwege gemacht, bevor sie mit ihrer eigentlichen Passion, dem Schreiben, Erfolg hat. Schon als Achtjährige beginnt sie zu schreiben, als Zwölfjährige fließt das erste Blut aus ihrer Feder – bei einem Drehbuch über Muttermord. Ihre Eltern waren nicht sonderlich begeistert, doch sie schrieb weiter. Nach dem Literaturstudium strebt sie aber zunächst danach Hollywood zu erobern: als Schauspielerin. Der Sprung nach Hollywood gelingt ihr nicht, dafür aber der in die internationalen Bestsellerlisten. Der Psychothriller „Lauf, Jane, lauf!“ (1991) markiert das Ende der Schauspielerei und ihren literarischen Durchbruch. Ihre folgenden Bücher werden ebenfalls zu internationalen Bestsellern: Bis heute verkauften sich ihre Romane allein im deutschsprachigen Raum über 12 Millionen Mal.

Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Toronto, Kanada und in Palm Beach, Florida.

© Peter von Felbert

Interview mit der Autorin

Ihr aktuelles Buch „Nur der Tod kann dich retten” erzählt die Geschichte eines Serienmörders, einige Teile des Buchs sind als eine Art „Tagebuch des Mörders“ geschrieben. Ist es nicht schwer, sich in die Gedanken eines Serienmörders hineinzuversetzen?

Zuerst einmal weiß ich, im Gegensatz zum Leser, ja, wer der Mörder ist, das macht es schon einmal leichter. Und dann frage ich mich: Wie würde ich mich an seiner Stelle fühlen, wie würde ich über dies und jenes denken. Auf diese Weise fülle ich die Figur mit Leben. Manchmal fließen aber auch persönliche Züge von mir selbst in die Figuren ein, etwa, was ich über bestimmte Dinge denke.

Haben Sie ein konkretes Beispiel?

In „Nur der Tod kann dich retten“ ist es etwa die Unterscheidung zwischen Schock und Thrill, über die der Mörder spricht. Das entspricht auch dem, was ich denke. Außerdem haben Serienkiller meist eine ganz bestimmte Persönlichkeit. Sie sind selbstbezogen, sind das Zentrum ihrer Welt und sehen sich selbst als Opfer. Ich versuche, mich in diese Perspektive hineinzuversetzen. In Wahrheit ist das gar nicht so schwer (lacht).

Haben Sie denn schon einmal mit einem Serienmörder gesprochen?

Nein, also zumindest weiß ich es von keinem. Ich glaube in der Tat, dass Serienkiller wie beispielsweise der Mörder in „Nur der Tod kann dich retten“ keine besonders interessanten Persönlichkeiten sind. Erst ihre Verbrechen machen sie interessant.

Seit vielen Jahren erfinden Sie Geschichten über furchtbare Verbrechen, Serienkiller und Psychopathen. Hat das keinen Einfluss auf ihr Menschenbild?

Nein, eigentlich nicht. Ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen grundlegend gut sind. Aber über gute Menschen zu schreiben, wäre einfach langweilig! Außerdem versuche ich, mit meinen Büchern auch etwas über die Gesellschaft zu sagen. Klar, auf den ersten Blick scheinen meine Bücher vor allem Schockgeschichten. Aber sie sind mehr.

Was sagen Ihre Romane über die Gesellschaft aus?

Sie erzählen einfach vom Umgang der Menschen miteinander und wie wir in unserer Gesellschaft von klein auf auf Konformität getrimmt werden. Menschen, die nicht diesem Bild entsprechen, werden von den anderen schlecht behandelt. Das ist schon unter Teenagern so. Oder das gesellschaftliche Schönheitsideal: Ich denke, dass Frauen heutzutage gedrängt werden, zu glauben, es gäbe nur ein akzeptables Maß, nach dem sie sich richten sollten. Und das heißt groß und dünn sein, große Lippen und große Brüste haben. Dabei ist das ein Ideal, das man nicht erreichen kann. Und in meinen Augen auch eine Strategie, Frauen in ihre Schranken zu verweisen. Sie sprechen ein weibliches Problem an.

Auch Ihre Bücher sind meistens aus einer weiblichen Perspektive geschrieben.

Oft, aber nicht immer. In „Nur der Tod kann dich retten“ ist zum Beispiel der eigentliche Held, Sheriff John Weber, ein männlicher – und wie ich finde – sehr sympathischer Charakter. Aber Sie haben Recht, es interessiert mich vor allem, aus der weiblichen Perspektive zu schreiben und über Frauen zu schreiben.

Warum?

Weil ich Frauen mag (lacht). Ich denke, sie sind interessant und auch komplizierter als Männer. In der Belletristik sind sie außerdem unterrepräsentiert. Es gibt nun mal mehr männliche Autoren, die haben natürlich eine männliche Perspektive. Und oft auch keine Ahnung von Frauen, deswegen sind ihre weiblichen Figuren immer gleich.

Wie meinen Sie das?

Ich denke, es gibt wenig glaubwürdige weibliche Figuren in der Belletristik. Die Frauen sind immer schön, perfekt. Ich will über die Frauen schreiben, die ich kenne, weil ich glaube, dass viele Frauen so sind: clever, witzig, kompliziert, neurotisch, verwirrt, ärgerlich … – Frauen sind all das! Und ich will, dass Frauen sich in meinen Büchern wieder erkennen.