Tiere in Not: Sorgenkinder

Hund mit Handicap: Mischlingsrüde Clarence
hundkatzemaus-Tierschutzexperte Frank Weber ist immer im Einsatz und häufig nimmt der Leiter des Franziskus-Tierheims in Hamburg weite Strecken auf sich, um dann vor Ort helfen zu können. Diesmal stellt Frank Weber mit seiner Kollegin und Tierpsychologin Christina Scholz echte Sorgenkinder seines Tierheims vor, denn unter den unzähligen Hunden, die ein Zuhause suchen, haben es die Vierbeiner mit Handicap am schwersten.
Mischlingsrüde Clarence, der lebensfrohe und freundliche Springinsfeld, hat ein großes Manko, das auf den ersten Blick kaum zu bemerken ist: Er ist auf beiden Augen blind, doch bis auf einen leichten Silberblick sieht man ihm das nicht an. Der junge Hund wurde als Welpe auf einer Straße in Polen entdeckt und verdankt einem umsichtigen Tierfreund sein Leben. Denn ein blinder und orientierungsloser Welpe hat auf der Straße keinerlei Überlebenschance! Clarence kam in ein Tierheim vor Ort. Weil er dort jedoch nicht seiner Bedürfnisse entsprechend versorgt werden konnte, holte das Team um Frank Weber den kleinen Kerl nach Hamburg.
Tierarzt Dr. Thomas Lehwenich soll klären, ob der Junghund einen Teil seiner Sehkraft wiedererlangen könnte, doch die Chancen sind gleich null.
Für einen Hund mit derartiger Beeinträchtigung ein schönes und liebevolles Zuhause zu finden, ist für das Team des Franziskus-Tierheims immer wieder eine große Herausforderung. Der neue Besitzer muss sich bewusst sein, dass ein behindertes Tier ganz spezielle Bedürfnisse hat, die er berücksichtigen und auf die er eingehen muss.
Im Fall des kleinen Clarence heißt das, dass seine zukünftige Umgebung eine feste Struktur haben muss. Stühle, Futternäpfe oder sonstige Gegenstände sollten nicht umgestellt werden, da der blinde Vierbeiner sich an ihnen orientiert. In einem sich ständig verändernden Haushalt würde der Junghund sich nicht zurechtfinden. Clarences Welt ist in erster Linie durch Gerüche geprägt, an denen er sich orientieren und sogar Hindernisse erschnüffeln kann. Hat sich der Hund an seine Umgebung gewöhnt, merkt man ihm sein Handicap kaum noch an.
Mischlingshündin Sonja wurde grausam gequält

In seiner Einrichtung kümmert Frank sich mit seinem Team um Tiere, die niemand mehr haben wollte und einige der Schicksale gehen ganz besonders nah. Da der Bund gegen Missbrauch der Tiere eng mit ausländischen Tierschutzorganisationen zusammenarbeitet, kommen auch immer wieder äußerst tragische Fälle nach Hamburg - wie die misshandelte Mischlingshündin Sonja.
Mischlingshündin Sonja wurde auf unvorstellbar grausame Weise gequält. Nachdem sie in Polen bereits mehrere Jahre ein trauriges Dasein an der Kette fristete, kam es eines Tages noch schlimmer: Jugendliche Tierquäler schnitten der völlig wehrlosen Hundedame bei lebendigem Leib ein 30 mal 40 cm großes Stück Haut aus dem Rücken. Eine Misshandlung, die selbst Tierschutzexperte Frank Weber in solch einer abartigen Form noch nicht gesehen hat. Und es grenzt an ein Wunder, dass Sonja ihre schweren Verletzungen überhaupt überlebt hat. Mittlerweile ist die große Wunde erheblich kleiner geworden und es ist erstaunlich, dass Sonja - nach allem was sie durch Menschenhand erleiden musste - immer noch ein aufgeschlossener Menschenfreund ist. Auch wenn ihr Blick erahnen lässt, dass die seelischen Wunden ganz tief sitzen...
Clarence und Sonja stehen stellvertretend für alle Tierheimbewohner, die dringend ein neues liebevolles Zuhause suchen. Ihr Beispiel zeigt, wie wichtig Tierschutz und die Arbeit engagierter Tierfreunde ist. Denn diese Tiere brauchen Menschen, die das Leben mit viel Liebe, Engagement und Geduld wieder lebenswert machen, Hoffnung geben und versuchen, das wiedergutzumachen, was grausame Menschen einigen von ihnen angetan haben!
Dalder, Anke
Mariposa, 2007
ISBN 978-3-927708-39-6, EUR 19,90
272 Seiten, zahlr. fotos u. Zeichn.