Unfallakte

Hochgefahrene Kippmulde
Normalerweise ereignen sich Zusammenstöße mit Brücken, weil LKW-Fahrer die Höhe ihres Gespanns falsch einschätzen oder Warnschilder übersehen. Anders bei dem Unfall auf der A2 bei Bielefeld-Sennestadt: Der Baustellen-LKW hätte problemlos unter der Fußgängerbrücke durchgepasst – wäre die Kippmulde nicht während der Fahrt hochgefahren. Die Folge: Der LKW rammt die Brücke. Durch die Wucht des Zusammenstoßes stürzt das 24 Tonnen schwere Bauwerk in Fahrtrichtung Dortmund ein. Drei Schwerlastkräne rücken aus, um die herabgestürzten Brückenteile zu bergen. Die Aufräumarbeiten dauern 12 Stunden.
Obwohl das Gefahrenpotential enorm war, wurde niemand verletzt. Lediglich an zwei Autos entstand leichter Blechschaden. Wie konnte es zu dem Unfall kommen?
Glück im Unglück
Nach dem Abladen hatte der Fahrer des LKW vergessen, die Kippmulde durch einen Hydraulikhebel zu sichern. Während der Fahrt betätigte er dann versehentlich den Schalter für die Kippmulde. Eine Warnleuchte, die auf das Missgeschick hinweist, hat er übersehen. Eine Verkettung unglücklicher Umstände. Bei älteren LKW-Modellen des Typs ist das Problem bekannt. Bei neueren LKW-Modellen ist dieser Bedienungsfehler ausgeschlossen.
Kleine Ursache, großer Schaden: Die Kosten für den Wideraufbau der Fußgängerbrücke betragen ca. 400.000,- EUR. Für diese Kosten und für die Schäden an den Autos kommt die Haftpflichtversicherung auf. Den LKW-Fahrer kommt sein Missgeschick dennoch teuer zu stehen: Gegen ihn ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft Bielfeld wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Es droht der Entzug der Fahrerlaubnis.
Wie das Verfahren auch ausgeht, die Unfallbeteiligten sind sich sicher: Sie haben unglaubliches Glück gehabt.