Well done, Mr. Ramsauer!

Well done, Mr. Ramsauer!

"Trafficminister" will die deutsche Sprache retten

Von Peter Stützer

Ach, unser Trafficminister. Wenn wir den nicht hätten. Hätten wir einen anderen, stimmt schon, aber wer würde dann die deutsche Sprache retten? Denn keiner ist wie Peter Ramsauer. Geboren in Traunwalchen, Hochbayern, was auch jeder hören soll. Die Bayern nehmen sich das Recht, nicht auf Hochdeutsch umzuschalten, falls sie es denn können. Das hat dann ein bisschen was von Folklore, auch von Provinz, aber Ramsauer meint doch tatsächlich, wenn die Deutschen in dieser seiner Gegend freiwillig Urlaub machten, könne die Sprache doch nicht so verkehrt sein. Also bleibt es dabei: Erst Bayerisch, dann Deutsch, dann Englisch - er war schließlich in Eton zur Schule.

Bockig ist er trotzdem: Englisch? Nicht in meinem Haus! Mögen die Landsleute gerne auch schöne Ferien in England oder den USA machen - jetzt reicht's! Bayerisch ist nicht verkehrt, aber verkehrt ist alles andere und vor allem Englisch, das sich in deutschen Landen, ja sogar in Ministerien breit macht (vulgo: "Denglish") und überall seine schmutzigen Spuren hinterlässt. Ramsauer, zuständig oder nicht, fühlt sich also berufen, die deutsche Sprache zu retten und die Wähler gleich mit. So kursiert im Bundesverkehrsministerium jetzt eine Liste von 110 Worten, die der Chef persönlich auf den Index gesetzt hat. Keine "Meetings" mehr, nur noch "Treffen". Kein "Bike", nur noch "Radl" – pardon: "Fahrrad". Gerne auch "Bergfahrrad": Da weiß doch jeder gleich, woran er ist; weg mit dem "Mountainbike", igitt!

Es ist halt Sauregurkenzeit. Nichts los auf dem politischen Parkett, und Ramsauer, dieser Fuchs, weiß schon, wie er in die Schlagzeilen kommt, wenn die meisten Kollegen gerade im Urlaub sind. Auf keinen Fall mit eigenen Geniestreichen - da ist gerade nicht sonderlich viel los, obwohl reichlich Bedarf. Das Chaos dieses Winters gehört mitten in sein Ressort: zugefrorene Flughäfen, schneeverstopfte Autobahnen, Züge, die nicht fahren, auch Paketbomben in deutschen Frachtmaschinen. Wo Ramsauer zuständig war, hat er sich aber verdünnisiert. Die Lage im Ressort war doch überall zu vertrackt, und wo kein Blumenpott zu gewinnen ist für ihn, wird er auch nicht gesehen.

Der Laptop wird zum "Klapprechner"

Das Thema Anglizismen ist zwar so neu nicht, aber immer wieder schön. Zumal im Winterloch, denn das geht doch jeden an. "Deutsche sollen in Deutschland Deutsch sprechen, sagt Ramsauer so gar nicht populistisch - stand denn je etwas anderes zur Debatte? Eine Fahrkarte geht auch als "Ticket" durch, demnächst zu buchen über die "Reisestelle" statt übers "Travel-Management". So weit können wir folgen. Wenn aber aus einem Flipchart ein "Tafelschreibblock" werden soll und - jetzt kommt's - ein Laptop nur noch "Klapprechner" heißen darf, dann wünschen wir uns den Verkehrsminister doch dahin zurück, wo er hingehört. Hat er denn sonst keine Probleme?

Er hat sie - und nicht zu wenige. Wär doch schön, wenn Züge auch mal halbwegs pünktlich führen, wenn die Deutsche Bahn ihre Kunden endlich mal ernst nähme: die Bahn, für die Ramsauer zuständig ist. Es gäbe wesentlich Wichtigeres für ihn zu tun als der Frage nachzugehen, ob eine Fahrplanauskunft auf dem Bahnhof unbedingt "Information Point" heißen muss.

Wo er doch gerade so einen Lauf hat, könnte unser Minister nicht gleich auch mal den deutschen Automobil-Herstellern die Türe einrennen? Nur drei Beispiele: Mercedes rühmt sich des Comand-Systems ("Cockpit Management and Data System"), Audi verkauft MMI ("Multi Media Interface"), das iDrive von BMW wird selbstverständlich über den "iDrive Controller" bedient und ist seit jeher ein Übel. Bei der mit DSC abgekürzten Stabilitätskontrolle versuchen es die Bayern sogar zweisprachig: "Dynamische Stabilitäts Control". Ganz großartig wie so vieles, das - wenn überhaupt - nur unter Zuhilfenahme eines Fachlexikons zu kapieren ist.

Ein bisschen peinlich wirkt auch, dass sich der Minister passend zur Klapprechner-Kampagne ausgerechnet vor einem Schild mit der Aufschrift "STOP Falsch" fotografieren ließ. Stopp schreibt sich im Deutschen nicht erst seit gestern mit Doppel-P – der Möchtegernretter der deutschen Sprache solidarisiert sich also zumindest für dieses PR-Plakat eher mit der englischen Schreibweise. Aber bitte: So ein Minister hat echt viel zu tun, der kann nicht alles bemerken. Zum Beispiel ist er doch eben erst, wenn auch etwas spät, auf den Elektroauto-Zug aufgesprungen. Das soll kommen, so gegen 2020.

Na also, geht doch. Well done, Trafficminister!

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