Das Interview mit Eric McCormack
Schauspieler Eric McCormack ist Hauptdarsteller in der Serie "Perception" bei VOX. Im Interview spricht er über seine sehr spezielle Rolle, die Krankheit Schizophrenie und über das Feedback von Betroffenen und Ärzten zur Serie.

Eric, kannst du uns sagen, wie du dich auf deine doch sehr spezielle Rolle vorbereitet hast?
Eric McCormack: "Also zu allererst ist mein Charakter ja ein Professor der Neurowissenschaften – ich wollte also sowohl den wissenschaftlichen, als auch den akademischen Teil berücksichtigen. Hinzu kommt allerdings, dass er psychisch krank ist und wir die Verantwortung haben, das richtig darzustellen. Gleichzeitig mussten wir aufpassen, dass es eine interessante und unterhaltsame Serie wird, bei der der Zuschauer nicht die ganze Zeit um die Hauptfigur besorgt ist. Ich habe mich also gefragt, wie jemand, der zur gleichen Zeit sehr intelligent, aber auch neurotisch ist, die leitende Kraft in der Serie sein kann, um Rätsel und Mysterien zu lösen. Ich habe dafür sehr viel gelesen, mich mit einigen Professoren für Neurowissenschaften getroffen und eine tolle Frau und Juraprofessorin, Elyn Saks, getroffen. Sie hat ein Buch über sich selbst geschrieben, das „The Center Cannot Hold“ heißt. Sie war eine brillante Jurastudentin, die in den 1970er Jahren langsam anfing verrückt zu werden und dies verheimlicht hat. Sie hat also beschrieben wie es ist, eine Akademikerin mit paranoider Schizophrenie zu sein. Ihre Erfahrungen sind quasi die Bibel für meinen Charakter in der Serie."
Was hast du für ein Feedback von Betroffenen und Ärzten für die erste Staffel bekommen? Schließlich ist es ein schwieriges Thema.
Eric McCormack: "Das ist es wirklich. Ehrlich gesagt, das meiste Feedback habe ich über Twitter bekommen und es war durchweg sehr positiv. Es gibt viele Leute, die mit der Krankheit leben und die haben es noch nicht erlebt, dass dieses Thema auf so eine komplexe Art und Weise behandelt wurde. Das größte Vorurteil in Bezug auf psychische Erkrankungen ist der Aspekt der Gefahr: Angeblich sind diese Menschen unberechenbar, gefährlich und verletzen andere. Aber eine große Anzahl der Betroffenen lebt in stabilen Verhältnissen und führt ganz normale Berufe aus, wenn sie Medikamente nehmen und Hilfe von außerhalb bekommen. Die Serie gibt also vielen Menschen Hoffnung, weil sie sehen, dass ein Genie mit dieser Erkrankung lebt und umgehen kann. Es ist also toll eine Serie über Neurowissenschaften und Verbrechen zu machen, da es ein faszinierendes und auch wachsendes Diskussionsfeld ist."
Eric McCormack: "Ich bin ein großer Anhänger der Wissenschaft"
Was denkst du darüber, dass mehr und mehr Leute vor Gericht auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren?
Eric McCormack: "Ich bin ein großer Anhänger der Wissenschaft und auf der anderen Seite bin ich natürlich gegen jegliche Verbrechen. Ich bin also hin- und hergerissen und deswegen denke ich, ist es auch so ein interessantes Feld. Ich finde, dass wir wirklich daran arbeiten müssen, psychische Erkrankungen zu verstehen und zu heilen bzw. bestmöglich zu kontrollieren. Gleichzeitig darf aber nicht jeder einfach darauf plädieren unzurechnungsfähig zu sein. Da muss es schon ein Gleichgewicht geben – bei diesem Gleichgewicht geht es um Wissenschaft und Forschung. Das führt natürlich zu gesellschaftlichen Diskussionen, was die Serie wiederum sehr relevant macht."
Abgesehen von den Nachforschungen, die du für deine Rolle betrieben hast – woher holst du die Inspiration diese ungewöhnliche Welt deines Charakters zu kreieren?
Eric McCormack: "Ich muss sagen, das steht alles im Drehbuch - viel von Pierce war schon niedergeschrieben, bevor ich das Drehbuch in der Hand hatte. Und ich war wirklich froh darüber. Als ich dann meine Nachforschungen betrieben habe, wusste ich, dass es um die Symptome geht, denn jede Person mit paranoider Schizophrenie hat andere Symptome. Jeder einzelne wird individuell davon beeinflusst. Zu meiner Rolle kommt hinzu, dass Pierces Welt durch seine extreme Intelligenz geformt wird. Es ist also diese Mischung aus Genie und Wahnsinn, die das ganze ausmacht."
In vielen modernen Serien geht es auch um die Wahrnehmung der Ermittler – früher reichte einfach eine große Pistole für eine Krimi-Serie. Kannst du etwas dazu sagen?
Eric McCormack: "Das sehe ich auch so. Es gab eine Zeit, da hat sich alles um rohe Fakten gedreht. Der Zuschauer hat die Polizisten nicht wirklich kennengelernt, aber trotzdem waren die ganzen „CSI“ oder „Law and Order“-Serien ein toller Erfolg. Dann begannen die Variationen rund um diese Themen und die Hauptcharaktere waren plötzlich nicht mehr fehlerfrei. Dann kam es zu Serien wie „Dexter“, „Monk“ oder auch „The Mentalist“. Ich denke, das ist etwas Neues jetzt. Jemand nannte dieses Phänomen einmal fehlerhafte Detectives. Es gefällt den Leuten, dass sie nicht die perfekten Menschen sehen und es nicht jedes Mal ein perfektes Ende gibt."