Die "Hilf mir doch!"-Expertin im Interview
Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe als kommentierende Expertin bei "Hilf mir doch!"?

Mich hat sofort begeistert, dass die Sendung Menschen Hinweise gibt in Bezug auf das eigene Leben: Was kann ich verändern? Wie ist es in meinem Freundeskreis, wenn mir da Probleme begegnen - wie könnte ich eventuell anders damit umgehen? Oft haben wir diese eigene Lebenskompetenz einfach nicht gelernt - in der Schule nicht und im Leben dauert es zum Teil sehr lange. Dass "Hilf mir doch!" Problematiken aufzeigt und Hinweise gibt, wie man diese beeinflussen und verändern kann, finde ich großartig – und da mache ich total gerne mit. Das ist für mich wie das Schulfach Leben im Fernsehen.
Welche Fehler werden in Beziehungen am häufigsten gemacht?
Ich würde nicht direkt von "Fehlern" sprechen - aber hilfreich wäre, wenn wir lernen könnten, noch besser anzusprechen, was wirklich Thema ist. Das ist es, was eine gute Beziehung ausmacht - sowohl bei Freunden als auch in der Partnerschaft. Eine bessere Kommunikation führt automatisch zu einer intensiveren zwischenmenschlichen Beziehung. Konkret heißt das, wirklich das Gespräch zu suchen, wenn man verletzt worden ist, wenn etwas stört, auch heikle Themen, die man normalerweise nicht ansprechen würde – und zwar so, dass es nicht als Angriff oder Kritik verstanden wird, sondern als Hinweis: "Hör zu, du bist mir wichtig und deswegen sage ich dir das." Offenheit und Transparenz sind aus meiner Sicht die wichtigsten Eckpfeiler in einer Beziehung. Und das erreichen wir nur über Kommunikation.
Gerät jedes Paar früher oder später in eine Krise?
Natürlich, denn so ist das Leben. Es gibt kein Leben ohne Krise und damit auch keine zwischenmenschliche Beziehung ohne Krise. Krise wird ja oft als Bedrohung verstanden – und das ist auch ein Teilaspekt davon - aber Krise bedeutet auch immer: Achtung, hier gibt es eine Wachstumschance. Hier können wir uns beide miteinander auf einen neuen Weg begeben. Deswegen sind Krisen nicht nur natürlich, sondern auch wichtig, um im Leben wachsen zu können.
Wer macht in Beziehungen mehr falsch – Männer oder Frauen?
Ich würde eher umgekehrt fragen: Wer macht vieles richtig? Ich finde die Begriffe "Fehler" und "falsch machen" nicht so furchtbar hilfreich. Allerdings erlebe ich, dass Frauen häufiger Problemthemen ansprechen als Männer und Frauen sich auch eher Hilfe suchen. Einige Männer haben traditionell eben nicht gelernt, über zwischenmenschliche Probleme zu sprechen - und ich erlebe es auch in Beratungen häufig, dass die Frau diejenige ist, die die Probleme auf den Tisch bringt. Männer erlebe ich vergleichsweise sprachlos - ich möchte nicht sagen hilflos, aber sprachlos. Beide Parteien können lernen, sich auf Ebene der Kommunikation noch besser miteinander zu verbinden und das führt letztendlich zu einer größeren Intimität in Beziehungen. Je besser die Gespräche, desto intensiver entwickeln sich Nähe und Intimität in einer Partnerschaft.
Streit und Probleme innerhalb der Familie kennt wohl jeder – ab wann sollte man sich professionelle Hilfe suchen?
Professionelle Unterstützung ist immer dann hilfreich, wenn die Familie feststellt: Wir haben schon viel versucht, kommen aber nicht wirklich weiter. Jemanden miteinzubeziehen, der selbst nicht emotional in die Probleme des Familiengefüges verstrickt ist, der in einem Gespräch nicht sein Terrain und sich selbst schützen muss, ist oft sehr sinnvoll. Therapeuten, Lebensberater oder andere Experten können aufzeigen, wie man die Sicht des anderen verstehen kann, selbst seine Meinung vertreten darf und dann gemeinsam einen Weg findet. Und das alles ohne die Klärung einer "Schuld-Frage" – es geht darum, Lösungen zu finden und den anderen zu respektieren.
Was gibt Ihnen persönlich in schwierigen Zeiten Kraft?
Wenn die Sonne scheint, wenn ich am Wasser bin, wenn ich vor allen Dingen mit meinem Kind zusammen bin – das gibt mir Kraft. Meine achtjährige Tochter schenkt mir jeden Tag viel Freude und erdet mich auch. Außerdem liebe ich Musik, Tanz und gute Bücher. Und Dankbarkeit ist ein Punkt für mich, an dem ich merke, er bringt mich auch weiter, wenn ich in einer Krise stecke. Dankbar bin ich ganz aktuell zum Beispiel dafür, dass ich gesund bin und nicht in einem Krisenherd lebe, sondern in einem Land, das seit vielen Jahrzehnten in Frieden lebt. Auch diesen Aspekt des Lebens verdeutliche ich mir immer wieder – so relativieren sich meine persönlichen „Problemchen“ oft schnell. Darüber hinaus habe ich gute Freunde, die für mich da sind und deren Freundschaften mich schon durch so manche Krise getragen haben.