Eva Padberg: "Älter werden ist in diesem Job nicht erlaubt"
Sie sind Top-Model, jetten ständig in der Welt herum - und dennoch haben Sie den Ruf, eine absolut bodenständige Frau zu sein.

Eva Padberg: "Das bin ich gar nicht. Zumindest nicht mehr. Ich habe eine Putzfrau, die einmal in der Woche kommt, ein Zimmer nur für Klamotten und seitdem ich zum ersten Mal Business-Class geflogen bin, kommt mir Economy wirklich vor wie die Holzklasse. Allein das dürfte mich für die Kategorisierung disqualifizieren. Aber ich mag die einfachen Dinge in meinem Leben: Gutes Essen, gute Freunde, gute Musik - nicht zwingend in dieser Reihenfolge"
Sie sind jetzt über 30. Hatten Sie ein Problem mit dieser magischen Altersschwelle?
Eva Padberg: "Für ein Model, mehr als für jede andere Frau, ist die 30 eine Zahl, vor der man sich zu fürchten hat. Älter werden ist in diesem Job nicht erlaubt. Unsere Geburtsdaten werden von den Agenturen besser gehütet als ein Staatsgeheimnis. Aber das Leben einer Frau hört nicht mit 30 auf, auch nicht, wenn Sie als Model arbeitet. An manchen Tagen stehe ich vor dem Spiegel und denke. Himmel, bist du alt geworden! Ich hatte schon mal volleres Haar. Ich muss mehr darauf achten, wie ich mich ernähre. Ich gehe jetzt öfter zum Sport, also ein Mal in der Woche statt kein Mal."
Sie sprechen es gerade selber an: Schlank bleiben ist in Ihrem Business unglaublich wichtig.
Eva Padberg: "Ich vertrete die Einstellung, dass ich essen kann, worauf ich Lust habe – solange ich mich wohlfühle und einen Ausgleich schaffe. Und mit Ausgleich meine ich Sport. Echten, schweißtreibenden Sport und nicht dreimal am Tag Treppen steigen. Das gilt gerade für Zeiten, in denen ich mich ausschließlich von Frittiertem ernähren könnte. Ich habe noch nie eine Diät gemacht. Nur, und wirklich nur, wenn ich in Bikinis oder Wäsche fotografiert werde, achte ich darauf, dass ich nicht das ganze Mittagsbüffet abräume, sonst wächst mir nach dem Essen eine kleine Plauze. Und den ganzen Tag den Bauch einzuziehen kann ganz schön anstrengend sein."
Es gibt immer wieder die Diskussion um das Thema Magermodels.
Eva Padberg: Ich finde den Umgang damit eher heikel. Man kann darüber diskutieren, warum Mode ausschließlich an sehr schlanken Frauen gezeigt wird – aber bei dem Begriff ist mir unwohl. Man macht es zu leicht, wenn alle Models unter Generalverdacht stellt. Wenn ich mir die Bilder von aktuellen Modenschauen angucke, bin ich auch schockiert, wie knochig einige der Mädels aussehen. Ich weiß aber auch, dass ich mit 16 Jahren nicht viel anders aussah und mich dabei normal ernährt habe. Krankhaft ist für mich dagegen, wenn Designer oder Agenten von 22-jährigen Frauen erwarten, dass sie ihren kindlichen Körper behalten.
Was ist Ihr Beautygeheimnis?
Eva Padberg: "Viel Wasser trinken, Tagescreme mit Sonnenschutzfaktor benutzen, gesunde Ernährung. Gute Hautpflege ist unverzichtbar, nicht nur wenn man ständig mit Make-up zugekleistert wird."
"Auf grüne Strähnen hätte ich verzichten können"
In eurer Show habt ihr ein Mädchen komplett umgestylt. Wie haben Sie das in Ihrer Karriere erlebt?
Eva Padberg: "Es gab mal eine Zeit, da hatte ich langes, volle kastanienbraunes Haar - dann kamen die Stylisten mit ihren eigenen Vorstellungen davon, was schön ist. Als Blondine bekam ich auf einmal mehr Jobs als je zuvor. Dieses Experiment gelang besser als einige andere, die auch an mir durchgeführt wurden. Auf die grünen Strähnen hätte ich beispielsweise gut verzichten können."
Finden Sie sich schön?
Eva Padberg "Gelegentlich. Mit Make-up, in einem tollen Kleid, gut fotografiert oder nach zwei Wochen Strandurlaub. Ich habe wenig über mein Aussehen nachgedacht. Das mag man für arrogant halten. Ich weiß, dass es schierer Selbstschutz ist. Es haben sich in den letzten 15 Jahren schon genug Leute mit meinem Aussehen beschäftigt. Hätte ich es aus getan, wäre ich durchgedreht."
In der Modebranche wird bei den Fotos viel nachgeholfen…
Eva Padberg: "Bei Modefotos geht es nicht darum, die Realität zu zeigen, sondern eine Fantasie zu verkaufen. Jegliche Makel werden sowieso am Computer entfernt. Es gibt Situationen, in denen ich nichts dagegen habe. Wer will schon mit Stress-Herpes in einer Beautystrecke auftauchen? Meine Nase sieht auf manchen Bildern so klein aus, dass es nicht an einem guten Kameraobjektiv liegen kann. Als Teenager hätte ich gegen so einen ‚Nose- Job‘ womöglich nichts gehabt – ich mochte meine Nase nicht gerade. Durchs Modeln wurde sie aber zu meinem Markenzeichen. Ich würde sie jedenfalls überall wiedererkennen."
(Quelle: Eva Padberg: Model-Ich)