Blick auf seine Karriere : Ewige Helden 2019: Skispringer Sven Hannawald
"Je größer die Schanze, desto Hanni": Sven Hannawald gewinnt als erster Skispringer alle vier Springen der Vierschanzentournee – und macht sich im Wintersport damit unsterblich. Jetzt stellt er sich bei "Ewige Helden" einer neuen sportlichen Herausforderung.
Sein Talent wurde früh erkannt
Sven Hannawald wird am 09. November 1974 in Johanngeorgenstadt in der ehemaligen DDR geboren. Seine Eltern, ein sportbegeisterter Autolackierer und eine Schneiderin, schenken ihm schon im Alter von drei Jahren ein Paar Skier zu Weihnachten, um an einem kleinen Hang das Skifahren zu üben. Früh erkennt ein befreundeter Skisprungtrainer Hannawalds Talent und er wird im Alter von sechs Jahren in seinem Trainingszentrum zunächst der Trainingsgruppe "Nordische Kombination" zugeteilt. Seine ersten Erfolge lassen nicht lange auf sich warten: Neben Gold bei den DDR-Meisterschaften holt er 1987 drei Goldmedaillen bei der DDR-Spartakiade, einem der wichtigsten Wettkämpfe der Republik.
Zwar feiert Sven Hannawald in der nordischen Kombination Erfolge, doch sein Herz schlägt allerdings besonders für Eines: Das Skispringen. Erst 1989 erhält er die Erlaubnis ab sofort nur noch im "Spezialsprung" anzutreten. Nach dem Mauerfall besucht der junge Sportler ein Sportinternat im Schwarzwald. 1992 gehört Sven Hannawald schon zu den besten fünf Skispringern in Deutschland. Bei der Juniorenweltmeisterschaft in Finnland gewinnt das junge Talent im Teamwettbewerb Bronze. Nach seinem Aufrücken in den B-Kader der Männer lassen weitere Erfolge allerdings noch auf sich warten. Die starken Selbstzweifel und sein Defizit in seinen Schnellkraftwerten bringen Hannawald zu dem Entschluss, sein Körpergewicht zu reduzieren – denn jedes Kilo weniger bedeutet weitere Meter Flugdistanz: "Ich wog damals 70 Kilo. Ich kam sportlich einfach nicht weiter und wusste, ich muss es mit weniger Gewicht versuchen." 1998 dann der erste große Erfolg: Sven Hannwald gewinnt in Bischofshofen sein erstes Weltcupspringen. Ein Jahr später folgt der Weltmeistertitel im Team bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft, bei der er mit 137 Metern sogar einen neuen Schanzenrekord aufstellt. Dabei wird klar, dass die Großschanze Hannawalds Stärke ist: "Die kleinen Schanzen fielen mir immer schwerer, weil hier der Absprung wichtiger war und es mir hier an Kraft mangelte." Einer seiner bekanntesten Aussprüche: "Je größer die Schanze, desto Hanni". Seinen bis dato größten Erfolg erringt er 2000 bei der Weltmeisterschaft im Skifliegen in Vikersund. Die starken Witterungsverhältnisse können ihn nicht bremsen, und er holt sich mit einem Flug von 196,5 Metern den Weltmeistertitel. Kurze Zeit später folgt der erste Platz beim Weltcupspringen in Oslo.
Im Frühjahr 2001 zeigt sich jedoch, dass Sven Hannawalds Kräfte nicht unbegrenzt sind: Sein niedriges Gewicht macht sich bemerkbar und er wirft alle Wettkampfpläne über den Haufen. "Ich habe mich gefühlt wie ein alter Mann", so Hannawald. Er bricht die laufende Saison ab. Mit einem verändertem Ernährungsplan, Aufbautraining und eisernem Willen, kommt er von Tag zu Tag wieder zu neuen Kräften. Jetzt kann er auf den Höhepunkt der neuen Saison hinarbeiten: Die Vierschanzentournee 2001/2002. Nachdem Hannawald drei Mal auf den Schanzen den ersten Platz belegt, passiert beim letzten Springen in Bischofshofen das Unglaubliche: Hannawald siegt bei seinem letzten Sprung mit 131,5 Metern und 2,5 Punkten Vorsprung vor dem Finnen Hautamäki. Er gewinnt damit nach 50 Jahren als erster Skispringer alle vier Springen der Vierschanzentournee. Im selben Jahr folgen bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City Silber im Einzel und Gold im Team sowie Gold bei den Skiflug-Weltmeisterschaften in Harrachov. Danach ist Hannawald geistig und physisch völlig erschöpft. Er nimmt sich eine Pause. Trotz der schwierigen Zeit gewinnt er in der Saison 2002/2003 sechs Weltcupspringen und belegt den zweiten Rang der Weltcupgesamtwertung. Die folgenden Jahre beschreibt er als die schwierigsten in seinem Leben. "Die Energiespeicher in meinen Muskeln waren aufgebraucht und meine Motivation sowieso." Nach einem Zusammenbruch im Urlaub folgte die Diagnose: Burn-Out. Im August 2005 beendete er nach erfolgreicher Behandlung seine Karriere. Heute weiß er: "Ich musste meinen Totaleinsatz als Leistungssportler teuer bezahlen." 2016 gründete er eine Unternehmensberatung mit Schwerpunkt Corporate Health, Sport-Kommunikation und Sponsoring. In Seminaren bearbeitet Sven Hannawald Themen wie Stress- und Burnout-Prävention. Seit der Saison 2016/17 ist er für Eurosport als Skisprungexperte tätig.