Ewige Helden: Britta Steffen spricht im Interview über Angst und Mut
In ihrem Leben als Schwimmerin hat "Ewige Helden"-Athletin Britta Steffen schon viele Herausforderungen gemeistert. Im Wettkampf mit anderen Sportlegenden will sie nun über sich herauswachsen und spricht im Interview darüber, wie sie die Angst überwunden hat und warum die anderen Athleten sie auch emotional berührt haben.

Was hat Sie daran gereizt, bei "Ewige Helden" mitzumachen?
Als ich die Anfrage zu "Ewige Helden" bekommen habe, habe ich gedacht: Das klingt sehr interessant, dazu möchte ich mehr erfahren. Als ich dann gehört habe, welche anderen Sportler mitmachen und welche Chance besteht – nämlich eine Zeit lang mit Leuten zusammenzuwohnen, die Ähnliches gemacht haben wie ich – da war ich total begeistert. Und ich habe mich sehr auf die Persönlichkeiten gefreut, denn normalerweise kennt man immer nur Eckdaten von irgendwelchen Geschichten, aber ich wollte unbedingt die Persönlichkeiten kennenlernen.
Kannten Sie die anderen Sportler zuvor? Auf wen haben Sie sich am meisten gefreut?
Ich kannte keinen der Teilnehmer vorher persönlich. Aber natürlich sind Sportler wie Uschi Disl oder Thomas Häßler extrem bekannt. Mom Namen her kannte ich auch wirklich jeden. Besonders gefreut habe ich mich auf die Frauen, weil ich selbst eine bin und auch gerne mit Mädels Zeit verbringe. Ich war auch früher im Internat immer mit Mädels zusammen. Und dann hatte ich in der Sendung ja die Dreier-WG mit Sportlerinnen und es hat richtig viel Spaß gemacht, zusammenzuleben, zusammen zu essen und sich die Geschichten der Einzelnen wirklich mal anzuhören.
Zehn Sportler in einem Haus: Welche Erwartungen hatten Sie? Mit so vielen "Egos" unter einem Dach?
Ehrlich gesagt bin ich an dieses Format ohne großartige Erwartungen herangetreten, weil ich dachte, man kann sich jetzt viele Illusionen machen, aber am Ende kommt es eh ganz anders. Ich wollte einfach wissen: Wie läuft so etwas ab? Wie ist es, wenn zehn verschiedene Sportler zusammenkommen, die sich nicht kennen und wirklich eine Weile miteinander auskommen müssen? Die Überraschung war dann eigentlich perfekt, als ich gemerkt habe, dass man sich auf der einen Seite blind versteht und trotzdem sehr viele Unterschiede vorherrschen. Wir sind sehr fair und sehr respektvoll miteinander umgegangen und am Ende hat es einfach richtig Spaß gemacht und es sind tolle Freundschaften entstanden.
Welche besonderen Stärken haben Sie für den Wettbewerb mitgebracht?
Als Schwimmerin erwartet man von dir, dass du im Wasser sehr aktiv bist. Es gab einige Wettkämpfe, die mit Wasser zu tun hatten und bei diesen galt ich oft als Favorit. Lustig ist, dass viele Sportler, die nichts mit Wasser zu tun haben, häufig sagen: "Bleib mir mit Wasser vom Leib, immer wenn ich verletzt war, musste ich ins Wasser." Viele Sportler haben eine negative Assoziation. Darum hatte ich im Wasser gute Chancen. Aber an der ein oder anderen Stelle wird es Überraschungen geben. Man sollte es sich einfach angucken.
Gab es auch die Situation, dass Sie anderen etwas voraus hatten, das man so nicht erwartet hätte?
Insgesamt sind die Wettkämpfe, die wir zu bestreiten hatten, sehr individuell. Man kann sie zum Teil auch zu Hause durchführen, um selbst zu erleben, wie es ist bei so einen Wettkampf mitzumachen. Am Ende entscheidet aber nicht unbedingt der Fitnesszustand oder die Reife einer Person, sondern ein Gesamtkonzept an Vielseitigkeit. Deshalb ist das Format auch so spannend. Man kann nicht voraussagen, wer am Ende das Rennen macht.
Gab es Kategorien, die für Sie eine besondere Herausforderung waren?
Die Herausforderung bestand in manchen Kategorien darin, sich seinen Schwächen und seinen Ängsten zu stellen und es kam tatsächlich vor, dass ich gesagt habe: Eigentlich kann ich das nicht und ich traue mich das auch nicht. Und dann muss man sich dieser Angst stellen, man weiß ja auch, dass es aufgezeichnet wird und für alle Zeit sichtbar bleibt. Da will man dann über sich hinauswachsen und probiert es einfach. Aber es gab Momente, in denen ich dachte: 'Mist, das ist jetzt überhaupt nicht meins.'
Ist es schwierig, als Sportler auf seine Erfolge zurückzublicken und gleichzeitig festzustellen, dass man heute ein ganz anderes Alter und auch eine andere Leistungsfähigkeit hat?
Für mich gab es aufgrund des Alters eigentlich keine Probleme. Ich war ja mit Abstand die Jüngste und eigentlich so ein bisschen das Küken. Wenn ich jetzt professionell im Schwimmwettkampf unterwegs wäre, würde ich merken, dass ich definitiv Probleme hätte, mich gegen Sechzehnjährige durchzusetzen. Aber das ist eben ein Prozess, da muss jeder Mensch durch. Und ich glaube, wenn man die Gelassenheit und die Reife entwickelt, die das Alter einfach mit sich bringt, dann hat man alles richtig gemacht, und in diesem Prozess befinde ich mich sowieso.
"Ewige Helden"-Teilnehmerin Britta Steffen über Siege und Niederlagen
Was machen Sie denn heute beruflich?
Heute studiere ich im Master Human Resources Management. Das geht in die Richtung Personalwirtschaft. Da entdecke ich auch viele psychologische Elemente, weil wir ja alle Menschen sind. Und wo Menschen sind, da menschelt es. Darum ist es sehr interessant, dieses Fach zu studieren, und ich entdecke andere Seiten des Lebens.
Wie haben Sie Ihre Chancen eingeschätzt, "Ewige Helden" zu gewinnen?
Ehrlich gesagt habe ich nie damit gerechnet, dass ich "Ewige Helden" gewinnen werde. Weil mir vom Profi-Sport klar war, dass du nie die Leistungen der anderen einschätzen kannst. Je nach Kategorie und Herausforderung kann man sich ja gar nicht auf dieses Format vorbereiten. Darum war mir klar, dass ich immer nur mein Bestes geben kann und dann schauen muss, wie weit es reicht. Eher handlungsorientiert als zielorientiert. Für mich stand immer das Gesamtergebnis an erster Stelle: Einfach eine richtig gute Zeit miteinander zu verbringen und die Persönlichkeiten der anderen zu entdecken.
Was waren die größten Erfolge in Ihrer Karriere?
Meine größten Erfolge als Schwimmerin waren die Olympia-Siege 2008 über 50 und 100 Meter Freistil. Und im Jahr danach bin ich Doppel-Weltmeisterin geworden mit den Weltrekorden, die bis heute stehen über diese beiden Strecken. Das waren die Erfolge, an die man sich gern erinnert.
Und die größten Niederlagen?
Die größte Niederlage gab es 2011, da bin ich als Titelverteidigerin zur Weltmeisterschaft gefahren und habe komplett versagt. Das war ein Moment, der mich auch stark hat reifen lassen.
Wie war es mit den anderen Sportlern bei "Ewige Helden", die Höhe- und Tiefpunkte der eigenen Karriere nochmal zu thematisieren?
Das Spezielle an dem Format "Ewige Helden" ist, dass man zusammenkommt und die Geschichten der anderen anhört. Dann gibt es Bewegtmaterial und auch die Geschichte dazu, jeder präsentiert seine eigene. Und man berührt emotional die anderen, wie man auch selbst emotional berührt wird durch deren Geschichten. Und das war total schön, wenn man sonst nur das Oberflächliche kennt, das jeder weiß, was man so nachlesen kann. Wenn du die Person vor dir hast, die diese Geschichte erzählt und man noch eine Frage stellen kann oder man auch noch die Hand halten darf, ist das ein ganz toller Moment.