Geschickt eingefädelt - Wer näht am besten?: Jurorin Inge Szoltysik-Sparrer hat schon mit vier Jahren genäht
Inge Szoltysik-Sparrer ist Bundesvorsitzende des Maßschneiderhandwerks und Jurorin bei 'Geschickt eingefädelt'.

Was reizt Sie an 'Geschickt eingefädelt'?
Mich reizt das neue Sendeformat. Das gibt es ja als Koch-Format mit Köchen – und Profis bewerten. Und ich habe schon immer davon geträumt, dass es so etwas Mal mit Maßschneidern im Fernsehen geben könnte. Jetzt hat es VOX wirklich in die Tat umgesetzt und mich reizt natürlich auch sehr, welche Kandidaten dabei sind und wie leistungsstark sie sind.
Was ist Ihre Aufgabe bei dem Format?
Ich bin Jury-Mitglied an der Seite von Anke Müller und Guido Maria Kretschmer, der ebenfalls Gastgeber des Näh-Wettbewerbs ist. Ich bewerte also die Verarbeitung und die handwerkliche Umsetzung der ausgeführten Arbeiten.
Werden Sie sehr streng bei der Beurteilung der Kandidaten sein?
Ich bin zumindest diejenige, die kein Auge zudrückt. Ich habe schon einen sehr hohen handwerklichen Anspruch und ich erwarte Perfektion bis ins Detail. Soweit man das eben bei Hobbyschneidern im Rahmen ihrer Möglichkeiten verlangen kann.
Auf was legen Sie bei der Beurteilung besonders Wert?
Bei meiner Beurteilung lege ich Wert darauf, dass verschiedene Handwerkstechniken angewendet werden. Das heißt, dass die Teilnehmer nicht nur mit der Maschine nähen, sondern auch in der Lage sind, geschickt mit Nadel und Faden unterschiedliche Handarbeiten auszuführen.
Was macht einen guten Hobbyschneider aus?
Einen guten Hobbyschneider macht aus, dass er bei seiner Arbeit sehr methodisch und strukturiert vorgeht. Das heißt, dass er in der Lage ist, den zweiten und dritten Schritt schon vor dem ersten Schritt zu denken. Das ist nämlich bei der Ausführung einer handwerklichen Arbeit ganz wichtig, weil man sonst permanent rückwärts arbeiten und trennen muss. Das geht auch auf die Zeit, weil unsere Kandidaten in der Sendung enorm unter Zeitdruck stehen. Sie haben für jede Aufgabe nur ein begrenztes Zeitlimit.
Können Sie sich in die Kandidaten hineinversetzen?
Ich habe ja auch irgendwann mal angefangen und die Kandidaten wissen überhaupt nicht, was auf sie zukommt. Sie springen wirklich ins kalte Wasser und dass sie natürlich aufgeregt und nervös sind und ihnen nicht auf Anhieb alles gelingt, kann ich sehr gut verstehen. Aber ich bin ja dort in meiner Funktion als Jurorin und Bundesvorsitzende des Maßschneiderhandwerks und da habe ich einen sehr hohen Anspruch an die Kandidaten. Dessen müssen sie sich bewusst sein.
Wie sind Sie zum Nähen gekommen?
Ich habe schon im Alter von vier Jahren meine eigene Nähmaschine gehabt. Ich bin von meiner Mutter inspiriert worden, die für uns immer die Kinderkleidung genäht hat. Mir hat dieses Rattern der Nähmaschine so gut gefallen, dass ich das selber ausprobieren und können wollte. Ich habe im Grunde auf dem klassischen Weg, wie das bei vielen in dem Alter ist, mit dem Anfertigen von Puppenkleidern angefangen und mich persönlich immer weiterentwickelt.
Das näht Inge Szoltysik-Sparrer am liebsten
Was nähen Sie am liebsten?
Ich nähe sehr gerne Etuikleider. Das ist so eine meiner Stärken und das trage ich selbst persönlich am liebsten. Oder klassische Kostüme, wo man die Verarbeitung und die Passform sofort beim ersten Eindruck erkennen kann.
Wie erklären Sie sich den aktuellen Näh-Trend?
Wir spüren auch ganz stark einen Hang zur Individualisierung. Im Zeitalter der 'Vermassung', der Vereinheitlichung – da möchte jeder ein Individuum sein, möchte als einzelner Mensch in seinem Charakter und in seiner Erscheinung wahrgenommen werden. Und wie könnte man das besser als mit einem eigens für sich maßgeschneiderten Stück?
Wenn man mit dem Nähen anfangen möchte, wie sollte man am besten an das Handwerk rangehen?
Ein Hobbyschneider sollte zumindest erst mal mit einer einfachen Arbeit anfangen. Man sollte sich nicht zu viel vornehmen, denn wichtig ist auch beim Nähen, dass man sich selbst Erfolgserlebnisse schafft. Das erste Stück ist dann vielleicht wirklich erstmal ein schlichter einfacher Rock. Das wäre für den Anfang schon eine tolle Herausforderung, wenn man das hinbekommt.
Auf was muss man sich als Anfänger einstellen?
Zumindest müssen sich Hobbynäher in Geduld üben und bereit sein, viel Zeit zu investieren, weil Nähen ein zeitintensives Hobby ist. Und sie müssen bereit sein, etwas, was nicht so schön geworden ist, auch wieder aufzutrennen.