Grimm: Interview mit Silas Weir Mitchell

Interview mit Silas Weir Mitchell

Silas Weir Mitchell spielt den Blutbader Monroe in der Mystery-Crime-Serie "GRIMM". Im Interview verrät er mehr über seine Rolle, die Dreharbeiten zur Pilotfolge und die Arbeit mit den Schauspieler-Kollegen.

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Können Sie Ihren Seriencharakter Monroe näher beschreiben und werden wir mehr über seinen Hintergrund erfahren?

Silas Weir Mitchell: Ich bin ein Blutbader, eine Art reformierter Blutbader. Ich versuche, als Mensch zu leben und auf dem richtigen Pfad zu bleiben, schlage mich als Uhrenmacher durch. Wir werden definitiv mehr über meinen Charakter in zukünftigen Episoden erfahren. Aber die Familiengeschichte bleibt erstmal im Dunkeln.

Können Sie uns etwas über den Dreh der Pilotfolge erzählen und welchen anfänglichen Herausforderungen Sie gegenüberstanden, um in die Rolle reinzukommen?

Silas Weir Mitchell: Den Piloten zu drehen, war beides: einerseits sehr, sehr aufregend und andrerseits eine große Herausforderung. Man hat viel mehr Zeit, den Piloten zu drehen als eine normale Episode - fast doppelt so viel. Also kannst du viel bedächtiger vorgehen. Außerdem gibt es noch keine bestehende Infrastruktur, die später dann da ist, sobald eine Produktion erstmal läuft. Also war es hinsichtlich der Produktion ganz klar eine Herausforderung. Für mich war es auch eine besondere Situation, denn ich war zwar schon in vielen Serien zu sehen, aber bisher noch nicht wirklich als eine tragende Säule der Handlung – so wie es in GRIMM der Fall ist.

Das war an sich also schon herausfordernd für mich, da ich wusste, wie viel auch für mich daran hängt. Aber glücklicherweise – es ist alles ist gut gegangen, sehr gut sogar. würde ich sagen.

Wie schaffen Sie es, die richtige Chemie zwischen Ihnen und Ihren Kollegen herzustellen?

Silas Weir Mitchell: In Bezug auf GRIMM haben wir großes Glück, dass wir es lieben, zusammen zu arbeiten und ich respektiere David [Giuntoli] sehr. Ich finde, er ist für die Rolle die Bestbesetzung. Und er ist einfach ein toller Typ. Er ist smart und wir mögen es, miteinander zu arbeiten. Ein harmonisches Verhältnis vor der Kamera herzustellen, ist daher nicht schwierig, weil wir ein sehr gutes hinter der Kamera haben.

Sie machen den Eindruck, ein super Team zu sein. Verbringen Sie auch Zeit außerhalb des Sets Zeit miteinander, um sich noch besser einzuspielen? Proben Sie gemeinsam Szenen vorab oder lernen den Text zusammen?

Silas Weir Mitchell: Natürlich sehen wir uns gelegentlich, alle Kollegen der Serie, trinken einen Kaffee zusammen. Seinen Text probt man vielleicht bei ganz großen Szenen mal gemeinsam. Aber man muss nichts Kalkuliertes zusammen machen, um ein harmonisches Verhältnis darzustellen. Entweder hat man es oder nicht - und das ist ein Glücksfall. Die Serie ist sehr gut besetzt. Die richtigen Menschen sind zusammengekommen und das führt wiederum zu der richtigen Chemie.

Verraten Sie uns, wie Sie zu der Rolle in GRIMM kamen?

Silas Weir Mitchell: Ich habe mit Jim Kouf zusammengearbeitet – der zusammen mit David Greenwalt einer der Schöpfer und Autoren der Serie ist. Ich arbeitete mit Jim Kouf an einem Film, für den er das Drehbuch geschrieben hatte, Regie führte und den er produzierte namens "Fork in the Road" - das war 2007, glaube ich. Und wir haben uns einfach gut verstanden, wir hatten ein gutes Arbeitsverhältnis. Ich verstehe seine Art von Humor und ich habe mich für eine Rolle beworben, bei der sie nach etwas anderem gesucht haben. Sie hatten in ihrem Kopf die Vision der Person, die diesen Charakter darstellen soll. Und Fern Castle, der Casting-Direktor, dachte, dass ich genau dieser andere Weg bin, den man einschlagen könnte. Casting-Direktoren machen das so: Sie geben dir die gewohnte Auswahl und dann bringen sie doch das eine schwarze Schaf. Oft bin ich dann dieses schwarze Schaf, der Typ, mit dem man etwas anderes ausprobieren kann. Es funktioniert nicht oft, weil die Menschen sich schon sehr festgelegt haben. In diesem Fall jedoch war ich genau der richtige Weg und in gewisser Hinsicht das Gegenteil von dem, was er erwartet hat. Aber ich habe einen Nerv bei ihm getroffen und von da an hatten wir eine tolle Zeit zusammen. Als dieses Projekt dann anstand, haben sie mich einfach dazu geholt. Ich glaube, sie dachten, „ja dieser Typ wäre richtig für uns, wir haben ihn schon oft gesehen und mit ihm gearbeitet“. So ist es dann gekommen.

Was hat Sie an der Rolle des Monroe besonders gereizt und an der Serie Grimm? Gab es etwas ganz Bestimmtes, das Ihnen besonders gefallen hat?

Silas Weir Mitchell: Was mich daran gereizt hat - ich habe das Drehbuch gelesen und es war cool. Aber was mich besonders an der Rolle reizt, ist der innere Konflikt meiner Serienfigur. Ich meine, das ist ein reichhaltiges Terrain für einen Schauspieler, dass man so ein Geheimnis hat. Nicht einfach nur, ein Geheimnis zu haben, sondern ein Geheimnis zu haben, mit dem man täglich zurechtkommen muss. Es ist also nicht nur ein Geheimnis der Vergangenheit, sondern eines, das man mit jedem Atemzug für sich zu behalten versucht. Das zu spielen, macht wirklich Spaß. Ich finde auch die mythologischen Elemente der Geschichte sehr fesselnd. Für mich sind diese Wesen-Elemente wirklich ein Ausdruck der menschlichen Psyche. Wir alle leben in einer Welt, in der es Monster gibt. Monster sind real: Man sieht sich Mörder an und Menschen, die im Todestrakt sitzen und Leute, die Schreckliches gemacht haben. Ich glaube, die Wesen-Elemente der Serie sprechen in gewisser Hinsicht diese mythische Dunkelheit an. Wenn Mythen vorhanden sind, können in der Serie auch breitere Themenfelder behandelt werden und nicht nur die prozessualen Elemente, die ein großer Teil der Serie sind. Also, zusammengefasst kann man sagen: Mich haben vor allem die Mythologie und der innere Konflikt gereizt.

Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle als Werwolf bzw. als Blutbader vorbereitet?

Silas Weir Mitchell: Vor allem habe ich viele Bücher gelesen. Auch gerade lese ich ein Buch, das 1933 verfasst wurde. Es ist eines der Klassiker über Lykanthropie und über den Werwolf-Mythos. Einige Seiten sind in Latein geschrieben und wieder andere in Mittelfranzösisch - es macht großen Spaß. Der Werwolf ist eine reale Sache. Es sind nicht nur okkulte Überlieferungen: Im Frankreich des 18. Jahrhunderts beispielsweise lief jemand umher, der ländliche Gegenden terrorisierte und nachts Kinder stahl und sie verstümmelte. Und was ist unsere Antwort darauf? Wer hat das getan? Ein Weg damit umzugehen, ist zu sagen, es war ein Monster - ein Werwolf. Also habe ich einiger dieser Geschichten gelesen. Damals war es nicht mythisch, heutzutage können wir den Werwolf als Mythos einordnen. Aber Geschichten aus diesen Zeiten, in denen die Menschen an den Werwolf glaubten, sind sehr eindringlich - wenn man sich tatsächlich in deren Lage versetzt - sie dachten tatsächlich, dass eine Transformation stattfand und ein Biest durch die Berge zog.

Spielt bei Ihrer Verwandlung von Mensch in Blutbader auch Makeup eine Rolle oder ist alles computeranimiert?

Silas Weir Mitchell: Beides. Die Idee dahinter ist, die Computeranimation sozusagen auf das Makeup zu legen, aber man kann immer noch mein Gesicht erkennen. Viele Dinge spielen eine Rolle, aber es geht vor allem um drei Dinge: Prothesen, Computeranimation und mein Gesicht. Es geht auch nicht einfach darum, sich ausschließlich in einen Werwolf zu verwandeln, sondern in seine ganz eigene Kreatur, die noch die menschlichen Züge erkennen lässt.

Man verwandelt sich so, als würde man tatsächlich zu solch einem Wesen werden. Es wird sich große Mühe gegeben, damit die Gesichtsprothesen und die Computeranimation verschmelzen und man mich darunter trotz allem erkennt. Das wird so mit allen Kreaturen in GRIMM gemacht.

Können Sie uns schon etwas zu den bevorstehenden Folgen verraten und haben Sie ein Lieblingsmärchen, das auch behandelt wurde?

Silas Weir Mitchell: Ich kann sagen, dass die Folgen herrlich dunkel und gruselig sein werden - NBC gibt uns da die Freiheit, was ich toll finde. Ich bin nicht per se mit Märchen aufgewachsen. Ich hatte ein Buch, das "Struwwelpeter" heißt - es ist ein altes deutsches Buch. Darin gibt es belehrende Geschichten, die sehr grausig sind - so in der Art "das Mädchen, das mit Streichhölzern spielte" und was passieren kann, wenn du mit Streichhölzern spielst und am Ende der Geschichte ist sie bis auf die Knochen verbrannt, ein Haufen Asche. Es waren nicht Grimms Märchen, aber sie waren düster.

Werden Sie es schaffen, den Werwolf in Ihnen bzw. in der Serienfigur Monroe unter Kontrolle zu halten oder wird Ihr inneres Biest ab und zu ausbrechen?

Silas Weir Mitchell: Ja, das innere Biest bricht ab und zu durch.

Ihr Charakter hat viel Humor - sind Sie im wahren Leben auch so?

Silas Weir Mitchell:Ich habe einen ganz guten Sinn für Humor, würde ich sagen – ja. Ich lache gerne und nehme mich selbst nicht so ernst.

Können Sie uns etwas über Monroes inneren Konflikt erzählen und was Sie an seinem Kampf, seine Aggressionen einzudämmen mögen und wozu er fähig ist?

Silas Weir Mitchell: Allem voran ist er natürlich zu großer Gewalt fähig und es einzudämmen ist ja ein universelles Problem. Also ist Monroe in dieser Hinsicht genau wie alle anderen Kreaturen in GRIMM.

Der Pilot hat seine Überraschungsmomente und kleine versteckte Schockeffekte. Was macht Ihnen Angst?

Silas Weir Mitchell: Das ist eine interessante Frage. Was mir als Kind Angst machte, hatte wirklich mit der Macht der Suggestion zu tun. Ich habe ganz weit auf dem Land gelebt und in Sommernächten hat man sich manchmal weit weg vom Haus getraut - und wenn dann plötzlich die Sonne unterging, dann war es dunkel und man musste wieder seinen Weg nach Hause finden. Alleine nachts durch den Wald zu laufen, ist schon angsteinflößend. Was mich daran besonders verstörte, war der Gedanke an denjenigen, der mich verfolgen könnte - wenn ich mich da reingesteigert habe - das war erschreckend. Wenn ich mir wirklich vorstellte, dass da jemand hinter mir war und anfing, loszurennen, machte mir das so große Angst, dass ich sofort nach Hause lief. Daran erinnere ich mich aus meiner Kindheit - also auch sehr Grimm-haft, durch den Wald zu rennen. Wenn man nämlich langsam und ruhig weiter laufen würde und wüsste, dass es nur die Einbildung ist, wäre alles in Ordnung. Aber wenn du dann tatsächlich losrennst, bist du erledigt.

Die Vorstellung ist eine sehr mächtige Waffe und die Menschen benutzen sie ständig gegen sich selbst. Menschen stellen sich immer die schlimmsten Dinge vor. Wenn man sich jede Nacht vor dem Zubettgehen vorstellen würde, dass da ein Typ mit einer Axt im Schrank hockt, dann glaubt man das irgendwann.

Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgsgeheimnis der Serie?

Es ist ein Geschenk. Ich bin sehr dankbar dafür, Teil dieses tollen Teams zu sein und gleichzeitig glaube ich, dass wir einen Nerv getroffen haben. Die Autoren haben einen Hybriden geschaffen, der funktioniert. Das ist schwierig zu erreichen, denn das verstehen die Leute nicht auf Anhieb. Trotzdem gibt es aber darin Elemente, die die Leute auf Anhieb verstehen und die werden vermischt mit Elementen, die so andersartig sind. Es ist nicht einfach, dass das gelingt. Die Autoren haben da etwas geschaffen, dass gerade genug vom einen und vom anderen hat. Zu mir kommen Menschen und sagen "das ist seit langem die erste Serie, die ich mir mit meiner ganzen Familie zusammen ansehen kann" - ich liebe diese Idee, dass Eltern mit ihren Kindern im Teenager-Alter diese Serie zusammen ansehen. Eine Serie, die ein bisschen gruselig ist und Spaß macht.