Mein himmlisches Hotel: Rotkäppchen und der Wolf

Ein Hotel wie im Märchen

Märchen verändern sich über die Zeit hinweg. Im 16. Jahrhundert erzählten sich französische Bauern eine Version von Rotkäppchen, in der der Wolf die Großmutter tötet und dem unwissenden Waldmädchen anschließend als Mahl vorsetzt. Mit solchen Grausamkeiten hat die "Märchenpension Rotkäppchen und der Wolf" in Großwaltersdorf nix am Hut.

Denn im malerischen Osten Deutschlands ist die Welt noch in Ordnung. Also kein Grund, grimmig zu sein. Höchstens Grimm-Stimmung ist in dieser schnuckligen Herberge angebracht. Die Betreiber Manuel und ihr Sohn Daniel erklären ihren Märchenfaible so: "Märchen ist ein Thema, mit dem viele Kindheit verbinden. Man kann sich da richtig austoben und machen, was man will. Deswegen haben wir auch verschiedene Märchen ausgewählt." Und gefressen wird hier zum Glück niemand. "Es war einmal"-Schriftzüge an den Wänden, Fischernetze, Gemälde von Rotkäppchen – dass sich das Thema wie ein roter Faden durchzieht, ist auf alle Fälle kein Märchen.

Doch auch weniger bezaubernde Geschichten entfalten sich hier: Rechnungen bezahlen, Service, Haus sauber machen – muss halt alles getan werden. Trotzdem geben sich die beiden blutsverwandten Gebrüder-Grimm-Leser alle Mühe, zauberhaft zu sein – das verraten ja schon ihre kecken Kostüme. Wie einer fernen Buchwelt entsprungen wirken sie. Na, oder wie ein Duo, das sich auf dem Weg zum LARP-Festival im Wald verirrt und kurzerhand ein Hotel eröffnet hat. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schlüpfen sie noch heute in fantasievolle Gewänder.