Putenfleisch ist keine gesunde Alternative

Putenfleisch verdirbt den Appetit

Sehr viele Menschen setzen gerade bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auf Putenfleisch als gute Alternative zu Rind- oder Schweinefleisch. Doch wer auf seine Ernährung achtet, sollte auch Wert auf die Haltung der Tiere legen. Denn auch die Haltung der Tiere bestimmt über die Qualität des Fleisches.

Gerade die Lebensbedingungen von Geflügel wie Pute und Huhn grenzen in vielen Mastbetrieben an Tierquälerei. Die Tiere drängen sich in ihrem kurzen Leben - länger als drei bis vier Monate lebt keine Pute - auf engstem Raum, so dass ihnen die Schnäbel gekürzt werden müssen, um sie bei Kämpfen unter den Leidensgenossen vor Verletzungen zu schützen. Doch das Amputieren der Schnäbel ist meist mit starken Schmerzen verbunden, außerdem laut dem deutschen Tierschutzgesetz verboten. Dennoch steht diese Praxis in Geflügelmastbetrieben an der Tagesordnung.

Wie bei der Hühnermast hält sich auch bei Puten der Verdacht, dass die Vergabe von Antibiotika nicht nur als Medikation dient, sondern auch als Mastmittel. Obwohl das nach EU-Recht seit 2006 illegal wäre. Aufgrund eines Behördenberichts schließt selbst der nordrhein-westfälische Landwirtschaftsminister Johannes Remmel (Grüne) den Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast nicht aus.

Die Testergebnisse

Das Magazin ‘Öko-Test‘ hat zwölf Produkte aus Putenfleisch gekauft und getestet. Einzig und allein zwei Anbieter von Bio-Putenfleisch, Kaiser‘ s Tengelmann und Alnatura schnitten bei ‘Öko-Test‘ mit gut ab. Schröder’s Bioland erhielt die Note ausreichend. Bei allen Bio-Anbietern werden den Puten weder die Schnäbel amputiert noch werden sie übermäßig mit Antibiotika gegen Krankheiten behandelt.

Um eine möglichst hohe Genauigkeit bei der Untersuchung der Keimbelastung zu erlangen wurden je drei Produktchargen getestet. Auch hier konnten die Produkte von Kaiser’s Tengelmann und Alnatura überzeugen. Der zweitplatzierte Schröder’s Bioland hatte in fünf von 18 Testchargen nicht optimal abgeschnitten.

Unter den neun konventionellen Anbietern von Putenfleisch im Test schneiden Rewe und Penny mit mangelhaft ab. Diese Note erklärt sich unter anderem durch die Abzüge wegen der Schnabelkürzung bei den Tieren sowie dem fehlenden Freigang. Die Produkte von Penny zeigten bei der Untersuchung der Inhaltsstoffe nur geringe beziehungsweise keine Mängel. Das ‘Ja!‘-Angebot von Rewe hingegen wies gerade in Bezug auf den hygienischen Statuts sowie bei Geruch und Aussehen in sechs Chargen erhöhte bis starke Mängel auf.

Die sieben Putenfleischtestprodukte der Anbieter Aldi-Nord, Real, Netto Marken-Discount, Aldi-Süd, Lidl, Kaufland und Wiesenhof erhielten im Gesamturteil die schlechteste Note: ungenügend. Die Putenhaltung und die geringe Transparenz, wie die verweigerte Einsicht in die Bestandsbücher der Arzneimittel begründen diese negative Bewertung. Außerdem wird in den Mastbetrieben der Anbieter die Praxis der Schnabelkürzung betrieben. Auch der Freilandzugang bleibt den Tieren verwehrt. Sie werden meist in großen Hallen auf dem Boden gehalten. Im Durchschnitt waren die Tests der Inhaltsstoffe ohne oder nur mit geringen Mängeln. Eine Testcharge von Wiesenhof war mit gesundheitsgefährdeten Salmonellen belastet, jedoch kann dies auf eine beschädigte Verpackung zurückgeführt werden. ‚Öko-Test‘ weist auf eine Erklärung von Wiesenhof hin, dass die Gesundheitsgefährdung ausgeschlossen werden könne, “wenn Geflügel küchenhygienisch behandelt und ordnungsgemäß gegart worden sei.“

Und das geht so: Damit Keime wie beispielsweise Salmonellen nicht zu schweren Erkrankungen führen, muss das Fleisch vollständig erhitzt werden. Außerdem sollte das rohe Geflügel nicht mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen, um eine Übertragung von Keimen zu vermieden. Die Hände sowie Küchenutensilien wie Bretter und Messer sollten zwischendurch gründlich gespült werden.

Insgesamt ist der Test sehr ernüchternd und desillusioniert alle Geflügelliebhaber, die zuvor von Hähnchen auf Pute umgestiegen waren, da in der Öffentlichkeit bisher hauptsächlich auf die schlechte Haltung der kleineren Federtiere hingewiesen wurde. Wer sich jedoch für Bio-Produkte entscheidet kann sein schlechtes Gewissen doch zu einem Teil erleichtern.