Reporter Thomas Hüetlin

Er ahnte eine Verschwörung

"Am 11. September 2001 habe ich meine zwei Töchter zur Schule gebracht – wie jeden Morgen. Die Schule liegt an der Ecke 6th Avenue und 11th Street. Es war ein klarer, kühler, schöner Herbsttag. Matt, einer der anderen Väter, sagte: 'Da ist grade ein Flugzeug in das World Trade Center geflogen.' Ich sagte: 'Es ist ein bisschen früh für solche Scherze, Matt, und das Wetter ist ein bisschen zu gut, als dass ein Flugzeug in ein Hochhaus krachen könnte.'

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Dann trat ich auf die 6th Avenue, schaute Richtung World Trade Center und sah ein großes Loch weit oben und viel Rauch. Ich habe mich aufs Fahrrad gesetzt und bin hingefahren. Zuerst dachten alle, es handle sich um ein Sportflugzeug. Als ich dann auf dem Weg das zweite Ding in den Südturm krachen sah, ahnte ich, dass wir es mit einer größeren Verschwörung zu tun haben könnten."

Thomas Hüetlin wurde 1961 in Sigmaringen geboren. Nach dem Abitur studierte er Politik- und Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Auch die Journalistenschule besuchte er in der bayrischen Landeshauptstadt. Im Jahr 1990 arbeitete Thomas Hüetlin als Ressortleiter für Kultur bei der Zeitschrift "TEMPO". Ein Jahr später wechselte er als Reporter zum SPIEGEL und arbeitete u. a. von 1998 bis 2002 als Korrespondent in New York und von 2005 bis 2009 in London. Für seine Arbeit "Hier ist Totentanz" im SPIEGEL wurde er 1997 mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet.