Schlummertrunk Nachtmilch: Was steckt dahinter?
Jeder träumt von einem entspannten, erholsamen Schlaf. Leider ist dieser für viele reines Wunschdenken. Jeder dritte Deutsche leidet unter Schlafproblemen. Für alle, die nicht zu Medikamenten greifen wollen, scheint die Lösung greifbar nahe: Nachtmilch!

Jeder dritte Deutsche schläft schlecht. Viele haben schon alles mögliche ausprobiert, um nachts endlich den wohlverdienten Schlaf zu finden - von entspannenden Bädern bis hin zu Medikamenten. Neue Hoffnung verspricht nun "Nachtmilch", die eine Münchner Firma zum Patent angemeldet hat. Den Schlummertrunk zapfen die Bayern ihren Kühen ab - und zwar nachts. Aber was steckt dahinter?
Die "Nachtmilch" enthält besonders viel Melatonin. Das Schlafhormon Melatonin steuert nicht nur den Tag-Nacht-Rhythmus beim Menschen, sondern auch bei Säugetieren wie Kühen. Melatonin produziert der Körper nur bei Dunkelheit. Dann gelangt es ins Blut - und bei Kühen in die Milch. Sobald Licht ins Auge fällt, wird die Ausschüttung gestoppt. Daher wachen wir morgens auch auf und werden fit. Beim Menschen nimmt die Melatonin-Produktion mit zunehmendem Alter ab. Durch Bewegungsmangel, unregelmäßige Schlafzeiten - beispielsweise infolge von Schichtarbeit - oder auch Stress nimmt der Schlafdruck ab und der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus gerät aus dem Takt.
Von Kuhmilch ist zwar schon seit längerem bekannt, dass sie abends als Schlummertrunk wirkt. In der industriellen Landwirtschaft geht dieser Effekt allerdings größtenteils verloren. Denn in modernen Ställen ist auch nachts das Licht eingeschaltet, sodass es dort taghell ist. Zudem wird in konventionellen Molkereibetrieben Tag- und Nachtmilch nicht getrennt. Dadurch werden die Melatoninwerte auf ein relativ niedriges Niveau heruntergemischt.
Das Münchner Technologie-Unternehmen Milchkristalle GmbH hat eine besondere Melk-Praxis zum Patent angemeldet, durch die sich der Melatoninwert der Milch um ein Vielfaches steigern lässt. Dabei setzen die Bayern bei der Haltung der Kühe an. Die Tiere dürfen und sollen sich wieder an einen Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnen. Tagsüber stehen draußen oder im hellen Stall, abends und nachts wird die Lichtdosis so weit wie möglich gedrosselt. Da die Tiere bei völliger Dunkelheit aber die Orientierung verlieren und folglich ängstlich werden würden, werden die Tiere nachts sanft bestrahlt - und zwar mit einem Mix aus Rot-, Gelb- und Orangetönen. Dadurch können die Tiere genug sehen, um nicht in Panik zu geraten. Auf der anderen Seite aber wird die Melatoninproduktion nicht gestört.
Die Kühe werden dann mitten in der Nacht zwischen zwei und vier Uhr morgens gemolken. Die Milch enthält um diese Zeit etwa 25 mal mehr Melatonin als normale Biomilch. Das Melatonin der Milch wird vom menschlichen Körper sehr gut und schnell aufgenommen. So gelangt das Schlafhormon sehr schnell genau dorthin, wo es gebraucht wird. Dadurch wirkt es auch schneller als die meisten Medikamente, noch dazu ohne Nebenwirkungen.
Damit die kostbare Nachtmilch länger haltbar ist, wird sie zu einem kristallinen Pulver verarbeitet. Dieses kann und soll man etwa eine Stunde vor dem Schlafengehen in Milch, Joghurt oder andere Molkereiprodukte einrühren. Sie konnten besser ein- und durchschlafen - und fühlten sich am Tag besser erholt. Das Pulver ist in Apotheken erhältlich. Gute Nacht!