Fahrerflucht
Fahrerflucht ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Es drohen Geld- oder Freiheitsstrafe, die Beschlagnahme des Führerscheins, die Entziehung der Fahrerlaubnis, eine Sperre für die Neuerteilung der Fahrerlaubnis. Wir haben uns gefragt: Wie reagieren Zeugen, die eine Fahrerflucht beobachtet haben, und warum verhalten sie sich so?
Dafür haben wir zusammen mit der Polizei auf dem Parkplatz eines Möbelhauses ein Experiment gemacht: Mit versteckter Kamera filmen wir einen von uns inszenierten Unfall mit anschließender Fahrerflucht. Wie reagieren die Passanten, die nur drei Meter davon entfernt sind?
Unser Team versteckt sich in einem Lieferwagen mit verdunkelten Scheiben, um den Crash zu beobachten - die Polizei ist eingeweiht. Beim Ausparken rammen wir lautstark ein anderes Auto und fahren davon. Viele Passanten sind in der Nähe, bleiben stehen und sehen hin - doch sie rufen weder die Polizei, noch versuchen sie, den Flüchtigen aufzuhalten. Warum greifen sie nicht ein? Wir stellen die Unfallzeugen zur Rede und erhalten die verschiedensten Antworten: Ein Mann hatte die falsche Brille an und konnte deshalb das Nummernschild nicht erkennen, ein anderer wollte gar nichts gesehen haben. Sogar ein Zeuge, der direkt neben dem Tatort steht, verschwindet schnell, ohne sich um die Straftat zu kümmern.
Für Verkehrspsychologen sind solche Aussagen keine Überraschung. Die Zeugen nehmen den Unfall zwar wahr, aber dann schieben sie die Verantwortung auf andere. Nach dem Motto: Jemand wird sich schon darum kümmern.
Bei Personenschäden werden Passanten mutig
Wir machen aus unserem Blechschaden einen Personenschaden. Wie reagieren die Menschen, wenn unser Lockvogel Anja beim Unfall scheinbar angefahren wird? Es stellt sich heraus: Unserem Opfer wird sofort Hilfe angeboten, erste Zeugen zücken das Handy und wollen die Polizei verständigen. Beim nächsten Versuch laufen die Passanten dem Unfallflüchtigen hinterher; ein anderer stellt sich ihm mutig in den Weg.
Unser Fazit: Bei der Fahrerflucht mit Blechschaden hat kaum ein Zeuge gehandelt. Als aber scheinbar eine Person verletzt wurde, setzten sich die Passanten mutig für sie ein.
Dennoch bleibt in Deutschland die Hälfte aller Unfallfluchten unaufgeklärt. Wichtig ist: Die Polizei ist bei Fahrerflucht schon dankbar über einige Angaben. Ein kurzer Anruf, ein schnelles Foto mit dem Handy – das kann eine ganze Menge bewirken.