Windschutzscheibe

Wie schnell reißt sie?

"Schon der kleinste Steinschlag in der Scheibe kann Risse verursachen" - mit diesem Spruch wirbt zurzeit eine Firma, die sich der Reparatur kaputter Windschutzscheiben verschrien hat. Doch reißt eine beschädigte Windschutzscheibe tatsächlich so schnell? Gemeinsam mit der DEKRA machen wir den Test. Um die Frontscheibe für den Versuch zu präparieren, simuliert Klaus Wenzel von der DEKRA einen ca. 2 cm langen Steinschlag.

Regenwetter in Sachsen
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Der erste Testdurchlauf kann beginnen: Mit bis zu 60 km/h schicken wir unser präpariertes Auto über Kopfsteinpflaster. Durch das Auf und Ab auf dem holprigen Untergrund kommt es zu Verwindungen der Karosserie. Die Kräfte wirken auch auf die Scheibe, doch die hält. Der Riss ist unverändert 2 cm groß.

Aber hält die Scheibe auch kurze und kräftige Erschütterungen aus? Die Fahrt durch bis zu 7 cm tiefe Schlaglöcher soll's zeigen. Doch auch hier hält die Scheibe. Selbst bei Durchfahrten mit höherer Geschwindigkeit bleibt der Riss unverändert. Wenn die Erschütterungen spurlos an der Scheibe vorbeigehen, was muss passieren, damit sich der Riss vergrößert?

Wir versuchen Druck auf die Scheibe zu erzeugen. Um einen möglichst hohen Luftwiderstand aufzubauen, brauchen wir Geschwindigkeit. Bei 180 km/h entspricht der Druck, der auf der Scheibe lastet, etwa 60 Kilogramm. Nach 20 Kilometern messen wir nach: Der Druck hat sich großflächig auf der Oberfläche verteilt und den Steinschlag nicht punktuell belastet. Der Riss hat sich nicht verändert.

Wir fahren schwereres Geschütz auf und versuchen es mit thermischen Experimenten. Schließlich dehnt sich Glas bei Hitze aus und zieht sich bei Kälte zusammen. Zur Abkühlung liegen 15 kg Eis bereit. Temperatur: -7 °C. Auch nach einer Stunde Einwirkzeit bei 26 °C Außentemperatur konnte das Eis die Scheibe nicht beschädigen.

Letzter Versuch mit Tennisprofi

Ein letzter Test soll die beschädigte Scheibe dann doch noch in die Knie zwingen: Sportliche Unterstützung holen wir uns von Daniel Klein, ehemaliger Bundesligaspieler im Tennis. Sein Aufschlag ist bis zu 180 km/h schnell und soll den Einschlag einer Amsel simulieren. Zunächst passiert nichts, doch als Daniel den Tennisball genau auf den Steinschlag platziert, gibt die Scheibe nach und reißt.

Obwohl sich die Windschutzscheibe im unseren Test als äußerst robust erwiesen hat, empfiehlt es sich, das Glas bei einem Riss auszutauschen oder zu reparieren.

Spätestens bei der nächsten Hauptuntersuchung gibt es Probleme, wenn der Riss länger als 5 cm ist, der Steinschlag einen Durchmesser von 5 mm hat oder wenn er im Sichtfeld des Fahrers liegt.