Unsere Mütter, unsere Großmütter: Frauen als Täterinnen
75 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ist das gängige Bild der Frau im Dritten Reich noch immer das vom unwissenden, schwachen Heimchen am Herd. Das Bild der hilflosen Mitläuferin hat sich in das Gedächtnis späterer Generationen eingebrannt. Doch was steckt wirklich hinter den Geschichten von damals? Wie viele Frauen wussten mehr über die Verbrechen der Nazis?

Die amerikanische Historikerin Wendy Lower geht genau diesen Fragen nach, denn sie erforscht seit Jahren, welche Rolle deutsche Frauen in der Zeit des Holocaust spielten und was sie wirklich vom Massenmord an den Juden wussten. "Bei meinen Recherchen fielen mir sofort die vielen Fotografien auf. Kaum eine Frau auf den Fotos war identifiziert", so die Historikerin.
Während ihrer Recherchen kam heraus, dass Männer und Frauen viel zusammengearbeitet haben und dass einige Frauen zum Teil an den grausamen Taten beteiligt waren. Zum Beispiel halfen die Frauen bei der Organisation von Erschießungen. Da der Massenmord systematische Organisation erfordert, mussten Todeslisten vorher erstellt werden. Unter anderem waren dafür die Frauen zuständig, die sich ebenfalls um die Verpflegung vor Ort kümmerten.