Goodbye Deutschland: Angelo Kelly und seine Familie am Rande der Existenz
Angelo Kelly wurde in den neunziger Jahren mit der Band "Kelly Family" weltweit bekannt. Jetzt, knapp zwanzig Jahre später, ist der einstige Kinderstar zu einem Mann geworden, der sich selbst um das Wohl seiner eigenen Familie kümmern muss. Mit seiner Frau Kira hat der irisch-amerikanische Sänger fünf Kinder im Alter von einem bis 14 Jahren, die das Paar gemeinsam großzieht. Um besonders viel Zeit für die Familie zu haben, beschlossen die Kellys nach einem Schicksalsschlag vor einigen Jahren, ihren festen Wohnsitz den Rücken zuzukehren und stattdessen ein Leben als Auswanderer im Wohnmobil zu führen. Doch wovon sollte die siebenköpfige Familie leben? Als Vollblutmusiker war Angelo schnell klar: Mit seiner Musik wollte er auch weiterhin Geld verdienen, als Straßenmusikant. Doch der Schritt von der großen Bühne zurück auf die Straße gestaltete sich für den "Goodbye Deutschland"-Auswanderer schwieriger als erwartet.
Die Kellys am Rande der Existenz
"Als wir losfuhren, hatten wir 2000 Euro", erinnert sich Angelo Kelly an die Anfangsphase ihres Normadenlebens. "Ich wusste, ich musste einen Weg finden, unterwegs etwas Geld zu verdienen." Als erfahrener Musiker stand es für Angelo außer Frage, auch weiterhin zu musizieren, nur nicht mehr auf der ganz großen Bühne, sondern auf der Straße, zurück zu seinen Wurzeln. Straßenmusiker zu sein, damit hatte er schließlich bereits als Kind Erfahrungen gesammelt. "Ich glaube, ich habe ein bisschen ein romantisches Bild davon gehabt", weiß der "Goodbye Deutschland"-Auswanderer aber heute. Denn das Publikum auf der Straße tickt ganz anders als die begeisterten Mengen in vollen Konzerthallen. So waren vor allem die ersten Tage ernüchternd für den Auswanderer. Mit mageren Ausbeuten von 30 Euro nach einem langen Arbeitstag kamen erste Zweifel an der Entscheidung, mit dem Wohnmobil herumzureisen, auf. Doch so schnell wollten die Kellys nicht aufgeben. Bald begriff es Angelo, sich auf die Bedürfnisse der vorbeieilenden Passanten einzustellen. "In diesen zehn Sekunden musst du sie greifen", erklärt der Musiker.
Finanzielle Höhen und Tiefen für die Kellys
Mit wachsender Erfahrung wurde der "Goodbye Deutschland"-Auswanderer so immer souveräner auf diesem neuen Terrain und schnell stellte sich auch der gewohnte Erfolg ein. "Später musste ich eigentlich nur zwei Tage in der Woche spielen, den Rest der Zeit konnte ich mit der Familie verbringen", erinnert sich Angelo. "Wir haben uns immer gefreut, mit ihm das Geld zu zählen, weil wir dadurch wussten, ob wir uns diese Woche etwas leisten konnten oder nicht", beschreibt Angelos ältester Sohn Gabriel. Eis und gutes Fleisch, ein Restaurantbesuch - diese kleinen Freuden des Alltags schweißten die Familie noch näher zusammen.
Doch so rosig sah es nicht immer aus. Schon eine Verletzung am Finger reichte aus, um die Kellys in finanzielle Nöte zu bringen, denn kurzzeitig konnte "Goodbye Deutschland"-Auswanderer Angelo nicht mehr Gitarre spielen. "Da wurde das Geld schon ziemlich knapp. Ich glaube, wir haben noch 50 Euro gehabt." Schnell befand sich die Familie am Rande der Existenz. Für Angelo aber letztlich eine wichtige Erfahrung, die er nicht missen möchte: "Nur dann lebst du auch richtig." Mittlerweile haben die Kellys ihrem Leben als "Goodbye Deutschland"-Auswanderer allerdings den Rücken gekehrt und leben zurückgezogen in einem Haus in Irland.