Wer eröffnet, wer bleibt zuhause? : Goodbye Deutschland: Wie geht es unseren Gastronomen im Ausland?
Welcher Auswanderer grillt weiter am Krisenherd Amerika und bei wem ist der Ofen aus? Eine Reise quer durch das Land, das gerade die erste, zweite, dritte Welle in einem Rutsch erlebt. Und wie antworten unsere Mallorcas Auswanderer auf die Gretchenfrage der jungen und kurzen Saison - öffnen oder schließen?
Das wichtigste vorweg „Wir sind gesund.“, sagen Andreas und Petra Lehmann, Betreiber des „Schnitzel House“ in Florida. „Natürlich ist es für alle eine schwere Zeit. Wir dürfen nur 50% der Tische (15 Tische = 60 Gäste) besetzen, damit die Abstände gewahrt bleibt.“ Die Saison in Fort Myers geht von November bis April. Normalerweise füllen die Europäer die Lücke im Sommer. „Aber die fehlen jetzt. Damit wir Kosten einsparen, bewirtschaften wir das Restaurant zurzeit alleine. Andreas macht die Küche und ich bediene die Gäste.“
150 Kilometer weiter nördlich In Sarasota freuen sich die Rheinländer Kim und René Zimmermann am meisten darüber, dass „wir wieder einen geregelten Alltag haben.“ Die beiden jungen Auswanderer betreiben „Siegfried‘s Restaurant“. „Unser Laden läuft gut. Alle Mitarbeiter sind weiterhin an Board.“ Kim und René haben von Mittwoch bis Sonntag geöffnet, wobei „Mittwoch und Donnerstag echte Wundertüten sind.“ Mal sei es leer, mal voll. Die Wochenenden laufen auch dank des Biergartens prima. „Trotzdem ist es ein mulmiges Gefühl, wenn man hoffen muss, dass genug Leute kommen an den Tagen.“
Eine echte Corona-Erfolgsgeschichte schreiben Mike und Jenny Lehne in Cape Coral. Erstens wird ihre Tochter Brooke bald zwei und entwickelt sich prächtig. Und zweitens läuft Lehne Burger „Unsere Umsätze sind besser als im letzten Jahr. Das darf man gar nicht laut sagen, weil du auch nie weißt, was morgen passiert. Wir profitieren sicher davon, dass viele Amerikaner in der Coronazeit stark auf die Läden in ihrer Umgebung setzen.“, sagt Mike und muss zurück in den Laden, die nächste Bestellung aufnehmen.
Wir reisen nach Los Angeles, wo der Bürgermeister den Betreibern illegaler Hauspartys den Strom abdrehen will. Die Lage in LA ist ernst. Bars, Kinos, Kirchen sind geschlossen. So bleibt Daniel und Oksana Kolenitchenko viel Zeit für die Familie. Ihr angesagter Nachtclub „Next Door Lounge“ hat seit März geschlossen. „Mit niemandem würde ich die Krise lieber überstehen als mit dir.“, schreibt Oksana über Daniel. Der Zusammenhalt ist wichtig.
Eine Stunde braucht man durch den dichten Verkehr bis zum Manhattan Beach, wo der Beziehungsstatus „ungeklärt“ ist. Stephanie und Alessandro Bonaventura kämpfen um ihre Ehe und die Zukunft ihrer Eisdiele „Gelato and Angels“. Erst Corona, dann die Plünderungen, jetzt bleibt die Hoffnung, dass Ruhe einkehrt.
600 Kilometer nördlich hat Kathrin in der 60.000-Einwohnerstadt Rocklin die Nase voll von zu viel Ruhe. Es muss wieder was passieren, sonst ist ihr Biergarten irgendwann Geschichte. Mit aller Macht stemmt sich die Mutter von drei Kindern gegen die Krise. Die Gäste ihres Biergartens danken es ihr.
Wie ist die Lage auf Mallorca?
Die Meldung, dass Peggy und Steff ihr Restaurant in bester Lage in Cala Ratjada nicht eröffnen, überraschte „Wir haben hin-und her überlegt und uns am Ende entschieden, nicht zu eröffnen.“ Im Januar erst hatten sie das Restaurant erworben und gemeinsam mit VOX einen Geschäftspartner gesucht. Der Umbau war so gut wie abgeschlossen. Die Eröffnung ist jetzt für 2021 geplant.
„Ist wohl die bessere Entscheidung. Haben die gleiche getroffen.“, kommentieren Caro und Andreas Robens einen Post ihrer Auswanderer-Kollegen. „Fitnessstudio first heißt unsere Devise. Wir müssen alle Kraft und Zeit aufs Iron Gym verwenden. Wir können nicht zeitgleich das Diner betreiben. Und für zusätzliches Personal fehlt das Geld“.
Im Osten der Insel in Cala Millor hat Büchners „Faneteria“ jetzt seit einem Monat geöffnet. Das Fazit bis hierhin fällt positiv aus, obwohl oder gerade, weil viele der Läden in erster Meereslinie geschlossen haben. „Die Touristen freuen sich, dass zumindest wir geöffnet haben.“, sagt Marco Gülpen. „Die Faneteria läuft besser als wir es uns erhofft haben. Die Miete hatten wir bereits bezahlt. Das Personal haben wir auf ein Minimum reduziert. Wenn es so weiter geht, stellen wir noch eine weitere Servicekraft ein.“ Mit dem „Chucca“ in Palma von Jasmin und Sohel und „Krümels Stadl“ in Paguera haben noch zwei weitere von TV-Auswanderern geführte Bars geöffnet. Unter Einhaltung aller Auflagen - Maske, Abstand, keine ausschweifende Party.
„Der Laden bleibt geöffnet, solange Kunden kommen. In den Ferien machen wir weiter. Und im September schauen wir dann aufs Neue“, sagt Marco Gülpen und benennt damit das Motto vieler Gastronomen auf Mallorca. Pläne darf man in dieser Saison nur bis morgen machen. Übermorgen ist vielleicht schon wieder alles anders.