Dr. Wolf auf Hausbesuch
Dr. Wolf macht heute einen Hausbesuch beim Verein der Schweinefreunde. Auf dem Privatgelände werden mehrere Minischweine gehalten, die vor einer Schlachtung gerettet und aufgepäppelt wurden. Zwei kleine Eber sollen kastriert werden, um den typischen Ebergeruch zu vermeiden und weil kein Nachwuchs gewünscht ist.

Früher wurden Schweine ohne Betäubung kastriert. Doch in der heutigen Zeit ist zum Glück eine Narkose laut Tierschutzgesetz vorgeschrieben, da alle Lebewesen eine schmerzlose Behandlung verdienen. Mit dem Skalpell wird ein kleiner Schnitt gemacht, durch den der Hoden vorsichtig herausgezogen wird. So kann er abgebunden und anschließend abgeschnitten werden. Um einen weiteren Schnitt zu vermeiden, zieht der Tierarzt auch den zweiten Hoden durch das kleine Loch, das danach sorfältig vernäht wird.
Zweiter Fall - ein Binneneber

Bei dem zweiten Eber kann zunächst nur ein Hoden entfernt werden, da der zweite vermutlich im Leistenkanal oder in der Bauchhöhle liegt. Ein Schwein mit einer solchen Störung nennt man "Binneneber". In der Embryonalphase bilden sich neben den Nieren die Hoden, welche anschließend durch den Leistenkanal in den Hodensack, das Skrotum, nach unten wandern. Ist der Leistenkanal verengt oder liegt eine erbliche Störung vor, verbleibt ein Hoden oder sogar beide entweder in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal. Man spricht von Kryptorchismus. Es werden zwar Hormone gebildet, doch die Produktion der Spermien ist meistens gestört.
Um den innen liegenden Hoden zu entfernen, bedarf es allerdings einer Operation in Vollnarkose: Sobald der junge Eber narkotisiert ist, wird das Schwein in der Regel an den Hinterbeinen an einem Gitter festgebunden, so dass das Tier kopfüber hängt. Auf diese Weise rutschen der Darm und die Organe Richtung Zwerchfell, so dass der zurückgebliebene Hoden leichter aufgefunden und entfernt werden kann. Zuerst muss die Bauchdecke geöffnet werden, um den Hoden zu lokalisieren. Anschließend wird die Keimdrüse abgebunden und entfernt. Zum Schluss werden die verletzten Blutgefäße vernäht und die Wunde mit einer Naht verschlossen. Hierfür muss allerdings ein Termin in der Praxis von Dr. Wolf vereinbart werden.
Nach dem Eingriff ist es wichtig, dass die Halter regelmäßig die Nähte der Schweinchen überprüfen, da es vorkommt, dass ihre Artgenossen an den frischen Wunden knabbern.