: Von der Gartenplage zum Naturschutzprojekt: Der große Ameisenumzug

Im Garten der Familie Gall wird es nie langweilig. Zwischen Blumenbeeten und alten Bäumen haben sich „so faszinierende und auch sehr, sehr nützliche Tiere“ eingenistet: Ameisen. Anfangs sind die kleinen Krabbler gern gesehene Gäste. Doch das friedliche Miteinander kippt, als die Ameisen ihre Grenzen überschreiten. Spätestens wenn das Eisessen im Garten zur Mutprobe wird, ist klar: Hier muss etwas passieren.

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Die Ameisenumsiedlerin kommt

Für solche Fälle gibt es Profis. Christina Grätz ist hauptberufliche Ameisenumsiedlerin – und heute ehrenamtlich im Einsatz. Normalerweise wird sie zu großen Baustellen gerufen, wenn ganze Autobahnen die Heimat von Ameisenvölkern bedrohen. Doch heute geht es um das Wohl der Familie und ihrer tierischen Nachbarn. 

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Bevor es losgeht, steht die Bestandsaufnahme an: „Ich denke, es ist die kahlrückige Waldameise“, erzählt Christina Grätz: "Das ist so ein großes Nest. So ein großer Auswurfring.“ Die kahlrückige Waldameise ist in Brandenburg eine von sechs geschützten Arten. Sie hat wenig Haare auf dem Rücken und – besonders praktisch für den Umzug – mehrere Königinnen.

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Kribbelnde Handarbeit und ein Kraftakt

Das Einsammeln der Ameisen und des Nestmaterials erfolgt in echter Handarbeit – und ohne Handschuhe. Der Hauptteil des Nestes steckt im alten Eichenstumpf, wo es besonders warm ist und die Puppenkammern liegen. Die Ameisen finden die Umsiedlung verständlicherweise weniger spannend. „Die wütenden Krabbler verteidigen sich mit einer Salve Ameisensäure.

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Bis zu 30 Prozent des Ameisenvolks sind nachts unterwegs und werden erst in den nächsten Wochen nachgeholt. „Wenn wir nur eine einzige Königin vergessen, bildet die bald ein neues Volk", stellt Christina fachmännisch fest. Am Ende sind 26 Säcke gefüllt – und der Baumstumpf selbst muss mit vereinten Kräften verladen werden.

Ein neues Zuhause im Wald

Das Ziel der Reise ist ein nahegelegener Wald, in dem bereits viele Waldameisennester zu finden sind – aber weit genug entfernt, damit keine Konkurrenz entsteht. Mit Materialien aus dem Wald wird das Nest abgedeckt. Kaum ist das Nest aufgeschüttet, beginnen die Ameisen mit dem Wiederaufbau, sichern ihre Brut und buddeln verschüttete Kolleginnen aus.

Warum Ameisen so wichtig sind

Doch warum all dieser Aufwand für ein paar Ameisen? Die Antwort ist klar: Ameisen sind für den Wald unverzichtbar. Sie halten ihn sauber, vertilgen Schädlinge, lockern den Boden auf und verbreiten Pflanzensamen. Christina hat in ihrer Karriere bereits über 3000 Nester umgesiedelt und rund 1,5 Milliarden Tiere gerettet. 

Jede Art zählt – auch die kleinen

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Am Ende bleibt eine Botschaft: „Wir wissen nicht, was jedes einzelne Ameisennest für große Bedeutung im Gesamtgefüge unseres Lebensraums hat. Und deshalb ist jedes Ameisennest wichtig und auch jede Art, die es zu erhalten gibt.“

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