Tiere in Not
hundkatzemaus-Tierschutzexperte Frank Weber ist immer im Einsatz und hat jeden Tag mit Tieren zu tun, die in Not sind. Diesmal unterstützt der Leiter des Franziskus-Tierheims Martina Ehrler und Myriam Philippin vom Tierschutzverein Garafia e.V. in Neckarsulm bei einem besonderen Problemfall: Die 15 Monate alte Mischlingshündin "Pauline" wurde 2010 auf einem heruntergekommenen Industriegelände auf der Kanareninsel La Palma geboren. Nachdem sie keinen guten Start ins Leben erwischt hatte, kam sie mit ihrer Mutter und ihren Wurfgeschwistern in die Obhut einer deutschen Tierschützerin.

Doch bei der Vermittlung der lebensfrohen, freundlichen und aufgeschlossenen Hündin gibt es ein Problem, denn "Pauline" ist von Geburt an blind! Die Behinderung bemerkt man zwar nicht sofort, doch als Besitzer muss man sich entsprechend darauf einstellen und manche Menschen fühlen sich mit einem behinderten Hund schnell überfordert. Nachdem Martina und Myriam die Hündin auf der Internetseite des Vereins vorgestellt hatten, meldete sich schnell eine Familie mit Kindern und einem Hund. Die Freude bei den beiden Tierschützerinnen war riesig und ihr Sorgenkind wurde nach Deutschland gebracht. Doch schon nach wenigen Wochen wurde der quirlige Podenco-Herder-Mix zurückgegeben, die Familie war überfordert... Der Tierschutzexperte weiß, wie schwierig die Vermittlung eines blinden Hundes ist, denn unter den unzähligen Hunden, die dringend ein Zuhause suchen, haben es die Vierbeiner mit Handicap am schwersten.
Lebensfroh trotz Handicap

Zuerst lässt Frank Pauline von Dr. Angelika Meißner, einer Spezialistin für Augenkrankheiten, untersuchen. Schließlich ist für eine Vermittlung wichtig zu wissen, ob Paulines Sehkraft mit einer Operation möglicherweise wiederhergestellt oder zumindest verbessert werden könnte. Doch bei der Untersuchung des Augenhintergrundes wird schnell klar, dass die Hündin ihr Leben lang blind bleiben wird: Bei ihr haben sich keine Sehnerven ausgebildet, vermutlich eine embryonale Missbildung, die genetisch vererbt sein könnte. Nach dieser traurigen Gewissheit erhält Frank aber auch eine positive Nachricht, denn er hat eine vorübergehende Pflegestelle für "Pauline" in Heilbronn gefunden. Sabine Bogner hat viel Erfahrung mit der Betreuung behinderter Hunde, denn sie hat selbst eine taube Hündin und einen Rüden, der für "Pauline" eine wichtige Orientierungshilfe sein kann. "Aramis" gibt "Pauline" Sicherheit und Vertrauen. Schon nach wenigen Wochen ist die blinde Hündin kaum wiederzuerkennen und besucht sogar eine Hundeschule. Außerdem hat Sabine der gelehrigen Hündin den Grundgehorsam beigebracht, macht mit ihr Agility und Clickertraining. Dieser Lernerfolg beruht vor allem darauf, dass gerade blinde Hunde mit viel Kraft und Bewegungsdrang sich über jede Art von Aufgabe und Abwechslung freuen. Mitleid hilft den Tieren nicht, sie sollten gefordert werden! "Pauline" ist gut sozialisiert, versteht sich mit Kindern, anderen Artgenossen und sogar mit der Familien-Katze. Jetzt muss sie nur noch ein dauerhaftes, liebevolles Zuhause finden...
Grundvoraussetzungen
Ein Zuhause für einen Hund mit derartiger Beeinträchtigung zu finden, ist immer eine große Herausforderung. Der neue Besitzer muss sich bewusst sein, dass ein behindertes Tier ganz spezielle Bedürfnisse hat, die er berücksichtigen und auf die er eingehen muss. Die zukünftige Umgebung des Tieres muss eine feste Struktur haben. So sollten z.B. Stühle, Futternäpfe oder sonstige Gegenstände nicht umgestellt werden, da der blinde Vierbeiner sich an ihnen orientiert. In einem sich ständig verändernden Haushalt würde "Pauline" sich nicht zurechtfinden. Ihre Welt ist in erster Linie durch Gerüche geprägt, an denen sie sich orientieren und sogar Hindernisse erschnüffeln kann. Hat sich die Hündin aber an ihre Umgebung gewöhnt, merkt man ihr das Handicap kaum noch an.
Die Mischlingshündin ist ansonsten gesund, äußerst temperamentvoll und wirklich kein Sofahund! Ihre neuen Besitzer sollten dementsprechend sportlich sein und "Pauline" nicht unterschätzen.