Tierschützer auf Mallorca, 10
Mallorca gehört zu den beliebtesten Reisezielen der Deutschen. Jahr für Jahr reisen fast 3 Millionen Bundesbürger auf die Baleareninsel, um dort ihre Ferien zu verbringen und einige haben hier sogar einen festen Wohnsitz. Kein Wunder also, dass sich das deutsche Engagement auch in kulturellen und gesellschaftlichen Belangen niederschlägt. So wird dort zum Beispiel der Tierschutz seit vielen Jahren maßgeblich von Deutschen unterstützt. hundkatzemaus begleitet einige von ihnen bei ihrer aufopferungsvollen Arbeit: Sie helfen im Tierheim, nehmen herrenlose Hunde auf und unterstützen einheimische Organisationen bei Aufklärungs- und Kastrationsaktionen. Viele einzelne Gruppen arbeiten Hand in Hand und sind miteinander vernetzt, denn der Tierschutz auf Mallorca hat viele Gesichter.

Im Westen von Mallorca, in der Nähe der Stadt Calvia, liegt das kleine Tierheim des Tierschutzvereins SOS Animal. Hier haben es sich der ehemalige BASF-Mitarbeiter Karl Miesel und die Tierpflegerin Veronika Rheinberger zur Lebensaufgabe gemacht, das Leid von schlecht gehaltenen oder misshandelten Hunden zu lindern. Zusammen mit zwei Helfern versorgen sie momentan 45 Hunde und 40 Katzen, die sie von der Tierauffangstation in Calvia übernommen haben. Dank ihrer Einrichtung bleibt herrenlosen Hunden, die von Tierfängern aufgegriffen wurden, die Todesspritze erspart. Außerdem kümmern sich die beiden Tierschützer um die vielen herrenlosen Katzen an der Küste und organisieren Fütterungs- und Kastrationsaktionen. Immer wieder arbeiten Karl und Veronika eng mit anderen Aktivisten und Tierschutzorganisationen zusammen.
Neustart für den sanften Riesen

Vor einigen Wochen haben Karl und Veronika zusammen mit Petra Steiner von Baldea einen einjährigen Mastín-Mischling gerettet. "Leo", wie die Tierschützer ihn genannt haben, wurde Tag und Nacht ohne Schutzhütte und ohne Wasser an der kurzen Kette gehalten. Er hatte einen blutigen Hals, war extrem unterernährt und von Räudemilben befallen. Nachdem Veronika den Hund mehrere Wochen lang liebevoll aufgepäppelt hat, wurde der ehemalige Kettenhund von Karl ins Tierheim von Bocholt gebracht. Denn auf Mallorca stehen die Chancen auf eine Vermittlung in ein schönes Zuhause nicht gut und wegen der schlechten Haltung in seiner Wachstumsphase hat der Rüde einiges aufzuholen. Seit einigen Wochen kümmert sich jetzt Dirk Schwar, 1. Vorsitzender des Tierschutzvereins Bocholt-Borken, intensiv um den sanften Riesen, der die Zuwendung und Aufmerksamkeit immernoch sichtlich genießt. Hier wird "Leo" weiter ärztlich versorgt und Dirk ist stolz auf die großen Fortschritte des Hundes. Er ist gut sozialisiert, körperlich fit und braucht Hände, die mit seiner Körpergröße gut umzugehen wissen. Es ist erstaunlich, dass "Leo" Menschen gegenüber so freundlich ist, wo er doch bis zu seiner Rettung nichts Gutes aus Menschenhand kannte. Umso lebensfroher ist er jetzt und wird seinen zukünftigen Besitzern ein dankbarer Begleiter sein
Die Tierschützer von SOS Animal und Baldea beobachten "Leos" ehemaligen Besitzer übrigens nach wie vor. Sie haben Anzeige erstattet und erhoffen sich so ein generelles Tierhaltungsverbot für ihn. Momentan sieht es so aus, als wäre ihr Einsatz erfolgreich gewesen!
Rockstars mit Herz

Musik und Tanz sind das Leben von Stefan Track und seinem Manager und Partner René Marichal-Navarro. Mit der gefeierten Dschingis Khan Revival-Band "Rocking Son" treten sie überall in Europa und Russland auf, doch ihr Arbeitsalltag im Tierheim in Felanitx, das im Südosten der Insel liegt, ist alles andere als glamourös! Seit 2004 engagieren sich die beiden gemeinsam für in Not geratene Hunde und kümmern sich zur Zeit um rund 40 Tiere. Bei ihrer täglichen Arbeit werden sie durch viele private Helfer unterstützt, zu denen auch Schauspieler Martin Semmelrogge gehört. 80% der Hunde finden ein schönes Zuhause in Deutschland, insgesamt konnten bereits an die 400 Tiere vermittelt werden. Showbusiness und Tierschutz - für Stefan und René die perfekte Mischung!
Ungewisse Zukunft für Dogge "Samir"

Manuela Berner von First Aid Animales Mallorca hat in Son Reus, dem städtischen Tierheim von Palma de Mallorca, eine junge Dogge vor der Todesspritze gerettet. Doch nur wenige Tiere haben dort das Glück ein Zuhause zu finden. Viele werden nach einer Frist von 2 oder 4 Wochen eingeschläfert. Obwohl der Rüde starke Probleme mit den Knochen, Sehnen und Gelenken hat und mit allen vier Beinen durchtritt, erhofft Manuela sich einen schönen Neubeginn für ihn. Sie hat den Hund "Samir" getauft und zu Stefan und René in die Perrera gebracht. Die beiden Tierschützer wollen die menschenfreundliche Dogge mit den stark deformierten Beinen so gut es geht aufpäppeln. Ihnen ist besonders wichtig zu sehen, ob der Junghund sich trotz allem seines Lebens freut, oder ob er sich nur quält und möglicherweise starke Schmerzen hat.
Eine erste Einschätzung von Tierarzt Ludger Vietmeyer soll bei der Entscheidung helfen, wie es mit "Samir" weitergehen soll. Beim Anblick der Dogge ist der Veterinär zunächst geschockt. Er stellt eine komplette Fehlstellung fest, die wohl vor allem auf schlechte Haltung und Fütterung zurückzuführen ist: die Pfoten sind verdreht und die Sehnen stark verkürzt. "Samir" wurde vermutlich auf engstem Raum mit wenig Sonnenlicht gehalten und falsch gefüttert. Ludger vietmeyer nimmt an, dass der Hund momentan keine Schmerzen hat, doch bei einer solchen Deformation der Gelenke sind Schmerzen durch Fehlstellung und Athrose vorprogrammiert. Es ist sogar denkbar, dass "Samirs" Besitzer sich die Arztkosten für eine Einschläferung sparen wollte und die Dogge stattdessen nach Son Reus gebracht hat. Stefan und René wissen jedenfalls noch nicht, wie es mit dem Tier weitergehen soll...
Nicht selten stehen Tierschützer irgendwann vor der Aufgabe entscheiden zu müssen, wann und ob ein Tierleben noch lebenswert erscheint und wann man ein Tier schweren Herzens erlösen sollte. An diesem Punkt angekommen, sollte immer an erster Stelle stehen, für und nicht gegen das Tier zu entscheiden!