: Waschbären in der Stadt: Sind die cleveren Wildtiere Fluch oder Segen?

Waschbären sind längst keine reinen Waldbewohner mehr. Auch in deutschen Städten wie Berlin haben sich die anpassungsfähigen Tiere angesiedelt – in Parks, leerstehenden Gebäuden oder Schrebergärten. Ihr Ruf ist allerdings eher schlecht.

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Ein neuer Rettungseinsatz in Berlin

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Die Tierärztin Mathilde Leininger, Gründerin des Vereins Hauptsache Waschbär e.V., wird gerufen, um Waschbärwelpen zu retten. Diese sind allein und hungrig in einem Berliner Garten entdeckt worden. Allerdings könnten die Jungtiere noch nicht unbedingt verwaist sein, da ihre Mutter nur vorübergehend auf Futtersuche sein könnte. Mathilde und die Finderschaft versuchen eine Rückführung: Dabei werden die Welpen in der Nacht an einer geschützten Stelle platziert, wo die Waschbärmutter sie wieder einsammeln könnte.


 

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Die Rückführungen von Waschbärwelpen sind oft erfolgreich. Dank Nachtsichtkameras kann überprüft werden, ob die Wiedervereinigung gelingt. Mathilde und ihr Team geben sich drei Nächte lang Zeit dafür. Sollte die Rückführung scheitern, nimmt der Verein die Welpen auf, um sie weiter zu versorgen.

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Mathilde Leininger betreibt in Berlin-Zehlendorf eine Tierarztpraxis, deren Grundstück teilweise in ein Waschbärengehege umgewandelt wurde. Die Gehege erfüllen die höchsten Anforderungen an eine artgerechte Haltung und bieten den kleinen Allesfressern ein sicheres Heim. Die besonders schutzbedürftigen Waschbären-Babys werden im Haus aufgezogen.

Seit 2016 gelten Waschbären in der EU als invasive Art, was bedeutet, dass sie in vielen Regionen getötet werden dürfen. Doch Mathildes Verein verfolgt einen anderen Ansatz: Statt die Tiere zu töten, setzt der Verein auf ein Kastrationsprojekt, das in Berlin erprobt wird. Durch die Rückführung kastrierter Waschbären in ihre Reviere wird langfristig das Populationswachstum reguliert, ohne neue Tiere anzulocken – ein Modell, das bereits bei Streunerkatzen erfolgreich angewendet wurde.

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Für Mathilde und ihren Verein ist klar, dass Waschbären in Deutschland bleiben werden, da sie sich bereits seit über 100 Jahren hier heimisch fühlen. Ihr Ziel ist es, ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Tier zu fördern. Dabei appelliert sie an die Verantwortung der Menschen, etwa durch das Vermeiden von Fütterungen. Solche Handlungen können zu Bußgeldern von bis zu 5.000 € führen.

Waschbären sind nicht nur faszinierende Tiere, sondern auch ein Beispiel dafür, wie der Mensch sorgfältig mit den Folgen seiner Handlungen umgehen muss. Mathildes Engagement zeigt, dass durch innovative und humane Ansätze eine friedliche Koexistenz möglich ist. Die Waschbären erinnern uns daran, dass auch Tiere ihren Platz in unseren städtischen Lebensräumen haben.