Guido Maria Kretschmer im Jubiläums-Interview: "Ich bin so froh, dass ich dieses Programm mache"

Der Star-Designer im Interview

Erinnern Sie sich an den schönsten Moment in 500 Folgen "Shopping Queen"?

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© Jubiläum: 500. Folge

Es gab einen Moment beim ersten Live-Walk. Da bin ich rausgekommen und spürte so eine Wärme. Ich dachte: "Ich bin so froh, dass ich dieses Programm mache". Ich hatte dieses leicht familiäre Gefühl von: "Ich fühle mich wohl mit dem, was ich hier tue." Das war ein ganz schöner Moment für mich. Das habe ich noch nie jemandem gesagt – das war wirklich ganz besonders!

Es gab auch viele Momente, in denen ich das Gefühl hatte, ich habe die Chance, Mode anders zu erklären. Ich möchte ja nicht, dass es heißt: "Erfolgreicher Designer verliert irgendwann den Kontakt zu den Menschen".

Und es gab Kandidaten, die mich zu Tränen gerührt haben. Da habe ich Zuhause manchmal noch Stunden gesessen und gedacht: "Mensch, die klebt jetzt aber an mir wie Pattex." – Ihre Geschichte, wie die sich gefreut haben, wie die bei uns gewonnen haben. Ich finde es auch toll, wie viel Mut manche Menschen haben.

Was mögen Sie am "Shopping Queen"-Konzept?

Ich denke, dass "Shopping Queen" mehr ist, als nur eine Styling-Show. Hier geht es nicht darum, mit 500 Euro durch die Gegend zu rennen und sich beliebig etwas zum Motto zu suchen. Da präsentieren sich Menschen mit ihrem Leben. Bei uns können Frauen gewinnen, die vermeintlich nichts haben, außer Geschmack. Die haben vielleicht keine tolle Wohnung und für die sind 500 Euro wahnsinnig viel Geld.

Ich finde es auch toll, dass mir nicht vorgeschrieben wird, was ich sagen soll. So kann ich immer darauf achten, dass unsere Kandidaten Lust an der Sendung haben und nicht nur Mode zeigen, sondern auch ihr Leben. Und ich finde, dass man respektvoll damit umgehen muss, wenn Menschen sich im Fernsehen präsentieren. Ich glaube, dass es Respekt braucht, wenn Menschen sagen: "Hallo, ich renne jetzt mal los und zeige mich im Fernsehen".

Ich versuche in ganz vielen Momenten, manchmal auch mit Humor, darauf hinzuweisen, dass das Leben mehr ist. Zum Beispiel kann Bummeln manchmal genauso viel Spaß machen wie Shoppen. Das sind alles Dinge, die ich durch "Shopping Queen" gelernt habe und die mein Leben beeinflusst haben, das muss ich mal ganz deutlich sagen.

Haben Sie am Anfang gedacht, dass "Shopping Queen" einmal so erfolgreich werden könnte?

Nein, das habe ich nicht gedacht. Ich denke auch nicht so erfolgsorientiert. Ich bin jemand, der sehr im Jetzt ist. Ich bin sehr eng verbunden mit Dingen, von denen ich glaube, dass sie Sinn machen. Wenn ich heute etwas tue, würde ich niemals die Augen zumachen ohne vorher gedacht zu haben: "Was war heute sinnvoll und was war nicht sinnvoll?". Als ich nach meinem ersten Dreh "Shopping Queen" abends im Bett lag, wusste ich, dass das funktionieren könnte. Und es war ein großes Vergnügen, als ich nach der Quote schaute und merkte: "Oh Gott, das geht wirklich – es funktioniert!".

"Ich glaube, die deutschen Frauen haben absolut Geschmack"

Was macht "Shopping Queen" für Sie einzigartig?

Es ist ein schönes Gefühl, wenn das, was man tut, auch mit dem eigenen Land zu tun hat und ein bisschen mit dem Gefühl aufräumt: „"Wir Deutschen haben keinen Geschmack." Das finde ich nämlich nicht! Ich glaube, die deutschen Frauen haben absolut Geschmack. Wir sind da auf einem guten Weg. Es gibt hier tolle Frauen. Wir müssen nicht nach Frankreich oder Italien marschieren. Man kann vielleicht einen großen Busen haben und auch eine unglückliche Figur – aber mit ein bisschen Beobachtungsgabe und Sinn für Stil kann man viel aus dem eigenen Typ machen – und vielleicht sogar Shopping Queen der Herzen werden. Und das ist das, was das Format für mich einzigartig macht.

Wie hätte Ihre Karriere ausgesehen, wenn Sie nicht in der Medien- oder Modewelt durchgestartet wären?

Ich hätte viele andere Dinge tun können. Ich wäre vielleicht ein guter Arzt geworden, weil ich empathisch bin und weil ich Anatomie sehr liebe. Ich mag Menschen. Vielleicht wäre ich auch ein guter Psychologe geworden. Oder ein guter Konditor – ich kann nämlich sehr gut backen und hübsch dekorieren.

Vermutlich wäre ich auch ein guter Familienvater geworden, wenn es anders gelaufen wäre. Ich hätte vielleicht sechs Kinder und würde mit denen Makramee-Kurse belegen. Es hätte so einiges sein können. Aber ich bin eben ein textiles Kind gewesen. Ich hatte immer Stoff zwischen den Händen. Meine Mutter hat immer gesagt: "Der Guido ist ein Intellektueller mit Nadel und Faden in der Hand".