Sing meinen Song: Hartmut Engler im Interview

"Mir gefallen die Sachen, die ich da singen werde"

Hartmut Engler von "PUR" ist der dienstälteste Musiker unter den Gästen der zweiten Staffel "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert". Aber auch er als alter Hase im Musikgeschäft kann sich voll und ganz für das VOX-Format begeistern. Warum, hat Hartmut Engler im Interview verraten.

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© VOX/Timmo Schreiber

Die Situation bei "Sing meinen Song" ist im Vergleich zu einem Konzert ganz anders. Wirst du dort umso aufgeregter sein?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen, weil ich diese Situation nicht kenne. Ich weiß wie es ist, vor zehn Leuten auf die Bühne zu gehen im Jugendhaus. Das ist zwar schon eine Weile her, aber ich kann mich erinnern. Ich weiß auch wie es ist, in einem ausverkauften Stadion aufzutreten. Ich weiß aber nicht wie es ist, „nur“ für ein paar Kollegen ihre eigenen Songs zu singen. Mal sehen – ich werde hinterher mehr berichten.

Über 30 Jahre bist du schon dabei: Was reizt dich nun bei „Sing meinen Song“ mitzuwirken?

Wenn so ein Format vor 20 Jahren schon da gewesen wäre, hätte ich mich sehr gefreut und mich bemüht mitzumachen. Uns Musikern macht es Spaß, uns neue Songs auszudenken, dann die Platte zu produzieren und schließlich dem Publikum gegenüberzutreten und live zu spielen. Drumherum ist das Thema Promotion gestrickt – da gibt es sicher Dinge, die mal mehr und mal weniger Spaß machen. Man wird dann als Künstler zum Beispiel in die Rolle des Pausenfüllers für Unterhaltungssendungen gebucht, wenn man ein großes Publikum erreichen will. Früher ging man im Optimalfall zu „Wetten, dass…?“, da konnte man gleich 12 Millionen Menschen erreichen. Man wartet den ganzen Abend auf einen drei- bis vierminütigen Auftritt, meistens Playback. Und das ist dann das Musiker-Dasein. Das ist nicht halb so befriedigend wie diese Sendung jetzt! Das ist der absolute Kracher! Gute Musiker und gute Musik, die man sich selbst aussuchen darf. Wir reden über Musik, wir sind unter uns, wir fachsimpeln und erzählen uns alte Anekdoten. Mit den Prinzen verbinden mich zum Beispiel über die Jahre viele Geschichten. In den 90ern waren wir ganz oft bei Fernsehshows und bei Preisverleihungen gemeinsam vor Ort. Da wird sich die eine oder andere Anekdote ergeben, die vermutlich die Leute zu Hause freuen und auch informieren wird. Man bekommt mal mit, wie so das Musikerleben von Leuten aussieht, deren Musik man gerne hört. Das ist doch spannend!

Gab es zwischen „PUR“ und „Die Prinzen“ ein besonderes Verhältnis in den 90ern?

Wir waren uns immer grundsympathisch. Aber natürlich gab es auch Frotzeleien. Uns gab es schon etwas länger, dann kamen die Prinzen und sind in den Charts an uns vorbei nach oben geschossen. Da bekommt man dann vielleicht mal im Vorbeigehen gesagt: „Na, habt ihr schon die Charts gesehen? Wo steht ihr denn?“ – klar, das merkt man sich und beim nächsten Mal, wenn man dann selber weiter oben steht, dann bekommen die Jungs das natürlich zurück (lacht). Aber irgendwann ist man erwachsen und dann macht man solche Späße auf Kosten von Musikerkollegen nicht mehr. Inzwischen haben wir ein super, super gutes Verhältnis.

Hättest du schon vor der ersten Staffel gedacht, dass VOX mit dieser Musik-Event-Reihe diesen großen Erfolg haben wird?

Auf jeden Fall! Die erste Staffel hat so fantastisch funktioniert und den Leuten so viel gegeben. Da muss ich VOX auch einfach ein Lob dafür aussprechen, dass man sich das getraut hat. Wenn man mich vor der ersten Staffel gefragt hätte, ob das Konzept funktionieren wird, hätte ich wahrscheinlich gesagt „Es wäre wundervoll, wenn es sowas geben würde“. Vielleicht hätte ich aber auch gesagt „Mh, aber zur Primetime und wenn dann zu wenig Menschen einschalten, ist es irgendwie schwierig…“. Aber: Es hat funktioniert! Das Format wird ganz bestimmt weiterhin – und vielleicht sogar noch besser – funktionieren, weil viele Leute es rechtzeitig mitkriegen, dass es die Sendung gibt. Vor allem auch Leute, die zum ersten Mal einschalten, werden auf jeden Fall ihren Spaß haben. Das wird sich dann hoffentlich wieder herumsprechen. Ich persönlich weiß, dass sich ganz, ganz viele „PUR“-Fans – und das sind wirklich viele in Deutschland - freuen, wenn sie mich da abendfüllend mal ein paar Wochen hintereinander auf der Couch sitzen sehen können.

Wie gehst du an die Songs der anderen Künstler heran, die du neu interpretieren wirst?

Also bei einigen Songs hatte ich selbst Sound-Ideen, wie sie funktionieren könnte. Ansonsten hat mir die Band, mit der wir geprobt haben, allen voran Mathias Grosch, der musikalische Leiter, sehr viele Vorschläge gemacht und mich auf den richtigen Weg gebracht – das war eine tolle Mischung! Ich bin im Bereich meiner Möglichkeiten schon in der Lage zu interpretieren und das ist hier gefragt. Wenn ich aber singe, klingt das immer nach mir – logischerweise. Für meinen Beruf ist das eigentlich auch eine ziemlich gute Sache wenn man gleich hört, das ist Hartmut Engler, eine markante Stimme und eine markante Ausstrahlung. Ich habe immer das Gefühl, wenn es mir selbst gefällt, dann funktioniert es. Und mir gefallen die Sachen, die ich da singen werde!

Daniel Wirtz komplett aus einer ganz anderen musikalischen Richtung. Beängstigend oder reizvoll, einen Song von ihm zu singen?

Zuerst muss man dazu sagen, dass Daniel selbst ein überhaupt nicht beängstigender Mensch sondern ein absolut liebenswürdiger Kerl ist. Ich finde das reizvoll! Für mich steht bei deutschsprachiger Musik der Text sehr im Vordergrund – Pur ist auch aufgrund der Texte über viele Jahre so erfolgreich. Ich schnappte mir also einen Text von Daniel, den ich mochte – und da gab es viele – und habe versucht ihn mit der Stimme so umzusetzen, dass er zwischen weich und hart wandelt. Auch die Musik haben wir so geändert, dass sie für mich ansprechend ist. Der Sinn der Show ist ja auch, dass die Songs ein bisschen anders klingen.

Welchen Song wirst du bei „Sing meinen Song“ unter anderem präsentieren?

Unter anderem habe ich mich drauf gefreut von den Prinzen „Du musst ein Schwein sein“ zu singen; das ist einer der vielen Lieblingssongs, den ich aus dem Werk der Prinzen habe und ich werde versuchen auch ein bisschen „Schwein“ zu sein, so wie es der Song verlangt. Er kommt in meiner Version sehr groovig daher und das wird auch den Jungs ziemlich gut gefallen, glaube ich. Sie kommen vom Vokal-Ensemble-Gesang und bei mir wird der Titel auf jeden Fall eine andere Anmutung haben, schon bedingt dadurch, dass ich alleine auf der Bühne stehe.

In der zweiten Staffel sind ausschließlich deutschsprachige Musiker dabei. Ist das bezeichnend dafür, wie sich die deutsche Musik in den letzten Jahren entwickelt hat?

Zum einen trägt die Sendung dem Rechnung, was sich in vielen Radiostationen nicht so widerspiegelt – da ist Englisch immer noch vorherrschend. Ich finde es aber schön – gerade in einem Fernsehmedium – auf die Texte zu hören und sie zu begreifen. Man wird feststellen, dass der Text auf eine ganz andere Art rüberkommt, wenn manche Songs anders interpretiert werden. Ich sage ja immer, dass es das Singen alleine nicht ist – ich versuche immer das Lied zu sein, ich versuche der Inhalt des Liedes als Person zu sein und das ist für mich das Spannende, ob mir das gelingt.