Sing meinen Song: Xavier Naidoo im Interview
Gastgeber Xavier Naidoo lädt 2015 zu einer neuen Runde "Sing meinen Song - Das Tauschkonzert" ein. Doch auch als Gastgeber lässt es sich die deutsche Soul-Legende nicht nehmen, selber auch aktiv auf der Bühne zu performen. Im Interview verrät Naidoo vorab, warum ihm diese Sendung so viel bedeutet und was er von der zweiten Staffel erwartet.

Die erste Staffel war ein riesen Erfolg. Wie stolz bist du auf das Format?
Ich bin super glücklich, dass VOX, alle teilnehmenden Künstler, die produzierende Firma Talpa Germany für ihren Mut belohnt wurden. VOX hat lange an dem Konzept festhalten müssen und lange niemanden gefunden, der es umsetzen kann. Oftmals wird sowas dann in die Tonne getreten. Vor Jahren wurde schon versucht, das Format an den Start zu bekommen. Aber um die Künstler und ein Team zu finden, die an den Erfolg dieses Musikformats glauben, das hat gedauert. Diese Belohnung, dass man jetzt für so Furore sorgen durfte, ist natürlich toll – gerade für ein Land wie Deutschland, in dem das Schubladen-Denken und das Zusammenkommen von Künstlern manchmal so ein Gschmäckle für den ein oder anderen hat. Dem können wir Sänger vielleicht etwas entgegen wirken, sodass es etwas verschwindet, indem wir einfach mal zusammenkommen, auch wenn man im Genre total untypisch ist.
Was bedeutet es dir, dass sich mit „Sing meinen Song“ ein Format wieder ganz der Musik widmet?
Man kann sich doch gar nicht mehr so recht dran erinnern, wann die letzten TV-Shows mit Musik überhaupt vorher gelaufen sind. Wenn man so durch das Fernsehen zappt, dann sieht man das nur manchmal bei den Franzosen, die noch in ihrem Samstagsprogramm stundenlang Musik zeigen, oder bei den Italienern, die so etwas noch kennen. In Deutschland ist das schon lange ausgestorben und der Reiz lag für uns nun wirklich darin: „Kriegen wir sowas hin? Können wir das leisten? Können wir mit unserem Set-up dafür sorgen, Musiker-Kollegen wieder eine Zukunft zu bieten?“ Man soll wieder sagen können, dass Künstler auch in Deutschland wieder mit ihren Bands im Fernsehen dabei sein und dort auch tatsächlich Akzente setzen können.
Kann man die erste Staffel noch toppen?
Wenn man den Vergleich ziehen möchte, wird es glaube ich schwierig. Diese Momente von Andreas und mir zum Beispiel, das will man so auch gar nicht mehr wiederholen. Man würde die Ereignisse ein bisschen mit Füßen treten, wenn man sagt, dass wir es genauso wie in der ersten Staffel wieder hinkriegen wollen. Man muss sich auf die neuen Künstler und ihre Geschichten einlassen. Man muss sich auch einlassen auf den Spaß, den die Prinzen und Hartmut mit Sicherheit mit ihren Frotzeleien verbreiten werden. Da wird glaube ich einfach ein anderer Geist sein, aber mit Sicherheit auch einer, den man sehr feiern kann.
War es mit dem Erfolg der ersten Staffel leichter, die Sänger für die zweite Staffel zu finden?
Es war vielleicht leichter, Künstler zu finden, die bereit waren mitzugehen. Aber es geht ja auch immer noch darum, ob auch alle Zeit haben oder nicht doch jemand vielleicht ein Album produzieren muss. Man muss tatsächlich ganz, ganz schwer daran arbeiten, bei jedem diese Zeit „herauszumelken“, damit wir alle zusammenkommen können.
Du wirst in der zweiten Staffel Songs der „Söhne Mannheims“ mitbringen…
Dieses Mal sind es bei mir nur Songs, die Michael Herberger und ich für die Söhne Mannheims geschrieben haben. Wir haben dieses Jahr 20-jähriges Jubiläum mit den Söhnen Mannheims und daher kommt auch meine Idee, nur diese Songs für meinen Abend bei „Sing meinen Song“ zu nehmen.
Verrätst du uns einen Song, den du coverst?
Ich werde „Abenteuerland“ von Pur covern. Ich hatte das total easy in Erinnerung und als ich es dann gehört habe, da dachte ich: „Ach Gott, an den ganzen Wahnsinn da drin kann ich mich ja gar nicht mehr erinnern!“ – das ist ja schon wie Queen teilweise, was die da alles reingepackt haben. Das war dann doch ne Überraschung, aber wir haben es gut gelöst.
Kannst du den Künstlern Erfahrungen aus der ersten Staffel mit auf den Weg geben?
Ich habe schon im Vorfeld vor Wochen gesagt: „Leute, nehmt doch auch unfertiges Material von euch mit“ – vielleicht kann man sich auch abends mal zusammensetzen und so neue Songs schreiben. Vielleicht haben wir dann auch die Möglichkeit miteinander Songs zu machen, die gar nicht mehr in der Show stattfinden müssen, damit wir auch noch einen Mehrwert haben von der Zeit, die wir da unten zusammen sind – da kann ja auch wirklich viel Kreatives passieren.
Mit welchen Erwartungen gehst du in die zweite Staffel?
Ich glaube, dass diese besonderen Momente natürlich passieren können und dass man das auch fast erwarten kann. Diese Zeit miteinander und die Proben, das miteinander fiebern und zittern, das vereint und das nimmt uns keiner mehr. Auch wenn das jetzt schon die zweite Staffel ist – es ist immer eine einmalige Angelegenheit für die Künstler. Zum Beispiel für jemanden wie Hartmut Engler, der eigentlich ein Solo-Sänger in seiner Band ist und das miteinander singen vielleicht gar nicht so gut kennt. Das ist dann echt eine tolle Sache, die man dann auch mal erfahren will als Sänger. Manchmal hat man über viele, viele Jahre gar keine Gelegenheit gehabt, mit anderen zusammen zu singen. Jetzt hier sowas nachfeiern zu können, das ist schon ein großes Geschenk. Mit so fähigen Leuten Zeit verbringen zu können, inspiriert einen einfach auch mal. Das ein oder andere – das weiß ich jetzt schon – wird auch auf jeden Fall nach der Staffel passieren.
Du sprichst Inspiration an – hat das Format das Leben ein Stück weit verändert?
Es kommt natürlich darauf an, an welchem Punkt man in seinem Leben steht. Letztes Jahr war es so, dass wir alle eine Entspannungsphase hatten, man ist da ja wirklich „am Arsch der Welt“ und kann auch gar nicht so groß in Kontakt sein mit dem Rest der Welt – das fördert natürlich diese Momente. Ich glaube schon, dass das alles verändern kann. Sarah Connor hatte sicherlich davor nicht damit gerechnet, irgendwann mal auf Deutsch zu singen. Oder Andreas Gabalier und ich haben auch gesagt, dass wir unbedingt mal etwas miteinander machen müssen. Abseits von dem, was wir sonst so machen – nur wir beide, ne Klampfe und wir erarbeiten uns ein paar Songs. Was kommt dabei heraus, wenn der Volksrocker und der Souler Genre-übergreifend zusammenarbeiten? Das ist glaube ich sehr spannend.
Wie schätzt du die Zusammenstellung der Künstler in der zweiten Staffel ein?
Natürlich ist die Mischung ein bisschen extremer, auch sind wir altersmäßig ein bisschen weiter auseinander. Die 90er sind zum Beispiel ein eigenes Ding, ohne dass ich jetzt von Epochen oder einer Ära sprechen möchte. Ich habe noch ein bisschen was davon mitbekommen, aber wenn Hartmut oder die Prinzen erzählen, was da alles los war – da schlackert man mit den Ohren!