Stanfour im exklusiven Interview
Wenn man dann hört, dass die Jungs von Stanfour nicht aus Kalifornien, sondern aus Norddeutschland kommen, ist die Überraschung groß. Selten trifft man nationale Bands, die solch lupenreinen amerikanischen Poprock produzieren - und damit einen solchen Erfolg verzeichnen können. Seit ihren Hits wie “For All Lovers” und “Wishing You Well” sind sie regelmäßiger Gast in den Charts und mit Giganten wie den Backstreet Boys, A-HA, John Fogerty, Bryan Adams und Pink auf Tour. Uns haben die sympathischen Nordlichter höchstpersönlich besucht. Wir haben sie zum neuen Album und ihren Tourerlebnissen mit Superstars befragt, und sie haben uns verraten, unter welchen Umständen sie auch mal einen Fan daten würden …

von Nicole Feybert
Glückwunsch zum aktuellen Album „October Sky“! Es ist euer drittes Album, was erwartet die Fans?
Christian: Die, die uns vom ersten Album an kennen, werden uns auch hierauf wiedererkennen. Was es etwas von den anderen Alben unterscheidet: je öfter man es hört, desto mehr Dinge kann man für sich entdecken. Wir haben viel mehr Zeit für die Songs verwendet, waren sechs Monate am Stück im Studio, haben herumexperimentiert, und man merkt die Liebe zum Detail in den Songs.
Euer Sound klingt ja unheimlich amerikanisch – aber ihr seid aus Nordfriesland! Wie sehr nervt es euch inzwischen, wenn man euch darauf anspricht?
Konstantin: Mich freut es, dass wir international klingen, das beanspruchen wir auch für uns. Wir möchten als internationale Band angesehen werden und uns nicht nur mit Deutschland beschäftigen, sondern auch darüber hinaus versuchen, was zu machen. Wir sind auch alle sehr von internationaler Musik beeinflusst, und haben uns seit unserer Jugend damit beschäftigt. Daher ist es auch ganz natürlich für uns. Darauf angesprochen zu werden, dass wir von Föhr kommen, regt uns auch nicht auf – da sind wir alle immer gerne, haben dort unseren Platz zum Arbeiten und sind der Insel sehr zugeneigt. Das ist völlig okay!
Konstantin, du hast mit deinem Bruder einige Zeit in den USA gelebt. Stimmt diese Story, dass euer Bandname durch Zufall in einem Starbucks-Laden entstanden ist? (Wegen des Namens Kon“stan“tin, nannte eine Kellnerin die Fünf „Stan´s Four“)
Konstantin: Das ist ein Gerücht, an dem wir nicht ganz unschuldig sind. Wir haben es sogar unterstützt, dass es sich verbreitet! Es war bei uns so, wie bei vielen Bands: Wir haben lange ohne Namen gearbeitet, dann einen gesucht, uns hingesetzt und uns diesen Namen ausgedacht. Das kam in späteren Interviews immer so schrecklich trocken rüber, dass wir das Gefühl hatten, wir müssen was tun, damit das interessanter wird. Wir hatten so drei, vier Geschichten, die parallel liefen, und die Starbucksgeschichte hat dann das Rennen gemacht (alle lachen). Das war nie ernst gemeint!
Hätte aber gut gepasst …
Konstantin: Stimmt. Finden wir auch.
Stanfour würden auch Fans daten

Welchen Unterschied habt ihr im US-Musikbiz im Vergleich zu Deutschland bemerkt?
Heiko: Man merkt schon deutliche Unterschiede. Ich finde, das Rock/Popmusik in der amerikanischen Kultur ganz anders verankert ist. Es gibt einen viel unverkrampfteren Zugang dazu. Wenn man z. B. in LA lebt, der Stadt des Entertainments, und man sagt, man ist Songwriter, dann ist man nicht alleine, weil es jeder zweite macht, jeder versteht, was man tut, und keiner das merkwürdig findet. In deutschen Großstädten ist das inzwischen zwar auch kein großes Problem mehr, aber es ist hierzulande nicht so verankert. Und wenn man gerade auch englischsprachige Musik machen möchte, dann empfiehlt es sich auch, in ein englischsprachiges Land zu gehen.
Es kam also nie für euch in Frage, deutsch zu singen?
Konstantin: Ich bin aufgewachsen mit der Musik der 90er Jahre. Da war die deutschsprachige Musik noch nicht ganz so etabliert. Es gab zwar die Toten Hosen oder Die Ärzte, aber keine klaren Vorbilder, bei denen wir sagen konnten: „Das ist die Art von Musik, die ICH machen möchte.“ Ich bin mit Klassikern aufgewachsen wie Bill Haley, den alten Rocklegenden, diese Musik verbinde ich mit der englischen Sprache. Es gibt genügend Beispiele heutzutage, wo es exzellent in Deutsch gemacht wird, aber für mich ist das keine Option mehr.
Was ist auf euren privaten iPods drauf?
Heiko: Inzwischen sind die extrem gemischt, aber aufgewachsen sind wir ganz klar mit der uramerikanischen Gitarrenmusik. Von AC/DC über Jimi Hendrix bis Led Zeppelin. Mittlerweile ist auch Taio Cruz dabei, Bon Iver, aus jeder Musik kann man sich Inspirationen herausholen.
Ihr habt die größten Acts schon auf Tour begleitet. Plaudert doch mal aus dem Nähkästchen. Gab‘s merkwürdige Spleens, die ihr mitbekommen habt?
Konstantin: Interessant war es bei A-HA, die haben sich ja inzwischen aufgelöst - und das konnte man auch spüren, dass das in der Luft lag. Morten hat jeden Tag einen fast schon perfektionistischen Soundcheck gemacht, er hat fast eine Stunde lang seinen Vocal Sound am Ohr eingestellt. Es ging um Frequenzen, ich glaube, die können fast nur noch Hunde hören. Etwas, wo man wirklich dachte „okay, das geht über das normale Maß hinaus“, das war schon fast fanatisch. Aber das war eben seine Art, sich einen angenehmen Sound zu bauen. Und der ist gerechtfertigt, wenn man Sänger einer Band ist, die Zehntausende in die Hallen lockt.
Eine Frage für alle weiblichen Fans: Wie sieht es beziehungstechnisch bei euch aus?
Konstantin: … da gebe ich sofort weiter an Heiko!
Heiko: Manche haben eine Freundin, manche keine (grinst). Aber ich gebe jetzt keine Liste raus! Unser Job macht es natürlich schwer eine Beziehung zu führen, aber nicht unmöglich. Eine gewisse Flexibilität gehört dazu, aber das bekommt man dann irgendwie auf die Reihe.
Ok, an die Singles unter euch Jungs: könntet ihr euch vorstellen, einen Fan zu daten?
Heiko: (schaut empört die anderen an) … muss ICH jetzt die ganzen Fragen beantworten? (Alle nicken).
Egal, ob es ein Fan ist oder nicht, es kommt ja letztlich auf die Person an. Wenn jemand beim Konzert ist, ich sie danach kennen lerne, und sie eine nette Person ist - und ich sage jetzt NICHT, dass das noch nicht vorgekommen ist - spricht nichts dagegen, dass man sich mal auf einen Kaffee trifft. Wenn es jemand ist, der nicht weiß, was man macht, ist es prinzipiell schon der bessere Weg. Man möchte ja als Person wahrgenommen werden, und nicht als Gitarrist der Band X.
Christian: Es geht auch nicht allein darum, was man macht, sondern auch darum, Verständnis für den Lebensstil zu haben. Dass es dazugehört, dass man öfter mal weg ist und man flexibel sein muss. Es kann sein, dass man sich z. B. für morgen verabredet hat und man erfährt zwei Stunden später, dass man spontan am nächsten Tag irgendwo hin muss. Vielleicht ist es mit einem Partner, dem es im Job ähnlich geht, einfacher.
Konstantin: Die Gefahr ist, dass –was durchaus vorkommt- zwischen jemand aus dem Publikum und demjenigen, der da oben steht, was passieren kann, aber dann die eine Seite enttäuscht wird. Wenn man nur das öffentliche Bild von jemandem vor Augen hat, lässt sich das im täglichen Leben nicht aufrechterhalten. Das kann ganz schnell zu Missverständnissen und Enttäuschungen führen.
Wenn ihr zuhause, auf Föhr, spielt ist das einfacher, wenn Familie und Freunde dabei sind, oder erhöht das den Druck?
Konstantin: Man ist schon sehr angespannt, weil man es ganz besonders gut machen möchte. Man wird aber auch besonders freundlich in Empfang genommen. Deshalb sind die Konzerte zuhause extrem schön. Wir haben auf Föhr am Strand gespielt vor zwei Jahren, das war super. Und auch die Hamburg-Konzerte sind immer toll.
Wann und wo können wir euch in diesem Jahr live sehen? Eure eigene Tour fängt ja erst Ende des Jahres an …
Konstantin: Wir machen einige Festivals im Sommer. Gerade sind wir in der Probephase, schrauben unser Liveset zusammen, und die eigene Tour kommt dann im Dezember!
Vielen Dank für das Interview!