Vlies – der Stoff im Verborgenen
Als Vlies wird jede Art von Textilstoff bezeichnet, der nicht durch Garnverschlingung entsteht, also nicht gewebt, gewirkt, geflochten oder gestrickt wird. Stattdessen ist dieser ein aus beliebigen Arten von Fasern zusammengefügter Flor. Wie diese Fasern verbunden werden, ist je nach gewünschtem Stoff ganz unterschiedlich. Einige Arten werden mithilfe von Wasser aufgeschwemmt und so zusammengefügt, andere entstehen durch Schmelzeffekte beim Erhitzen. Das Praktische am Vlies: Bei der Anfertigung lassen sich unterschiedlich vorgeformte Stoffe erstellen.
So hat sich Vlies entwickelt
Die ersten Vliese erstellten Menschen bereits im zweiten vorchristlichen Jahrtausend. Sie stampften Tierhaare mit Wasser, Molke oder anderen Substanzen zu einer festen Schicht, die nach dem Austrocknen dann verbunden blieb. Diese Art der Textilproduktion wird noch heute – allerdings in moderneren Formen – zur Herstellung von Filz genutzt, der auch als eine Form von Vlies gilt. Ab dem 19. Jahrhundert konnte die Vliesherstellung dank neuer Techniken verfeinert werden. Leimstoffe und Bindemittel verfestigten und stabilisierten die Textilerzeugnisse zusätzlich und eröffneten so ganz neue Einsatzmöglichkeiten für Vlies. In der Mode profitierten zuerst die Schuhhersteller von dieser Weiterentwicklung: Schuhsohlen konnten durch Vlies verstärkt, gefüttert und gepolstert werden, was deutlich kostengünstiger war als die ausschließliche Verwendung von Leder.
Vlies als stiller Begleiter
Heute leistet dieser der Schuhindustrie noch immer gute Dienste. Schuhkappen beispielsweise werden häufig durch den anpassungsfähigen und doch festen Stoff stabilisiert. Darüber hinaus kommt es zur Wärmeisolation von Funktionskleidung zum Einsatz und unterstützt als Einlage die Form verschiedener Kleidungsstücke. Bewährt hat es sich dank seiner Flexibilität und biegsamen Festigkeit außerdem als Trägerstoff für Kunstleder. Nicht zu verwechseln ist Vliesstoff übrigens mit dem ähnlich lautenden Fleece: Hierbei handelt es sich nämlich keineswegs und einen Flor, sondern um gewirkte Maschenware. Optisch kann Vlies kaum mit Web- oder Stricktextilien mithalten. Darüber hinaus fehlt ihm trotz aller Biegsamkeit meist die weiche Anschmiegsamkeit an die Bewegungen des Körpers, um als alleiniger Bekleidungsstoff taugen zu können. Vlies ist daher eher ein unauffälliger Unterstützer für Fashionlooks und bleibt in der Regel unter den stylishen Materialien verborgen.