Sie vergab ihrem Vergewaltiger, um selbst Frieden zu finden
Ich wurde seelisch und körperlich verletzt von einem fremden Mann. Mein Nein wurde einfach übergangen.
Mein Name ist Michelle. Ich bin heute noch überrascht, wie so ein schöner Tag zu so einem Albtraum werden konnte. An einem Ort, der eigentlich mein Selbstwert war. Ich spreche vom Tag meiner Vergewaltigung. Der Prozess des Vergebens begann während meiner Therapie. Ich hasse meinen Vergewaltiger nicht. Meine Zeit ist mir zu wertvoll, um sie mit Hass zu verschwenden. Ich war sehr angespannt und hatte Angst, dass es noch anderen Frauen passiert. Ich war wütend, weil es so lange gedauert hat, bis er in Haft kam. Vor Gericht war es beängstigend für mich, meinem Vergewaltiger zu begegnen, aber gleichzeitig auch so ein stärkendes Gefühl, weil ich wusste, dass er mit meiner Hilfe nun zur Rechenschaft gezogen wird. Er ist ein Serientäter. Und jetzt im Gefängnis. Ich habe Mitleid mit ihm. Was muss er für eine gebrochene Seele sein, die sich nicht anders zu helfen wusste, als über fremde Frauen seine Macht zu demonstrieren? Ich vergebe ihm, um für mich selbst Frieden zu finden. Anstatt mir mein Leben von ihm zerstören zu lassen, arbeite ich an mir. Denn das kann niemand anderes, außer ich selbst. Ein sexueller Übergriff definiert uns nicht. Wir haben die Macht, so ein Erlebnis zu verarbeiten.
Aber wir schaffen das nicht allein. Wir müssen Hilfe in Anspruch nehmen. Am besten Professionelle. Wir müssen darüber sprechen und uns mehr austauschen. Denn wir sind mit unseren Erlebnissen und Gefühlen nicht allein. Wir können es schaffen, nach vorne zu blicken und den Schmerz hinter uns zu lassen. Aber nur gemeinsam.